Jede Rebe soll einen Paten finden
Guter Wein ist schnell in aller Munde
Koblenz-Moselweiß.Flur 17, Parzelle 25/2 im Moselweißer Hamm heißt jetzt „Sebastians Burgunder-Eck“. Namensgeber ist Sebastian Lechner, der Enkel des Moselweißer Winzers Toni Reif, der wiederum Inhaber des Weinguts „Antoniushof“ in Koblenz-Moselweiß ist. Im Jahr 2010 hatte der Senior-Winzer den Steilhang gekauft, um ihn direkt auf seinen Enkel Sebastian, der sich damals noch in der Ausbildung zum Winzer befand, zu übertragen. Gemeinsam legten sie dann Terrassen in dem Weinberg an - wo es möglich war mit einem Bagger, die Restfläche in mühevoller Handarbeit. Wegen der Terrassen-Steilstlage, der Weinberg hat beinahe einhundert Prozent Steigung, ist die Arbeit hier oben über der Mosel sehr aufwendig und auch nicht ganz ungefährlich. Aber die Ernte der Trauben von den 1200 Rebstöcken, die etwa achthundert Liter Grauburgunder erbringen wird, belohnt die fleißigen Winzer, die zudem von ihrem Arbeitsplatz einen wunderbaren Ausblick genießen können. Gut sieben Prozent der im Jahr 2011 gepflanzten Rebstöcke stehen auf einer Fläche, die Großvater und Enkel zur Patenschaftsterrasse erklärt haben. Jede Rebe hier soll einen Paten finden. Der bezahlt einen geringen einmaligen Betrag und verpflichtet sich, fünf Jahre lang eine bestimmte Menge Wein bei dem Weingut einzukaufen. Dafür erhält er einen Vertrag mit einer Urkunde und eine, an der Paten-Rebe angebrachte Namensplakette sowie jährliche eine Flasche Wein von „Sebastians Burgunder-Eck“. Die beiden Winzer können sich darüber hinaus etliche Veranstaltungen vorstellen, die mit einem Zusammentreffen aller Paten verbunden sind. „Das ist ausbaufähig!“, ist Toni Reif überzeugt. Die Patenschafts-Idee geht zurück auf einen der Antoniushof-Weinfreunde, Siegfried Blüml. Er stellte sie nach seinem Besuch einer Weinbruderschaft in Mainz vor, wo er eine gleichartige Aktion kennengelernt hatte. Zur Umsetzung im Antoniushof leistete er gleich einen eigenen Beitrag, indem er per Laser Weinblätter aus Edelstahl schnitt, die als Namensplaketten verwendet werden. Toni und Sebastian begeisterten sich sofort für die Idee, die besonders der Senior mit viel Herzblut und Leidenschaft aufgriff. Der Gedanke, das Kulturland hier nicht nur für den Weinanbau urbar zu machen, sondern etwas Besonderes damit zu bewerkstelligen, gefiel ihm außerordentlich. Mit den Patenschaften wollen die beiden Winzer einen Beitrag dazu leisten, die Weinkulturlandschaft in diesem Bereich der Mosel den Weinfreunden näher zu bringen und ein größeres Bewusstsein zu schaffen für die Besonderheit von Weinen aus Steillagen wie dieser, wo die Trauben mit Zugabe von sechs- bis siebenhundert Sonnenstunden jährlich heranreifen. Doch Sonne alleine reicht nicht aus, um ein hohes Mostgewicht und einen qualitativ hochwertigen Wein zu erhalten. Wichtige Anteile daran tragen auch der mineralische Schiefer-Verwitterungsboden und der regelmäßige Pflegeaufwand, zu dem unter anderem Rebschnitt, Laubarbeiten und das Spritzen als Vorsorge gegen Reben-Krankheiten gehören. Viel Aufwand in dieser Anbau-Lage. Doch die Qualität, der das Weingut immer Vorrang vor Quantität einräumt, wird dafür entschädigen. Und weil guter Wein schnell in aller Munde ist, waren auch in kurzer Zeit die ersten dreißig Paten für „Grauburgunder SMA 505 Binova Op 1“ gefunden. Die Patenschaft für Rebstock Nummer 1 kaufte Musch Jansen für ihren in Amerika lebenden Sohn, dem sie gleich ein Foto von der Anbringung der Namensplakette zuschickte. Auch die übrigen, der ersten Urkundenübergabe im Weinberg beiwohnenden Paten waren sichtlich stolz auf „ihre“ Rebe und bildeten schnell eine eingeschworene Gemeinschaft, die schon einmal auf die gute Entwicklung der Trauben anstieß. Nach der Ernte im September wird der erste, im Keller des Weinguts ausgebaute Wein aus der Patenschaftsterrasse voraussichtlich im April 2015 in Flaschen abgefüllt sein. Ein ganz besonderes Etikett soll noch entwickelt werden, verriet der Jungwinzer. Zum Abschluss der Zeremonie bedankte sich Toni Reif bei allen Unterstützern, zu denen auch Freund, Sangesbruder und frisch-gebackener Pate Friedhelm Pieper gehörte, der die Partnerschafts-Urkunden entwickelte. Pieper wünschte sich, dass die nette Gesellschaft der Paten nicht nur für fünf Jahre Bestand habe, sondern immer wieder in Verlängerung gehe. Nach dem Abstieg erlebten alle gemeinsam in der Winzerwirtschaft „’Antoniushof“ einen feucht-fröhlichen Ausklang des Tages. Weinfreunde, die gerne eine der noch verfügbaren fünfzig Rebstock-Patenschaft übernehmen möchten, können sich diesbezüglich jederzeit bei dem Weingut melden. Eine schöne Gelegenheit dazu bietet sich am 4. August, wenn in der Winzerwirtschaft der jährliche Kirmesfrühschoppen abgehalten wird.
Einblätter Edelstahl dienen als Namensplaketten der Paten.
