Eröffnung und Tag der offenen Tür beim neuen Koblenzer Tierheim im Industriepark
Von der „Höll“ ins Paradies
Mensch und Tier freuen sich über das neue wunderschöne Heim –1.500 Bürger kamen zu Eröffnung
Koblenz. „Von der Höll‘ ins Paradies“ bezeichnete Tierheimleiterin Kirstin Höfer den Wechsel von dem Gebäude „In der Höll“ in Moselweiß in das neue Tierheim im Koblenzer Industriepark an der A61. Etwa 300 Gäste hatten bei der Eröffnung kaum Platz im Eingangsbereich und später kamen zum Tag der offenen Tür nochmals rund 1.200 Besucher, sodass trotz breiter Industriegebietsstraßen Parkplätze ein absoluter Mangel waren. Was die Besucher sahen, kann einfach nur begeistern, denn nicht nur das elfköpfige Team im Tierheim freut sich, sondern sichtlich auch die Tiere. Bei einer so tollen Unterkunft möchte Mensch fast selbst Tier sein: So haben die Katzen eine Penthousewohnung über zwei Geschosse mit einem riesigen Sofa; Kuschel- und Schlafecken, Kratzbäumen, jede Menge Spielzeug und einen Panoramablick auf die Landschaft.
Aber es gibt für die Samtpfoten auch noch viele Räume mit einem Auslauf nach draußen, der natürlich gesichert ist. Dasselbe gilt auch für die Hunde, die problemlos durch eine Art Vorhang draußen und drinnen nutzen können und davon auch Gebrauch machen. Hinzu kommt, dass die Hunde im Inneren mit den Menschen auf Augenhöhe sind durch gepolsterte Podeste vor den Gittern. So sind auch Streicheln und Spielen von außerhalb möglich, was die Besucher natürlich intensiv nutzten. Oberbürgermeister Dr. Joachim Hofmann-Göttig, er ist Schirmherr des Projekts Tierheimneubau, lobte die Arbeit der Damen vom Tierschutzverein: „Ihr habt zehn Jahre lang auf diesen Tag zugearbeitet und es toll gemacht. Das ist ein Art Geburtstag für Euch heute und genau das, was sich die Tierschützer gewünscht haben.“
Schwierige Standortsuche
Der Oberbürgermeister hielt Rückblick auf die schwierige Realisierung des Projekts und, dass die Verantwortlichen sich 50 Grundstück angeschaut haben und nur dieses hier im Industriepark an der A61 ideal war. „Wir hätten dieses Grundstück an einen Industriebetrieb verkaufen können. Doch auch der Stadtrat, dem ich dafür danke, hat zugestimmt, dieses Juwel an den Tierschutz zu geben“, sagte Dr. Joachim Hofmann-Göttig. Schließlich sei die Verwaltung verpflichtet jeden herrenlosen Hund aufzunehmen: „Im Ordnungsamt hätten die Hipos die alle an der Backe. Das Tierheim nimmt uns also eine Pflichtaufgabe ab.“
Zum Bauen braucht es auch Geld, nämlich rund 2,5 Millionen Euro. „Als Schirmherr war ich der Obersammelmeister für Spenden und kaum jemand verließ mein Büro, ohne etwas fürs Tierheim geleistet zu haben. So kamen rund 100.000 Euro zusammen“, betonte der Oberbürgermeister. Architekt Alexander von Canal, dessen Büro das neue Tierheim geplant hat, wies darauf hin, dass sein Büro die rund 85.000 Euro Planungskosten ebenfalls gespendet hat. Oberbürgermeister und Tierschutzverein schafften es ferner, vom Land einen Zuschuss von 700.000 Euro zu bekommen. Dies sei alles andere als selbstverständlich, betonte Andreas Lindig, Vorsitzender des Landesverbandes des Deutschen Tierschutzvereins.
Bereits erste Neuankömmlinge
Tierschutzvereinsvorsitzende Gisela Kroppenberg führte aus, dass sie erst wenige Tage in dem Neubau seien und schon drei Tiere neu aufnehmen musste: „Einen verletzten Schwan, der leider gestorben ist, die Hündin Scout wurde an der Autobahn aufgegriffen und Bärchen, eine 22 Jahre alte getigerte Katzendame wurde abgegeben, weil die Besitzerin in ein Blindenpflegeheim gehen musste, wo keine Tiere gehalten werden dürfen.“ Dies alles führte die Vorsitzende unter anderem als Argument an, wie wichtig Tierheime sind: „58 Jahre lang gab es das Tierheim in Moselweiß, wo auch Tiere geschützt wurden, doch jetzt haben wir ein Paradies für Tiere und Mitarbeiter.“ Gisela Kroppenberg zeigte sich bei allen erkenntlich, die an diesem Neubauprojekt in irgendeiner Weise beteiligt waren. Darunter auch etwa 30 Helfern, die ehrenamtlich den Umzug unterstützt und das neue Tierheim für die Eröffnungsfeier hergerichtet hatten. „Tierschutz ohne Mensch ist sinnentleert“, meinte Tierheimleiterin Kirstin Höfer und weiter: „Wichtig ist, dass wir Menschen zu uns holen. Die Tiere waren hier sofort zu Hause. Wenn wir die Menschen einbeziehen, wird die Arbeit nicht weniger aber schöner“, unterstrich sie mit dem Hinweis, dass Besucher immer willkommen sind.
Schließlich segneten die evangelische Pfarrerin Astrid-Marina Stahlecker-Burtscheidt (Mülheim-Kärlich) und die katholische Pastoralreferentin Judith Klinkner (Koblenz) das neue Tierheim ein und der Chor „dreiviertel acht“ unter Andrea Hecht beendete mit seinen Darbietungen die Eröffnungsfeier.
Zu den Hauptprotagonisten des Tierheimneubaus gehören (von rechts) Oberbürgermeister Dr. Joachim Hofmann-Göttig, die Vereinsvorsitzende Gisela Kroppenberg und Architekt Alexander von Canal. Fotos: HEP
Tierheimleiterin Kirstin Höfer ermöglichte es Jana und Leon, die beiden schwarzen Hunde in der Box zu streicheln.
Bei diesem Anblick müsste doch das Herz jeder Samtpfote höher schlagen. Vor allem, weil es auch eine Katzenklappe nach draußen gibt.
