Allgemeine Berichte | 03.09.2014

Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Koblenz übernimmt Patenschaften

Stolpersteine erinnern an die Familien Hermann und Gottschalk

Die Gemeinde der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten übernahm die Patenschaft über zwei Stationen mit Stolpersteinen in der Johannes-Müller-Straße 6 und in der Kurfürstenstraße 71. US

Koblenz. Bereits seit fünf Jahren ist Heinz Rink vom Förderverein „Mahnmal Koblenz“ in Sachen „Stolpersteine“ in Koblenz unermüdlich im Einsatz. In diesem Zusammenhang dankte er Gerhard Paul, Gemeindeleiter der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Koblenz, denn dieser unterstützte die Arbeit von Rink von Anfang an. Rink bedauert es, dass sich zu wenige Schulen für eine Patenschaft zur Pflege und Betreuung der Stolpersteine finden. „Diese Steine sollen zum Nachdenken über das Verbrechen anregen“, so Rink.

Jetzt hat sich die Gemeinde der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Koblenz zu einer Patenschaft über zwei Stationen bereit erklärt. Es geht um die Stolpersteine für die Familie Leopold, Hannelore und Johanna Hermann in der Johannes-Müller-Straße 6, sowie die Steine für die Familie Gottschalk in der Kurfürstenstraße 71.

Familie Hermann hatte drei Kinder und lebte in der rechten Parterrewohnung. Der Vater hatte mit seinem Bruder eine Vertretung „erstklassiger Strickwaren, Strümpfe und Damenwäsche“. Die Mutter eröffnete später die gut gehende „Strumpf-Ecke“ an der Ecke Löhrstraße/Fischelstraße. Sohn Kurt ging 1933 allein nach Palästina, und Sohn Hans flüchtete 1939 nach England. Tochter Hannelore wurde zusammen mit ihren Eltern am 22. März 1942 nach Izbiba bei Lublin in Polen verschleppt, wo dann alle drei wahrscheinlich im Vernichtungslager Sobibor ermordet wurden, Hannelore wurde nicht einmal 14 Jahre alt.

Bei der zweiten Station lebte die Jakob Gottschalk mit Frau Klara und den beiden Kindern Siegfried und Renate. Die Kinder wurden von Köln aus nach Riga deportiert und fanden dort den Tod. Vater Jakob war Rechtsanwalt in Koblenz und zugleich Mitglied im Centralverein Deutscher Staatsbürger Jüdischen Glaubens. Im Jahr 1933 erhielt er jedoch Berufsverbot. Daraufhin richtete er eine Beratungsstelle ein, um jüdischen Mitbürgern zu helfen.

„Bürger mit Herz und Verstand“

Nach einem Musikstück gab Gemeindeleiter Paul einen kurzen Einblick in das Leben der jeweiligen Familien. Er bezeichnete die Familien als gewissenhafte Bürger mit Herz und Verstand, die für die Stadt eine große Bereicherung darstellten, ehe sie vor 72 Jahren deportiert und ermordet wurden. Er zog Parallelen zu heute, während Sarah, Eva-Sophie und Ellen die Stolpersteine mit Hingabe polierten sowie Sinnsprüche und Blumen mit Kreide auf den Boden neben den Steinen malten. Zum Hintergrund, warum die Siebenten-Tags-Adventisten die Patenschaft übernommen haben, äußerte sich Gerhard Paul in seiner Ansprache. „Wir machen es, weil auch unsere Zukunft eine Herkunft hat. Wenn wir als Gesellschaft nicht müde werden, aus unserer Herkunft zu lernen, werden wir in Zukunft immer erfolgreicher sein. Deshalb wollen wir als Adventgemeinde Geschichte auch bewusst positiv aufleben lassen“, so Paul. Der Kantor der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz, Joseph Pasternak, bezeichnete die Stolpersteine als eine Art kleiner Grabsteine und Denkmal. Danach sprach er mit den Anwesenden noch gemeinsam ein Gebet.

Die Stolpersteine sollten über Menschenschicksale nachdenklich machen, sagte Pastor Hardy Quedzuweit der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten zum Abschluss der Zeremonie

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Die Gemeinde der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten übernahm die Patenschaft über zwei Stationen mit Stolpersteinen in der Johannes-Müller-Straße 6 und in der Kurfürstenstraße 71. Foto: US

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