Allgemeine Berichte | 01.09.2015

Sonderausstellung im Koblenzer Mittelrhein-Museum

Werke aus 60 Jahren Mary Bauermeister

Nach mehr als 40 Jahren kehren ihre Arbeiten nach Koblenz zurück - Ausstellung läuft bis zum 1. November

Matthias von der Bank führte zusammen mit seiner Ko-Kuratorin Ulrike Wirtler in die Ausstellung ein.

Koblenz. Mehr als 40 Jahre nach der ersten Ausstellung im Jahr 1972 sind Mary Bauermeisters Arbeiten jetzt wieder im Koblenzer Mittelrhein-Museum zu sehen. Beim ersten Mal war Maria Velte Museumsdirektorin (1964-73). Sie hatte Mary Bauermeister 1960 in deren Kölner Atelier kennengelernt, das als Treffpunkt der Avantgarde galt. Mit der ersten großen Retrospektive „Mary Bauermeister - Gemälde und Objekte 1952-1972“, die Mary Bauermeisters damaligem Ehemann, dem Komponisten Karlheinz Stockhausen gewidmet war, holte Maria Velte die Künstlerin nach Koblenz. 2015, bei der Eröffnung der bis zum 1. November laufenden Sonderausstellung „Mary Bauermeister. Da Capo - Werke aus 60 Jahren“ ist die Künstlerin abermals in Koblenz. Der Titel „Da Capo“, also von Beginn an, gelte nicht nur für die Ausstellungsgeschichte des Museums, sondern auch für die Werkschau der Künstlerin, führte Dr. Matthias von der Bank, der heutige Direktor des Mittelrhein-Museums, bei seiner Einführung in die Ausstellung aus. Denn eine ganze Reihe von Arbeiten, die schon 1972 gezeigt wurden, seien in der Sonderausstellung jetzt wieder dabei - und zwar im Untergeschoss des Museums.

Schon in diesen frühen Arbeiten sei bei der vom Nachkriegs-Deutschland geprägten, 1934 in Frankfurt am Main geborenen Künstlerin der Wille zum Bruch mit dem herkömmlichen Verständnis von Kunst und zu einem Neuanfang zu erkennen. Leben und Werk der umtriebigen und inspirierenden Künstlerin Mary Bauermeister durchdringen sich, werden zu einem Gesamtkunstwerk, stellte der Kulturdezernent der Stadt Koblenz, Detlef Knopp, in seiner Begrüßungsansprache heraus. Schon vor fünf Jahrzehnten habe sie sich im Glauben an die Kunst als Lebens-Bereicherung mit jungen, experimentierfreudigen und innovativen Künstlern aller Gattungen umgeben. Mary Bauermeister und ihre heute weltbekannten Künstlerkollegen wie John Cage, Benjamin Patterson, Joseph Beuys, Yoko Ono, Ben Vautier gelten als Begründer der „Fluxus“-Kunstrichtung.

Durchbruch in Amerika

Nachdem Mary Bauermeister 1962 nach New York gegangen war, weil die Menschen in Amerika in Sachen Kunst offener und neugieriger waren, erlebte sie dort ihren künstlerischen Durchbruch zu einer Zeit, als in Deutschland die Kunstszene fast ausschließlich von Männern dominiert wurde. Von der Anarchistin, die sie damals war, habe sie sich mittlerweile entfernt, sagt Mary Bauermeister. Heute hätten Künstler andere Aufgaben, zum Beispiel das Wiedereinbringen ordnender Prinzipien. Ein Künstler reagiere auf gesellschaftliche Veränderungen. Entsprechend vielschichtig sei ihr Werk. Beim Rundgang durch die Ausstellung entstehe der Eindruck, Mary Bauermeister explodiere nahezu vor Ideen und Schaffensdrang, bestätigte Dr. Ulrike Wirtler, die zusammen mit Matthias von der Bank die Ausstellung kuratierte.

Typisch für die Kunstszene Ende der 1950er Jahre, als vielfach Alltagsgegenstände Teil der Kunstobjekte wurden, seien bei Mary Bauermeister die zu Lichtkästen und -skulpturen verwandelten Bettlaken sowie ihre Steinbilder. Große Erfolge feierte sie besonders in Amerika mit den kleinteiligen und detailverliebten Linsenkästen. Das sind Holzboxen mit darin hintereinander liegenden, gestalteten Bildebenen aus Glas und darauf sitzenden Lupen, Linsen und Prismen. Gerne kombiniere die Künstlerin Organisches mit Anorganischem, wie beispielsweise bei den „Sandwaben“ von 1962. Und oftmals nehme sie augenzwinkernd Bezug auf ihre persönlichen Anekdoten. In das Objekt „Zeichnungsbaum“ von 1964 arbeitete sie eine Partitur ihres Geliebten, Karlheinz Stockhausen, ein. Ihre Erinnerungen an nächtliche Luftangriffe mit Phosphorbomben im Zweiten Weltkrieg führten zu den phosphorisierenden Werken „Leuchtkabinett“, die sie seit rund sechzig Jahren kreiert. In einer Art Dunkelkammer werden sie durch spezielle Beleuchtung zu irisierenden Farbflächen.

