Ein Teil der Erlöse kommt karitativen Zwecken zugute
Zehn Jahre Schnupper-Weihnacht
Forstamt Koblenz veranstaltete mit der Stadt am zweiten Advent einen Weihnachtsmarkt auf dem Oberwerth
Koblenz-Oberwerth. Eine lange Menschenschlange steht kurz vor Mittag bei schönstem Wetter auf dem Bürgersteig vor dem Forstamt. Alle Personen haben ihren Weihnachtsbaum, den sie jeweils für den perfektesten halten, fest im Griff. Jeder geschlagene Baum habe zuvor schon eine exklusive Vorauswahl durchlaufen, speziell für die anspruchsvollen Weihnachtsmarkt-Besucher, sagt Forstamtsleiter Eberhard Glatz. Die Nordmanntannen seien einfach die frischesten und schönsten in der ganzen Stadt, dafür stünden sie gerne an, sagen Besucher, deren Tanne gerade im Netztrichter zum Abtransport verpackt wird.
Gleich um die Ecke stehen zwei Männer und tun das, was große Jungs gerne tun: Sie werfen ihre lärmenden Motorsägen an, um damit aus Lärchenholz kleine Kunstwerke zu sägen. Die Späne fliegen nur so umher, wenn Dietrich Harder aus Nassau „ganz cool“ Vogelhäuser, Sterne und andere Skulpturen fertigt. Neben ihm sägt Arnim Noll, der gelernte Schreiner aus Koblenz, große Tannenbäume und kleine Igel-Familien aus den Holz-Stämmen.
Die Pferde, die die Kutsche mit großen und kleinen Passagieren über den Oberwerth ziehen, lassen sich von dem Lärm nicht aus der Ruhe bringen. Auch die benachbarten Standbetreiber, die Bogenbauer und die Honigprodukt-Verkäufer nehmen es offenbar ganz gelassen, denn die Motorsägen-Künstler sind ein großer Besuchermagnet.
Ganz andere Töne durchdringen dann das bunte Markttreiben. Eine Jagdhornbläsergruppe spielt verschiedene traditionelle Jagdsignale, nicht nur das „Zum Essen“. Obwohl das Essen beim Forstamts-Weihnachtsmarkt stets eine große Rolle spielt. Die alljährlich über Buchenholz gegrillte Wildbratwurst ist heiß und heiß begehrt. Selbst „zum Mitnehmen“ wird sie immer wieder einmal angefordert. Dieter Kaul, Leiter des Forstreviers Rhens, ist der Grillmeister, seine Familie unterstützt ihn kräftig. Aber auch Wildgulaschsuppe und frische Waffeln finden reißenden Absatz. Dazu ist der leckere Glühwein natürlich unverzichtbar, selbst wenn er in diesem Jahr bei fast zweistelligen Plusgraden nicht zum Aufwärmen getrunken werden muss. Nicht nur rund um das Forstamt wird der Weihnachtsmarkt abgehalten. Auch im Gebäude ist das nahe Weihnachtsfest überall spürbar. Im Wildladen im Erdgeschoss herrscht große Nachfrage nach Wildspezialitäten, Wein, Gewürzen und anderem, was in der Adventszeit auf den heimischen Tisch kommen soll.
Eigener Bereich für die Jugend
Der Eingangsbereich im Erdgeschoss ist der Jugend vorbehalten. An einem Tisch bietet eine Gruppe junger Menschen, die zurzeit ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr ableistet, Marmeladen und andere Produkte an, die sie aus Lebensmittelspenden von Supermärkten aus der Region herstellte. Nebenan verkaufen die Schüler der MSS 13 des Marion-Dönhoff-Gymnasiums in Lahnstein Kunst. Was sie im Kunstleistungskurs aus Rehbock-Gehörnen geschaffen haben, ist sehenswert. Die Jagdtrophäen sind zu Deko-Objekten geworden, mit rosa oder silberner Farbe überzogen, mit Plüsch und Strass-Steinen verziert. Von der Umgestaltung besonders angetan ist der Forstamtsleiter. Kein Wunder - ist die Kunstlehrerin der Schüler doch seine Ehefrau.
Liebevoll gefertigtes Handwerk
Noch mehr Verkaufsstände finden sich in den Fluren des Hauses. Hier gibt es neben Schmuck auch Weihnachtsgebäck und andere von Hand und mit Liebe hergestellte Dinge zu kaufen. Einige Amtsstuben haben sich gar in Handwerksstuben verwandelt. In einer von ihnen sitzt Petra Weber am Spinnrad. Die aus der Wolle gefertigten Strümpfe und Figuren werden verkauft. In einer anderen Stube flicht der Hunsrücker Siegfried Hildebrandt Weidenkörbe, die seine Frau und er in einer großen Anzahl und Vielfalt zum Verkauf anbieten. Bei dem weiteren Rundgang entdeckt man Origami-Sterne und -Mäuse, Patchwork-Artikel, Dinkelmäuse und Textilien mit Motivstickereien. Ganz erstaunlich ist auch Hermann-Josef Potts Ausstellung seiner in Hunderten von Arbeitsstunden entstandenen, kreativen und fantasievollen Krippen.
Immer mehr Menschen drängeln sich überall und aneinander vorbei. Im letzten Jahr waren es weit über 1000 Menschen, die den Weihnachtsmarkt hier besuchten. Es sieht aus, als würde er in diesem Jahr ein ähnlich großer Erfolg, auch in der Verkaufsbilanz für die Standbetreiber. Das ist gut, denn das Forstamt wird wieder einen Teil des Reinerlöses spenden.
Gerade erst übergab man in Anwesenheit von Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig je 1000 Euro an das Seraphische Liebeswerk und an die Elterninitiative Krebskranker Kinder. Pater Damasus Pilarek konnte bei der Spendenübergabe aus gesundheitlichen Gründen leider nicht anwesend sein. Doch Helma Kutzner und Reinhard Feldkirchner von der Elterninitiative besuchten das Forstamt und erläuterten, dass das Geld für Weihnachtsgeschenke an die Kinder verwendet werden soll, die über Weihnachten stationär im Krankenhaus bleiben müssen. Gerade dieses Jahr müssen sie viele Kinder mit schwierigen Krankheitsverläufen und schlechten Prognosen betreuen. Auch für „unser Glanzstück wird das Geld benötigt“, sagte Kutzner. So nennt sie den neu eingerichteten Erinnerungswald mit Baumpflanzungen für verstorbene Kinder im Forstrevier Remstecken - eine Idee, die ein sehr positives Echo hervorgerufen habe.
Forstamtsleiter Eberhard Glatz (v. r.) und Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig übergaben 1000 Euro an Helma Kutzner und Reinhard Feldkichner von der Elterninitiative Krebskranker Kinder.
Mit der Motorsäge entstanden aus ganzen Baumstämmen teils geradezu filigrane Objekte.
