Neun Bürger und die Kirche machten mit bei der Aktion „Höfe, Gärten, Gassen - entdecke Neuendorf“
Neuendorfer öffneten ihr privates Domizil
Koblenz-Neuendorf. „Doch wie´s drin aussieht, geht niemand was an“, heißt es in einem Lied in der 1929 uraufgeführten romantischen Operette „Das Land des Lächeln“ von Franz Lehar. Bei privaten Häusern. Gärten und Höfen ist das auch so, nicht aber an einem Tag im Koblenzer Stadtteil Neuendorf. Da öffneten neun Bürger ihr privates Domizil für Besucher. „Höfe, Gärten, Gassen - entdecke Neuendorf“ hieß die Aktion im Ortskern, der geprägt ist von alten Fachwerkhäusern und Kulturdenkmälern, eine faszinierende dörfliche Unverwechselbarkeit mitten in der Großstadt. Viele Gassen und Gässchen, die zum Rhein führen, luden zu interessanten Erkundungen ein und auf den großzügigen Rheinwiesen und Parkanlagen sowie Sport- und Spielplätzen bieten sich herrliche Ausblicke auf Rhein und Festung Ehrenbreitstein.
Einfach wunderschön die Innenhöfe und Gärten, in denen ein toller Sommerabend noch abgerundet wurde mit erlesenen Speisen, Getränken, Lesungen und Musik. So gab es junge Töne im alten Garten des 1902 erbauten Hauses Am Ufer 1a unter dem Motto „Jugendstil trifft Jazz und Funk“ mit der „Band, die aus dem Keller kam“. Einige Häuser nebenan, Am Ufer 2, hieß es dann „Vom Bauernhof zum Paradies“. Und das war nicht übertrieben, denn der Innenhof mit den Fachwerkwänden aus dem 16. Jahrhundert und der üppigen Blumenpracht ist einfach traumhaft. In Räumen neben der Holzterrasse waren Fotos und Dokumente zum Hochwasser ausgestellt und daneben spielte die „Küchenkombo“ Kaffeehausmusik. Abgerundet hatte Besitzerin Margret Sprengart dies mit selbst gemachtem leckeren Kartoffelsalat, wegen der Hitze nicht mit Majo, sondern mit Olivenöl und einem tollen Wein. In einem 300 Jahre alten Bauernhof in der Herberichstraße war der „Naschgarten“ geöffnet und die Besitzerin berichtete im Outfit des 19. Jahrhunderts über vergangene Zeiten. Auch hier gab es ganz leckere Spezialitäten wie z.B. eine besondere Pastete. Und nebenan, eingebettet in die Gassen, ein weiterer Bauerngarten. In der Sabelsgasse hatte in „einer versteckten Oase“ eine Künstlerin im Garten Skulpturen ausgestellt.
In der Müllers Gasse las Kalle Grundmann, umrahmt von Weinreben, jede Stunde ein Gedicht von Tucholsky und wurde begleitet von Akkordeonklängen. In der Hochstraße hatte ein Franzose seinen Garten geöffnet und erzählte von einem französischen Uniformknopf, den er dort gefunden hatte. Im „Hohen Haus“ am Ufer 18 sang im romantischen Innenhof ein Chor Lebens- und Liebeslieder. Und auch die Kirche beteiligte sich. Am Hinterausgang gibt es eine herrliche Rheinterrasse, wo man schmökern, Bücher lesen oder einfach nur die Seele baumeln lassen konnte. Im Pfarrheim am Ufer 17a hatte Ortschronist Willi Gabrich unter dem Thema Geschichte und Geschichtchen 132 alte und neue Fotos von Neuendorf ausgestellt. Auf dem kleinen Platz vor dem Pfarrheim war das Event im Beisein von etwa 150 Bürgern offiziell eröffnet worden. „15 Leute, die zeigen wollen, wie schön Neuendorf ist, haben sich regelmäßig getroffen und dies hier vorbereitet“, sagte Kalle Grundmann. Oberbürgermeister Dr. Joachim Hofmann-Göttig betonte, dass alle wissen, wie schön Neuendorf ist, wenn kein Hochwasser herrscht. „Jetzt hat man die Chance, die verborgenen Ecken und sehen und darauf freue ich mich“, unterstrich der Stadtchef und hob hervor, dass der Eigenbetrieb Grünflächen und die Koblenz Touristik diese Veranstaltung unterstützt hatten. Informationen über Neuendorf gaben dann noch Margit Sprengart und Iris Kiefer. Aufgelockert wurde die Eröffnung von der Musik der Big Band des Görres-Gymnasiums unter Bandleader Marc Willeke. Und einige dieser jungen Musiker sorgten dann noch für den Walk Act „Aerophonix“ und spielten an vielen Stellen in Neuendorf.
Kalle Grundmann (re.) Iris Kiefer und Margret Sprengart (v.l.) freuten sich über das Grußwort von Oberbürgermeister Dr. Joachim Hofmann Göttig.
Ortschronist Willi Gabrich hatte 132 alte und neue Fotos im Pfarrheim ausgestellt.
