Allgemeine Berichte | 31.03.2013

„BLICK aktuell“ traf den Produzenten Christian Geller in den Andernacher „Hafen Studios“

Der Mann hinter Heinos großem Erfolg kommt aus der Region

Für Christian Geller war es etwas ganz Besonderes, als noch so junger Produzent einem so alten Titanen den ersten Nummer Eins Hit verschafft zu haben.

Andernach/Region. Das große Mischpult wurde ausgebaut. Moderne Studios brauchen lediglich einen Computer und die Regler erscheinen virtuell auf dem großen Bildschirm. Fabian Zimmermann schwärmt von der neuesten Technik, die ihm das Produzieren erleichtert. In einem Regal stehen sieben Gitarren feinsäuberlich nebeneinander.

„Da ist für jeden Sound was dabei, von der akustischen, halbakustischen bis hin zu den elektrischen Gitarren“, erklärt Fabian Zimmermann und erzählt begeistert von einem Musikprojekt mit Andernacher Schülern. Von der Story bis zur Musik haben die Schüler alles selbst gemacht und arbeiten gerade an einem Film, der zum Abschluss als DVD erscheinen soll.

Geller: „Ich habe nie aufgegeben“

Das TV-Team hat seine Sachen gepackt. Jugendlich, zugewandt kommt Christian Geller, ohne eine Pause zu nehmen, ins Studio - könnte der jüngere Bruder von Max Raabe sein.

Und der Produzent aus Kruft erzählt offen von seinem Werdegang. Sehr früh erkannte der Musikus sein Talent, geschenkte Zeit, um bis Mitte Dreißig sein Business und Verbindungen zur Musikindustrie aufzubauen.

Als Kind wurde Christian Geller belächelt, Musik mehr als Fußball zu lieben, „aber das hilft mir heute im Beruf. Ich weiß alles seit 1975, was die Charts angeht und habe ein sehr umfassendes Wissen in der kommerziellen Musik.“ Christian Geller ist froh, sein Hobby zum Beruf gemacht zu haben, „das ist das größte Privileg, was einem wiederfahren kann im Leben, sich tagtäglich mit der Materie zu befassen, die man am allerliebsten mag.“

Dass er bereits als Kind Fan von „Modern Talking“ war, wirkte sich positiv auf seinen musikalischen Werdegang aus: „Ich hab Thomas Anders schon mit 14/15 Jahren Demokassetten zugeschickt.

Da kam natürlich nie ne Reaktion. Aber ich hab nie aufgegeben. Als er in Ochtendung auf den Sürzer Höfen wohnte, bin ich öfter mit dem Fahrrad hin gefahren, hab wieder Demokassetten eingeworfen und gehofft, dass er zuhause ist, um mit ihm über Musik sprechen zu können. Anfang 20 kam es 1994 zur ersten persönlichen Begegnung.

Dann haben wir immer Kontakt gehabt und zusammen Musik gemacht. Das gipfelte 1999 in einer gemeinsamen Partnerschaft und einer GmbH mit Studio in Koblenz. Dort habe ich angefangen, professionell Musik zu machen. Hätte ich nicht das Glück gehabt, dass Thomas Anders hier in der Nähe wohnt und mir damals durch die Partnerschaft Starthilfe geleistet hat, dann wäre ich heute nicht so weit. Da bin ich nach wie vor sehr dankbar.“

Thomas Anders knüpfte die Kontakte zu den Künstlern und Christian Geller produzierte die Musik, u.a. mit den „No Angels“. Der spätere Umzug nach Berlin und die harte Arbeit zahlten sich aus.

Mit 80 seiner geschriebenen oder produzierten Titel schaffte es der Produzent aus Kruft bisher in die deutschen Charts, u.a. Modern Talking, David Hasselhoff, Hape Kerkeling, a-ha, Yvonne Catterfeld, Truck Stop, Claudia Jung oder Nicole.

