Allgemeine Berichte | 10.09.2014

Museumsnacht Koblenz

Zum 14. Mal luden Museen, Galerien und Ateliers zur Langen Nacht

Zum 14. Mal luden Museen, Galerien und Ateliers zur Langen Nacht

Koblenz. Zum 14. Mal luden die Koblenzer Museen, Galerien und Ateliers zur Langen Nacht der Museen ein, dieses Mal mit 27 teilnehmenden Häusern. Die Eröffnung erfolgte durch den Kulturdezernenten der Stadt, Detlef Knopp bei der Arbeitsgemeinschaft bildender Künstler am Mittelrhein („AKM“) im Haus Metternich auf dem Münzplatz. Der großen Anzahl der Eröffnungsgäste erklärte Knopp, wie wichtig eine Veranstaltung wie diese sei, um die Bedeutung der Kunst einmal gezielt hervorzuheben. Kunst, besonders wenn sie qualitativ so hochwertig wie in Koblenz sei, mache eine Stadt lebens- und liebenswert. Elisabeth Hansen, Vorstandsvorsitzende der AKM, kündigte für die Nacht im Haus Metternich mit allen Sinnen erlebbare, lebendige Interaktionen an. Das Konzept zu der eigens für die Museumsnacht mit „BeSINNlich“ betitelten Ausstellung hatte Nicolaus Werner erstellt. Neben der Bildenden Kunst gab es Lesungen, Musik sowie Video- und Fotodokumentationen. Performative Installationen sollten den Prozess des Entstehens von künstlerischen Arbeiten für die Gäste sichtbar machen. Als Künstler wirkten unter anderem mit David Hardy, der neben Wänden auch seinen Regenschirm als Ausstellungsfläche nutzte, Heike Schumacher, die die sich durch verschiedene Faktoren verändernden Strukturen von Obst sichtbar machte oder das Duo Bernd Stickelmann und Annette Bonin, die Lyrik gesprochen und gesungen zu Gehör brachten. Der Besucher wurde förmlich überflutet mit Sinnesreizen. Hier hätte man sich die Lange Nacht „um die Ohren schlagen können“, ohne sich auch nur einen Moment zu langweilen.

Selbst wenn es nicht gelingen konnte, in den sechs zur Verfügung stehenden Stunden alle Häuser mit mehr als achtzig Einzelveranstaltungen zu besuchen, wollte jeder doch so viel wie möglich Kunstbegegnungen erleben. Mit einem Bus-Shuttle ließ sich fast jedes teilnehmende Haus, selbst das etwas abseits gelegene DB Museum, mühelos erreichen. Wahre Eisenbahnfreunde gelangten dorthin mit dem Historischen Sonderzug der DB. Um den Überblick nicht zu verlieren, welches Haus welches Programm bot, und wie man dorthin kommen konnte, gab es erstmalig eine kostenlose „Museumsnacht-App“ für Smartphone-Nutzer. Trotzdem blieb niemandem die Qual der Wahl erspart. Gerade die Museen, speziell Mittelrhein- und Ludwig-Museum hatten ein abendfüllendes Programm auf die Beine gestellt, boten auch den jungen Kunstfreunden auf sie ausgerichtete Aktionen. Wer per Seilbahn zur Festung Ehrenbreitstein gondelte, erlebte Kunst schon während der Fahrt mit der in den Gondeln installierten Ausstellung „Sky Art“. Noch viel mehr Kunst und Kultur gab es auf der Festung. Neben spannenden (Themen-)-Führungen feierte zum Beispiel das Landesmuseum die „Lange weiße Burgundernacht zum Barock“ mit Musik und Gaumenfreuden bei Kerzenschein. Und in der Festungskirche gab es eine weitere Begegnung mit der AKM, die hier zusammen mit der „Ökumene in der Festungskirche“ Mircea Handaburas Ausstellung „Grenzerfahrungen“, begleitet von Text-Musik-Collagen, zeigte.