Koblenz als Premierenort

Die drei großformatigen Raum-Installationen stellte Matthias von der Bank den Vernissage-Gästen vor. Um den für sie benötigten Platz zu schaffen, räumte der Künstler Heijo Hangen, der der Ausstellungseröffnung beiwohnte, „seinen“ Dauer-Ausstellungsraum im Museum. Hier ist jetzt Mary Bauermeisters „Zuvielisation“ untergebracht, das in Koblenz zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert wird. Die vor einem riesigen Tisch angeordneten sehr kleinen und sehr großen Stühle sollen das Zuviel und Zuwenig symbolisieren, während sich drum herum ein ganzer Kosmos an kleineren, für Arm und Reich stehenden Objekten entfaltet. Ebenso sozialkritisch erscheint das im Eingangsbereich des Museums, erst wenige Minuten vor Ausstellungseröffnung fertig gewordene „Weltkulturerbe“. Eine Art Weihnachtspyramide, in der Elektroschrott und andere Hinterlassenschaften der menschlichen Zivilisation aufgebaut sind, die den Werdegang vom Homo Sapiens zum Homo Demenz dokumentieren sollen.

Durch den, die Museumsgeschosse verbindenden Treppenaufgang windet sich ein 36 Meter langer, aus goldenen, roten und schwarzen Stoffbahnen geflochtener Zopf mit einer Schere an seinem dicken Ende. Er steht für den alten Zopf, den Mary Bauermeister in künstlerischer Freiheit Friedrich dem Großen abschneidet, und ist zugleich als Verneigung vor der deutschen Demokratie- und Freiheitsbewegung anzusehen. Die Symbole für Freiheit und Einheit, die Farben der Deutschlandflagge, will sie in Gold-Rot-Schwarz umkehren, damit die für Transzendenz stehende Farbe Gold oben steht.

Begleitend zu Mary Bauermeisters Ausstellung im Mittelrhein-Museum läuft in der Galerie Rosemarie Bassi in Remagen die Ausstellung „accompagnata“ mit weiteren Werken der Künstlerin. Und das Koblenzer Ludwig Museum stellt die Ausnahmekünstler, den Fluxus-Mitbegründer John Cage und den in den 1960er Jahren zu den wichtigsten Künstlern der Ostblockstaaten zählenden Milan Grygar einander gegenüber. Ein umfassendes Begleitprogramm bietet das Mittelrhein-Museum zur Mary-Bauermeister-Ausstellung. Auf besonderes Interesse stoßen wird dabei, außer den Gelegenheiten zu Gesprächen mit der Künstlerin, die im Rahmen des Mittelrhein Musik Festivals angebotene Veranstaltung am 3. September um 19.30 Uhr, bei der unter anderem Mary Bauermeister aus ihrer Autobiografie „Ich hänge im Triolengitter“ liest, die die Ehe- und Liebesbeziehung zu Karlheinz Stockhausen beleuchtet. Ebenso interessant verspricht am 23. September um 18 Uhr die Vorführung des Dokumentarfilms „Mary Bauermeister - Die 50er und 60er Jahre“ zu werden. Zur Langen Nacht der Museen am 5. September führt Museumsdirektor Matthias von der Bank um 21.30 Uhr durch die Ausstellung. Weitere Details finden sich auf der Homepage des Museums: www.mittelrhein-museum.de.

Matthias von der Bank führte zusammen mit seiner Ko-Kuratorin Ulrike Wirtler in die Ausstellung ein.
Mary Bauermeister demonstrierte die Ausmaße des größten Stuhls ihrer Installation „Zuvielisation“.

Mary Bauermeister demonstrierte die Ausmaße des größten Stuhls ihrer Installation „Zuvielisation“.

Matthias von der Bank führte zusammen mit seiner Ko-Kuratorin Ulrike Wirtler in die Ausstellung ein.

Artikel melden

? Vielen Dank! Ihre Meldung wurde erfolgreich versendet.
? Es gab einen Fehler beim Versenden. Bitte versuchen Sie es später erneut.
Neueste Artikel-Kommentare

12.12.: Nordlichter über Burgbrohl?

