Naherholungsgebiet Remstecken im Koblenzer Stadtwald
„Waldeinblicke“ in all seinen Facetten
Koblenz. Im Naherholungsgebiet Remstecken im Koblenzer Stadtwald gab es nach mehr als fünfzehn Jahren zum ersten Mal wieder einen Waldaktionstag, ein Kooperationsprojekt von Landesforsten Rheinland-Pfalz und der Stadt. „WaldEinblicke“ sollte den Wald in all seinen Facetten für die Besucher erlebbar machen. Wald ist Arbeitsplatz und Holzlieferant, aber auch Lebensraum und Erholungsgebiet. Eine große Anzahl von Aktionen gewährte vielfältige Einblicke in das Ökosystem „Wald“, in Naturschutz, Umweltbildung und das Thema Jagd. Eröffnet wurde der unter der Schirmherrschaft des Koblenzer Oberbürgermeisters Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig stehende Aktionstag mit einem Waldgottesdienst und der Begrüßung der Gäste durch die Koblenzer Bürgermeisterin Marie-Theres Hammes-Rosenstein. Zahlreiche Freiwillige sorgten dafür, dass der Tag bei schönstem Spätsommer-Wetter zu einem echten Erfolg wurde. Von den 45, den Landesforsten zugehörigen Forstämtern, waren viele Förster zum Helfen nach Koblenz gekommen. Sie führten unter anderem Gästegruppen im halbstündlichen Rhythmus über den etwa 1,5 Kilometer langen Forstparcours. So auch Hermann Schneider, Leiter des Forstreviers Untermosel. Mit viel Herzblut und Erklärungen begleitete er die Besucher von Station zu Station, wo gezeigt wurde, wie Forstwirtschaft funktioniert, wie der Weg des Holzes ist, von seiner Entstehung und Entwicklung bis zu seiner Verarbeitung und Vermarktung. Am Anfang steht eine Baumschule, wie die des Familienbetriebs Lürssen. Sie liefert die für die Aufforstung benötigten Laub- und Nadelgehölze. Sind die Bäume schließlich groß genug, werden starke Maschinen benötigt, um das Holz für die Verwertung vorzubereiten. Die Besucher konnten eine beeindruckende Demonstration des riesigen Holzvollernters mit einem zehn Meter langen Kranarm erleben. Die in den Arbeitskopf integrierte Kettensäge fällte in Minutenschnelle Nadelbäume bis zu einem Durchmesser von 70 Zentimetern, entastete sie und zerteilte sie schließlich in transportfähige Abschnitte. Eine Möglichkeit, die Holzstämme dann aus dem Wald zu ziehen, ist im Rahmen einer naturnahen Forstwirtschaft der Einsatz eines Rückepferdes. Als solches stellte sich der 15-jährige Lukas vor, der am Ende des Tages mehr Streichel- als Arbeitseinheiten auf seinem Konto hatte. Nicht Tier, sondern Maschine braucht der Forstwirt, wenn er aus unwegigstem Gelände sogar über sehr steile Abhänge das Holz in einem Boden schonenden Verfahren zu einer Verladestelle befördern will. Das veranschaulichte die Vorführung der mobilen Seilkrananlage des Forstbetriebs Andreas Oster. Wie Gondeln einer Seilbahn hingen die Stamm-Abschnitte am Seil und erreichten per Fernsteuerung den gewünschten Platz. Von dort aus könnte dann zum Beispiel der Container-LKW der Holzhandlung Roßbach Stämme bis zu beinahe zwölf Meter Länge aufnehmen, um sie etwa von Koblenz aus über Antwerpen oder Rotterdam nach China zu verschiffen. Holz kann aber auch neben dem praktischen einmal einen Nutzen für die Kunst bringen, wie Holzsägekünstler Arnim Noll mit einem großen, per Motorsäge erschnitzten Uhu bewies. Für Motorsägelehrgänge warb an einer weiteren Station das Forstamt. Mann und Frau, die ihr beim Forstamt erworbenes Brennholz im Wald selber zurechtsägen möchten, müssen nämlich einen solchen eintägigen Lehrgang nachweislich absolviert haben. Auch an weniger spektakulären Stationen, wie der der „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“ wurde den Besuchern interessant aufbereitetes Fachwissen über Wald, Holz und Klima geboten.
Was passiert, wenn es einmal brennt im Wald, demonstrierten THW und Feuerwehr. Obwohl der eigens dafür errichtete Holzhaufen nicht so lichterloh wie gewünscht brennen wollte, war die Vorführung der Löschübung mit einem per Seil am Polizeihubschrauber befestigten Wasserbehälter spannend und sehr anschaulich. Ein vorzeitiges Ende fand die Übung wegen des sich gerade dann ereigneten Flugzeugunfalls in Winningen. Was dann noch rauchte auf der Wiese kam von dem kleinen Holzkohlen-Meiler, den der Köhlerverein Boppard angelegt hatte, um das alte Waldhandwerk der Kohlegewinnung erlebbar zu machen. Noch mehr erleben und lernen ließ sich an den Ständen des Ausstellungsparcours sowie rund um die Ökostation. Die Infostände waren gestaltet von unterschiedlichen Gruppierungen und Institutionen. Dazu gehörten unter anderem der „BUND“ Koblenz, der das Projekt Wildkatze vorstellte, der „Nabu“, der Fledermäuse und die „Offene Weidelandschaft Rechte Rheinseite“ thematisierte, die Gesellschaft für Archäologie, die Bienenzuchtfreunde Koblenz und der Eifelverein. Der Paläontologische Arbeitskreis Koblenz stellte Fossilien aus und verschenkte sogar viele der schönen Stücke an die Besucher. Großen Zulauf erlebte die mobile Falknerei von Berthold Geis, bei der man gegen einen kleinen finanziellen Beitrag Bartkauz Bernd oder einen der anderen Greifvögel auf der behandschuhten Hand halten durfte. Viele der an diesem Tag angebotenen Aktionen richteten sich besonders an die kleinen Besucher. Bäume erklettern konnten sie an der Station des Kletterwalds Sayn, sie konnten einer Aufführung des Waldpuppentheaters Kussani zuschauen, an einem Trommelworkshop teilnehmen, Ponyreiten, Bogenschießen, Fledermauskästen bauen und vieles mehr. Natürlich war auch für das leibliche Wohl gesorgt. An verschiedenen Plätzen auf dem Terrain erholten sich die Besucher und stärkten sich bei einem reichlichen und vielseitigen Angebot an Herzhaftem oder Süßem für die nächste Parcours-Runde.
