Über 1.000 Jecken verbrachten einen stimmungsvollen Abend auf der Prunksitzung der GKKG
Hohe Politik unter der Narrenkappe
Koblenz. „So ein Wahnsinn, der Haushalt ist wirklich die Hölle, eiskalt hast Du uns den Haushalt serviert, dieser Haushalt gehört wohl auf den Müll, Sondermüll“, sangen die Layer Fährmatrosen nach dem Lied von Wolfgang Petry zu dem Koblenzer Haushaltsplan 2016. Und noch mehr hatten die Fährmatrosen (Andreas Bilo, Wolfgang Albrecht und Holger Rübel) bei der Prunksitzung der Großen Koblenzer Karnevalsgesellschaft (GKKG) zum Thema Stadtverwaltung drauf: „Die Namen Prümm und Knopp sind für den Koblenzer Stadtvorstand nicht qualifiziert, da es keine Doppelnamen mit Bindestrich sind wie Hofmann-Göttig, Hammes-Rosenstein oder Theis-Scholz.“
Stunden zuvor hatte das Kowelenzer Original Manni Gniffke in der Rhein-Mosel-Halle etwa 1.000 Gäste begrüßt, natürlich den Stadtvorstand sowie Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) - sie blieb sogar bis zum Sitzungsende - und auch CDU-Bundesvize und Landesvorsitzende Julia Klöckner. Es ist eben Wahlkampf, doch den klammerte der Sitzungspräsident bewusst aus.
Apropos Sitzungspräsidenten: Das sind oft Langweiler, vor allem bei Begrüßungen und Ehrungen. Wie man das närrisch richtig macht, demonstrierte Manni Gniffke, als er witzig und spritzig durch die tolle GKKG-Prunksitzung führte und einigen Aktiven sogar lustige Fragen stellte. Er war kurzfristig eingesprungen für den erkrankten Thomas Than. Langatmige Ehrungen und Lobhudeleien gibt es bei der GKKG-Sitzung nicht, denn Orden und Ehrungen wurden vor dem närrischen Feuerwerk bei einem Empfang für geladene Gäste vergeben. Lediglich Malu Dreyer und Julia Klöckner erhielten GKKG- und Prinzenorden auf der Bühne. Apropos Prinz: Das Tollitätenpaar Prinz Frank vom See und der „Conflutsch“ (so Gniffke) Melina besuchte mit Gefolge und dem Gülser Husarencorps die Sitzung und brachte Stimmung in den „Laden“. Aber auch das Kinderprinzenpaar mit Justus und Aylin war zu Besuch. „Ihr wohnt doch im ale Waschem, wo die kleine Häusche sin, kann me dann dodrin gruß were?“, fragte der Sitzungspräsident.
Zeitgeschehen humorvoll auf die Schippe genommen
Auch Protokoller sind bei Prunksitzungen nicht immer der Hit. Anders bei Georg Spross, der das Zeitgeschehen in lustige Reime formte, so zum Skandal um das G3, das angeblich nicht trifft: „Heckler & Koch lieferten der Bundeswehr ein echtes Friedensschießgewehr“ und zur FIFA meinte er: „Macht den ganzen Laden dicht, der Fußball braucht die FIFA nicht.“ Kommentar von Manni Gniffke: „De Schorsch ist ein echter Kowelenzer aus der Goldgrub und Anwalt und hat das alles rechtlich prüfen lassen.“ Als besondere Leistung bezeichnete der Sitzungspräsident den flotten Gardetanz der GKKG-Kinder (Trainerinnen sind Mareike Alsbach und Julia Wilsdorf) gemeinsam mit den Senioren, da diese in Uniformen tanzten.
Altrocker Dirk Crecelius, GKKG-Geschäftsführer, begeisterte mit den „Altstadtpänz“ und ist stolz darauf, dass hier drei Generationen musizieren: er als Gründer, sein Sohn Sebastian und Enkel Dorian. Der Adjutant des Kurfürsten, Dieter Jäger, kritisierte nach Mainzer Art unter der Narrenkappe die große Politik. „Er gehört zur Prinzengarde Mainz, ist aber von de Kartaus“, erläuterte Manni Gniffke, und weiter: „Wenn de Deine Chef de Kurfürst siehst, sach en schöne Gruß.“ Mit dem Afrika und Dschungel beeindruckten Kindergarde und Juniorinnen die Narren in der Rhein-Mosel-Halle und beim Paartanz zeigten Julia Wilsdorf und Martin Wiczorek fast Akrobatisches.
Akrobatische Tanzeinlagen
Und dann kam der Nachwuchsredner Manni Gniffke (77), der als Stadtführer auch oft an Beerdigungen teilnimmt, weil es danach immer etwas zu trinken und zu essen gibt, zumindest „e Brötche“, denn Koblenz hat den zweitschönsten Bergfriedhof Europas: „Schließlich bleiben die Leut da auch lang liegen.“ Aber die modernen Beerdigungen gefallen ihm nicht so: „Oft läufst da hinter so nem Äscheeimer her.“ Dann berichtete er über „et Brigittche“: „Die hat am liebsten im Liegen gearbeitet, wor hübsch früher. Ich hab die Wohnung vom Brigittche gut gekannt“, Lachsalve von den Zuhörern, „ich hab da immer de Pfarrbrief hingebracht.“ Wie unglaublich schnell und gelenkig sie ist, zeigte Solomariechen Nadine Alsbach bei ihrem Tanz.
Zum letzten Mal stand Schnießschwaader Dr. Albert Esser auf der Bühne, der mit zahlreichen Witzen seinen Abschied gab: „Eine Bekannte hat eine südamerikanische Augenkrankheit: Chile“, oder: „Meinem Freund haben sie ein Ohr transplantiert, nach zwei Tagen hat das Ohr den Körper abgestoßen.“ Riesiger Beifall als Dank für viele Jahre als Büttenredner waren dem Schnießschwader sicher. Das Männerballett der GKKG (Trainerinnen sind GKKG-Vorsitzende Claudia Probst und Silke Dietz) entführte nach Frankreich. Mehrfach wechselten die Tänzer während ihres Auftritts ihr Outfit. Jupp Schmitz vom Bauhof (Exprinz Martin Staudt von Grau-Blau Grenzhausen) wartete mit zahlreichen Witzen und lustigen Geschichten auf und erhielt, wie alle anderen auch, frenetischen Beifall.
Wie sich hässliche Entlein in hübsche junge Mädchen verwandeln, zeigten die GKKG-Senioren bei ihrem fantastischen Showtanz, den Sandra Hamm und Julia Wilsdorf einstudiert hatten. Mit den Hotzels und vielen Liedern, darunter auch der „Kowelenzer Jung“, läutete Manni Gniffke dann das große Finale und den Schluss für eine fantastische närrische Schau ein.
Zum letzten Mal stand Schnießschwaader Dr Albert Esser auf der Bühne.
Kowelenz Olau rief auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei der GKKG-Sitzung.
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