Auch in der am Fuße der Festung gelegenen Kunstresidenz Ehrenbreitstein war die reiche Kunst- und Galerieszene mit Anja Bogott, Z’s Kunstlabor oder Gudrun Lüpke in der Museumsnacht sehr aktiv. Die kleine Galerie „Sehr“ präsentierte eine Fotoserie von Ben Mezoudj, die sich dem Architekturprojekt „Nuova Corviale“ am Rand von Rom widmete. Mit einer besonders interessanten Idee wartete die Galerie „GARWAIN Verlag & Kunstprojekte Kallenbach“ im Martin Gropius-Bau in Kooperation mit dem Mutter-Beethoven-Haus auf. Der Künstler Elias Maya präsentierte in den Räumen der Galerie seine Porträtausstellung und die neunmonatige Entstehungsgeschichte seines fiktiven Bildnisses von Maria Magdalena Keverich, der Mutter Ludwig van Beethovens. Zur Enthüllung des Gemäldes ging es in einem fröhlich-lärmenden, von den Schauspielern Annika Woyda und Mathias Krause begleiteten Kerzen-Umzug, quer über das auf dem Kapuzinerplatz stattfindende Krebbelchenfest zum Mutter-Beethoven-Haus. Dicht an dicht drängten sich die Gäste im Obergeschoss, wo Isabelle Roger (Geige) und Gerwin Rodewald (Fagott) das Programm umrahmten. Alt-Oberbürgermeister Dr. Eberhard Schulte-Wissermann, Vorstandsvorsitzer der „Förderer Mutter-Beethoven-Haus“, begrüßte in seiner Ansprache die Idee des Ehepaars Maya/Kallenbach, da es bisher keine Abbildung von der jungen Maria Magdalena gebe, nun ein Bildnis zu malen, um es dem Haus als Schenkung zu überlassen. Eine junge Ehrenbreitsteinerin habe ihm dafür Modell gesessen, erklärte Maya. Die hübsche Frau mit dunklen Haaren und melancholischen Augen verkörpere für ihn genau das, was die Literatur Maria Magdalena Keverich an Eigenschaften zuspricht. Mit verschiedenen Symbolen gestaltete der Künstler den Hintergrund des Bildes. Die Ausführung erklärte die Galeristin Angelika Kallenbach als klassisch gemalt, fast altmeisterlich. Das Bild rede mit dem Betrachter, es gehe auf die Dramatik im Leben der Maria Magdalena ein, bewertete Prof. Dr. Eduard Zwierlein in seiner Laudatio das Werk, das er als „Wesensporträt“ bezeichnete. Maya sei es gelungen, mit diesem inspirierenden Bild das Denken und die Phantasie des Betrachters anzuregen.

Nach der Veranstaltung zog es viele Gäste zum Rhein-Museums oder zu dem etwas oberhalb des Ortes gelegenen Atelierhaus Editha Pröbstle, wo zahlreiche große „KUULlu“-Skulpturen, Klappraden, Farbholzschnitte, Zeichnungen und eine Menge mehr Kunst zu bestaunen waren. Ein besonderer Hingucker neben „Lady Rose“ mit vielen handgedruckten Farbholzschnitten auf dem kunstvoll geschaffenen Körper, Prinz Blaubart oder Madame Fufalla, waren die blaue und beleuchtete 2,80 Meter große Pferdefigur im Garten sowie die riesige Giraffe im Erdgeschoss des Atelierhauses, deren Kopf neugierig in den ersten Stock blickt. Hergestellt aus Styropor, Epoxid-Harz und Autolack sind die meisten Figuren, mit denen „zu spielen“ die Künstlerin ausdrücklich auffordert, wetterfest. Den immer wieder hineinschauenden Gästen zeigte Pröbstle all das, was ihre Kreativität im Laufe der Jahre hervorgebracht hat. Dabei fand sich sogar ein weiteres Bildnis von Maria Magdalena Keverich. Sie ist die Karo Dame auf dem Kartensatz, den die Künstlerin vor Jahren einmal zeichnete.

Noch mehr Kunst zu erleben, blieb wegen mangelnder Zeit ein reines Wunschdenken. Vielleicht sollte man die anderen Häuser einfach einmal an solchen Tagen besuchen, wenn nicht gerade ganz Koblenz im Kulturrausch ist.

Der Kallenbach-Kerzenumzug. Anja Schindlers Kunstwerke.
Zum 14. Mal luden Museen, Galerien und Ateliers zur Langen Nacht
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