Allgemeine Berichte | 03.03.2015

Neugründung der Schlaganfall-Selbsthilfegruppe in Koblenz

Im Team zurück ins Leben

Am 6. März steigt das Gründungstreffen im Schöffenhaus am Florinsmarkt

Koblenz. Der Schlaganfall ist eine der häufigsten Erkrankungen mit etwa 270.000 Betroffenen jährlich. Weltweit erleiden rund 15 Millionen Menschen pro Jahr dieses Ereignis. Etwa die Hälfte aller Gehirnschlag-Betroffenen ist über 70 Jahre alt. Aber auch junge Menschen können einen Schlaganfall erleiden - vor allem bei Vorliegen einer genetischen Disposition oder anderen Risikofaktoren wie hoher Blutdruck, Nikotinkonsum, Übergewicht, zu wenig Bewegung oder Herzrhythmusstörungen. Es kann jeden treffen. Aus den Medien sind vor allem die prominenten Fälle bekannt, auch junge Schauspieler, Moderatoren, Musiker und Sportler. Die Folgen der Erkrankung sind sehr unterschiedlich, und vor allem vom Zeitpunkt des Ereignisses und der raschen Behandlung abhängig. Die Folgen reichen von leichten Einschränkungen der Sprache, Einschränkung der der Beweglichkeit von Armen und Beinen bis hin zu kompletter Pflegesituation oder auch dauerhaftem Wachkoma. „Was wieder geht“ ist vor allem von der Mitarbeit des Patienten abhängig. Bei einem Schlaganfall werden kleine oder große Bereiche des Gehirns nicht mehr mit Sauerstoff versorgt und sterben ab. Die in diesem Bereich des Gehirns gespeicherten Fähigkeiten und Informationen sind verloren. Der Betroffene „weiß also nicht mehr“, wie er die Finger bewegt oder wie er mit der Zunge umgeht. Aber alles lässt sich wieder neu lernen und das Gehirn kann das neu gelernte in anderen Bereichen des Gehirns speichern. Das kann lange dauern, aber die moderne Medizin und die Therapeuten kennen sich da aus und helfen. Aber es ist viel Arbeit, vor allem für den Patienten und die Angehörigen. Hierbei hilft vor allem der Austausch mit anderen Betroffenen. Der Mitinitiator der Neugründung Ralf Hoffmann kann sich sehr gut an seinen Austausch mit einem Musikerkollegen (Wolfgang Niedecken, BAP) erinnern. Der hatte auch einen Schlaganfall in 2011 mit einem sehr ähnlichen Verlauf. Er steht heute wieder auf der Bühne und singt und gab Ralf Hoffmann im Oktober die gleiche Prognose - und hatte recht. Der Austausch mit Betroffenen ist für alle wichtig, auch die Angehörigen können ihre Sorgen teilen und aus Erfolgen und auch Rückschlägen anderer lernen.

Die Schlaganfallselbsthilfegruppe bietet eine unverbindliche Plattform mit regelmäßigen Treffen. Den Rhythmus bestimmen die Teilnehmer selbst, ein sechswöchiger Zyklus ist angestrebt. Der Start ist am 6. März in der Koblenzer Altstadt im Schöffenhaus am Florinsmarkt. Die Räume sind barrierefrei erreichbar, die Gründungsveranstaltung ist von 15.30 bis 17 Uhr geplant. Die Teilnahme ist für alle kostenlos. Es gab schon mal eine solche Gruppe zwischen 2001 und 2011, damals als gemeinnützigen Verein. Für die Form gibt es diesmal keine Festlegungen. Das können und werden die Teilnehmer untereinander abstimmen und festlegen.

Ein langer Weg zurück

Die Neugründung der Selbsthilfegruppe wird von der Ehrenbreitsteiner Logopädin Claudia Bezner und ihrem Patienten Ralf Hoffmann aus Arenberg organisiert. Ralf Hoffmann hatte im Juli 2014, am Morgen nach dem gewonnenen WM-Finale und nach einer sonntags beendeten Flugreise aus Japan einen schweren Schlaganfall erlitten. Er wurde im Brüderkrankenhaus reanimiert und einige Tage später aus dem Koma zurückgeholt, mit schlechter Prognose und ausgeprägten Lähmungen.

An die Fortsetzung seiner Arbeit als Vorstandsvorsitzender des Koblenzer Unternehmens Görlitz AG war nicht zu denken und wurde auch beendet. Wie die Prognose heute weitergeht, ist noch nicht klar, aber dank seiner ausdauernden Arbeit, der Unterstützung seiner Frau, von Freunden und Therapeuten ist sein Zustand heute stabil und es geht stetig aufwärts. Die erfahrene Logopädin Claudia Bezner hat nach ihrer Ausbildung in Ulm 1996 lange Zeit in der neurologischen Klinik in Vallendar gearbeitet und hat sich im Mai 2014 mit einer eigenen Praxis „dialog-logopädie“ in Ehrenbreitstein selbstständig gemacht. Hier bietet sie umfangreiche Therapien für Erwachsene und Kinder an und behandelt Sprach- und Sprechstörungen, eingeschränkte Kommunikation, Schluckbeschwerden oder neurologisch bedingten Problemen.

Interessierte Teilnehmer an der Selbsthilfegruppe sind sehr willkommen. Das Leben mit Schlaganfall stellt viele Betroffene vor neue Herausforderungen. Und die meisten davon lassen sich nur im Team lösen. Der Patient muss vor allem mitarbeiten. Nichts heilt „von alleine“. Selbst alltägliche Handlungen sind manchmal nicht mehr möglich oder müssen verändert werden. Wie andere Betroffene diese Herausforderungen angehen, lässt sich in der Gruppe erfahren. Helfen und Hilfe bekommen in einem Netzwerk, das Hilfe gibt und Wege zur Hilfe zeigt.

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