Sein Erfolg setzte sich nach der Rückkehr ins Rheinland fort, wo er zusammen mit seinen zwei Studiopartnern - Fabian Zimmermann und Christof Neugebauer - jüngst die „Hafen Studios“ in Andernach gründete. Dabei ist es nicht so, dass man im Kreativteam einfach in die Instrumente greift: „Ne, es ist ganz anders. Wir kreieren, wir schreiben Musik und machen den Künstlern Angebote. Und ich biete vielleicht noch ne Präsentation an.

Dann setzen wir uns mit den Künstlern zusammen und sprechen darüber, ob das auch für sie musikalisch infrage kommt. Wenn der Künstler dann mitzieht und unsere Idee auch gut findet, kommt es zur Zusammenarbeit.

Wir bereiten die Musik vor und der Künstler kommt drei, vier, fünf, sechs, sieben Tage her und singt, und dann machen wir das hier fertig.“

Mit Heinos Album einen großen Coup gelandet

Mit Heinos neuem Album „Mit freundlichen Grüßen - Das verbotene Album“ gelang ihm ein großer Coup.

Für Christian Geller ist es was Besonderes, als noch so junger Produzent einem so alten Titanen den ersten Nummer Eins Hit verschafft zu haben: „Für mich ist es nicht die erste Nummer Eins. Es ist aber mit Abstand die Schönste, weil Heino sehr oft belächelt wurde für das, was er macht. Es ist ihm wegen der Konkurrenzprodukte nie gelungen, damals die Nummer Eins zu knacken. Er hat 50 Millionen Tonträger verkauft. Extrem erfolgreicher Typ, aber eben nie die Nummer Eins gehabt. Wir haben das hier alles in Andernach aufgenommen und produziert. Und wir saßen ganz oft zusammen und er fragte immer wieder: ‚Meins de, dat interessiert einen, wat wir hier machen?‘ Und ich hab gesagt: ‚Heino, ganz ehrlich, entweder es kauft überhaupt keiner oder es wollen alle haben.‘ Und glücklicherweise ist es so, dass es dann am Ende alle haben wollten, worüber ich sehr froh bin, weil ich auch den Mann hinter der Sonnenbrille kennen gelernt habe, ein sehr liebreizender, echt netter Kerl, der sich wahnsinnig freut. Der braucht kein Geld mehr, der ist frisch wie sonst nur was. Der freut sich einfach wahnsinnig über den Erfolg und wurde mit diesem Album, was sehr lustig ist, der Lieblingsopa der Nation. Wir sind immer noch auf Nummer Eins, jetzt in der sechsten Woche, und Heino ist wirklich rehabilitiert und hat dadurch ein ganz tolles Image bekommen. Das zählt noch viel mehr, als die Nummer ein.“

Dabei hört man in den Andernacher Produktionen, welch gigantische Stimme in Heino steckt. Christian Geller: „Man konnte ihm alles vorwerfen, aber nicht, dass er nicht singen kann. Das haben wir hier ein weiteres Mal bewiesen. Wenn man das Repertoire von diesen ganzen Punk-Sängern im Original hört, dann sind die Nummern schon gut. Aber wenn Heino die singt, sind sie einfach noch zehnmal besser, weil er klassisch Gesang gelernt hat. Das hört man auch. Da hat Heino der Generation an aktuellen Musikern und Sängern ein Vielfaches voraus und kann wunderbar brillieren.“ Tatsächlich könnte Heino den Jungen viel beibringen. Und auch Christian Geller gibt zu: „Ich hab wahnsinnig viel von ihm gelernt.

Als ich ihn kennenlernte, war ich extrem beeindruckt, weil er ne ganz tolle Aura hat, weil er um keinen blöden Spruch verlegen ist und die nötige Abgeklärtheit besitzt, um mit diesem verrückten Geschäft, in dem wir alle arbeiten, zurecht zu kommen. Ich habe sehr viel von ihm gelernt. Heino gab mir sehr kluge und lebenserfahrene Tipps, mich innerhalb dieses Musikgeschäftes weiter zu positionieren.“

Für Heino, der mit seinem treuen Publikum gealtert ist, hat sich in kürzester Zeit alles verändert. Und Heino genießt: „Er sagte kürzlich zu mir: ‚Ich war heut mal wieder bei irgend so nem jungen Radiosender und da kommen die 17/18-jährigen Hühner und fallen mir alle um en Hals.