  • Klaus Elmar Müller: Am 15. Dezember war von ca. 22 Uhr bis morgens 5 Uhr ein orangenfarbener Schein im Oberdorf von Burgbrohl zu sehen. Nicht vom zunehmendem Mond, weil immer an derselben Stelle. Gleichzeitig war der Horizont im Westen fast taghell.
  • H. Schüller: Zitat DB: "Der neue Akkuzug im Pfalznetz ist ein Leuchtturmprojekt für die Region. Ab Frühjahr 2026 sollen insgesamt 44 Akku-Oberleitungs-Hybridfahrzeuge der Firma Stadler schrittweise zum Einsatz kommen.
  • H. Schüller: Korrektur: Das zukünftig von Akkuzügen befahren Bahnnetz in der Pfalz ist 240 km lang; dazu reicht der Aktionsradius der dort eingesetzten Akkuzüge mit 80 km Reichweite aus.
  • H. Schüller: In der Pfalz fahren ab 2026 Akkuzüge mit 200 km Reichweite. Unverständlich, warum diese zukunftsweisende Lösung nicht auch im Ahrtal gewählt wurde. Falls die aktuelle Akkukreichweite dennoch nicht ausgereicht...
  • Peter Schmidt: Ihnen ist aber bewusst, dass die Philosophie von (Kreis-)Sparkassen auch in der Förderung von regionalen Projekten liegt? Hier ist überhaupt nichts zu kritisieren. Zudem bezweifle ich, dass die Zinsen...
  • Georg Ceres: Dagegen wäre nichts zu sagen, wenn sich diese Arena selbst finanzieren würde. Aber leider wird sicherlich die Sparkasse auch Geld ihrer Kunden reinstecken, und stattdessen keine anständigen Zinsen zahlen.
Alles rund ums Haus
Helfende Hände gesucht
Werbeplan 2025
Handwerkerhaus
Anzeige KW 52
Stellenanzeige / Kreis AW kostenfrei
Weihnachtsgrußanzeige 2025
Nachruf Peter Thelen
Empfohlene Artikel

Kempenich. 1963 war ein Jahr der großen Ereignisse: US-Präsident John F. Kennedy besuchte die junge Bundesrepublik, Ludwig Erhard folgte auf Konrad Adenauer als Bundeskanzler und in Lengede konnten nach einem schweren Grubenunglück elf Bergleute nach tagelanger Rettungsaktion lebend aus der Tiefe geborgen werden.

Weiterlesen

Koblenz. Kurz vor den Weihnachtstagen hat die VR Bank RheinAhrEifel eG ein starkes Zeichen gelebter Solidarität gesetzt und sich an der besonderen Weihnachtsaktion „Warmes fürs Herz“ des Spitzenkochs und Initiators Jean-Luc Mundel in Koblenz beteiligt.

Weiterlesen

Weitere Artikel

Landau. Am 28.12.2025 gegen 01:10 Uhr ging bei der Polizei Landau die Meldung über eine alkoholisierte Person ein, die auf dem Mitfahrerparkplatz bei Landau-Queichheim randalieren soll. Vor Ort wurde ein 34-jähriger Mann aus Koblenz angetroffen. Bei der Überprüfung seiner Personalien stellte sich heraus, dass gegen ihn ein Haftbefehl bestand.

Weiterlesen

Zu viele Cocktails, Handschellen und minutenlange Weinkrämpfe - und das in Badelatschen.

26.12.: Liebes-Streit am 2. Weihnachtstag: Thermen-Besuch eskaliert komplett

Euskirchen. Am Freitag (26.Dezember) gegen 23.20 Uhr erhielt die Einsatzleitstelle der Polizei Kenntnis von einem lautstarken Streit auf dem Parkplatz der Therme Euskirchen. Vor Ort stellten die Beamten fest, dass ein Paar aus dem Kreis Wesel in Streit geraten war, nachdem es den Tag in der Therme verbrachte und dort einige Cocktails konsumiert hatte.

Weiterlesen

Anzeige Haushaltsauflösungen und Ankauf
Dauerauftrag Imageanzeige
Anzeige Holz Loth
DA bis auf Widerruf
Baumfällung & Brennholz
Imageanzeige
Stellenaktion 3+1
3+1 Aktion
Vorabrechnung, Nr. AF2025.000354.0, Dezember 2025
Anzeige zu Video Jahresrückblick 2025
Media-Auftrag 2025/26
Weihnachtsgrüße
Stellenanzeige Physiotherapeut
Stellenanzeige
Anzeige Rabatte
Titelanzeige
Rückseite