Dat is wirklich verrückt‘, sagt er, ‚un ich bin 74 und könnte ihr Opa sein.‘ Das ist nicht ganz falsch, wir haben ja für Heino mit dem Produkt eine ganz neue Generation erspielt.“ Und die neue Zielgruppe nahm die Platte so an wie noch kein anderes Heinoprodukt zuvor. Eine Viertelmillion Tonträger konnten in den ersten fünf Wochen verkauft werden, deutlich mehr, als andere Künstler im ganzen Jahr. So war es für Produzent und Sänger eine Sensation, dass das Album nur 20 Tage nach der Veröffentlichung für den Echo nominiert wurde.

Spürsinn für den Erfolg

Christian Geller hat Spürsinn für den Erfolg und weiß, was einen Song zum Hit, einen Sänger zum Star macht. Anfängern empfiehlt er: „Ich rate jedem, der in der Musikindustrie arbeiten möchte, erst mal eine fundierte Ausbildung zu machen. Dann kann man auf jeden Fall auf was zurückgreifen, falls nichts passiert. Denn Erfolg ist leider die Ausnahme in unserer Branche.

Der Kuchen ist so klein und es gibt so wenig zu verteilen.“ Christian Geller hatte sein Ziel nach dem Abitur in seiner kaufmännischen Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann bei der Metro in Koblenz nicht aus den Augen verloren und schaffte es. Heute bemüht er sich, auf dieser Erfolgsspur zu bleiben: „Es gibt verschiedene hochkarätige Künstler, mit denen wir gerade sprechen, u.a. gibt’s gerade ein paar Vorgespräche mit Kim Wilde. Wir sprechen gerade mit der Münchner Freiheit über ein neues Album.

Wir haben auch ein paar DSDS-Kandidaten aus der aktuellen Staffel. Man muss die ganzen Angebote erst mal prüfen und dann werden wir uns wieder für eins, zwei, drei Themen entscheiden. Und die werden dann sicher auch wieder erfolgreich werden, weil wir einfach hier im Team in den „Hafen Studios“ in Andernach sehr detailverliebt arbeiten.“

Bei all diesem Erfolg bleibt Christian Geller aber geerdet und verrät uns: „Die Familie ist die Basis für alles. Als ich noch nicht Vater war und meine erste goldene Schallplatte bekommen habe, mittlerweile sind es über 30, war das das Größte, was ich so erlebt habe in meinem Leben, bis zur Geburt meiner ersten Tochter. Das hat dann alles relativiert und in den Schatten gestellt. Da rückt dann selbst für einen Enthusiasten wie mich die Musik in den Hintergrund.

Tatort Andernacher Hafen, Reporter E.T. Müller, mit der Lizenz zum Schreiben, nutzt seinen kriminalistischen Spürsinn, denn in den Hafenstudios wurde Heino zum letzten Mal in Andernach gesehen. Dort hat der Schlagerbarde sein „Verbotenes Album“ eingesungen. Doch auch der Gabelstaplerfahrer, der gerade in eine große, menschenleere Halle fährt, hat den auffälligen Mann mit weißem Haar und Sonnenbrille nicht gesehen, weiß aber von den Hafen Studios. E.T. findet den Eingang. In den Studioräumen sitzt der Andernacher Produzent Christian Geller am Klavier. Der Macher des jüngsten Heino-Albums erklärt gerade einem Fernsehteam, welche Zutaten es für einen erfolgreichen Hit braucht. Zeit für E.T., sich mit Fabian Zimmermann, ebenfalls Produzent und Komponist und Kompagnon von Christian Geller, zu unterhalten.
Ein klasse Team: Christian Geller (l.) und Fabian Zimmermann. ET

Ein klasse Team: Christian Geller (l.) und Fabian Zimmermann. Fotos: ET

Für Christian Geller war es etwas ganz Besonderes, als noch so junger Produzent einem so alten Titanen den ersten Nummer Eins Hit verschafft zu haben.

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