Künstler im Meckenheimer Wald
Hinterlassenschaft des BND als Kunstobjekt
Gelände von 20 Hektar ging in den Bestand der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis über

Ersdorf. Es gibt direkt vor der Haustür Geheimnisse, von denen man keine Ahnung hat und wo Weltpolitik sich im Verborgenen abspielte. Keine drei Kilometer entfernt vom Ortskern Ersdorf und nach der Durchfahrt an vielen Apfelplantagen steht man auf einmal vor einem riesigen Areal, wie es typischerweise in unsere Landschaft gehört. Eventuell hätte man stutzig werden können, warum denn der Feldweg hier so gut in Schuss gehalten ist, aber letztlich gab es nichts zu sehen. Zwischen 1981 und 2001 unterhielt der Bundesnachrichtendienst hier eine streng geheime Abhöranlage mit riesigen Antennen, die in der Landschaft ausgebreitet waren. Dies mit einer Kontrollstation aus massivem Beton und modernster Technik, es soll dort wie in einem Kontrollraum der NASA ausgesehen haben. Die Kontrollstation wurde 2004 zurückgebaut, die Antennen mitgenommen und zurück blieb ein in die Erde eingelassenes Gebäude, das völlig entkernt ist und von außen nicht sichtbar, es sei denn, man steht rund 100 Meter davor. Der Bund sorgte dann dafür, dass das gesamte Gelände von 20 Hektar in den Bestand der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis überging und dieser nahm sich der Fläche an. Da die Schlapphüte im Geheimen arbeiten, hatten diese auch kein Interesse daran, dass dort Landwirtschaft betrieben wurde. Daher entstand ein Areal, auf dem sich die Natur ausbreiten konnte, und wo weder gedüngt noch gespritzt wurde. Die Naturschützer freuten sich daher über seltene Tierarten und vereinbarten mit einem Landwirt, dass dieser das Gras mäht und das Heu daraus nutzen kann, was natürlich sehr wertvoll ist. Gleichzeitig ist das Gelände in Exkursionen zugänglich gemacht worden, die jedoch nur geführt und unter Anleitung möglich sind. Jetzt galt es jedoch das Ganze, auch noch kulturell zu bereichern.
Mit Graffiti verschönern
Aus diesem Grunde konnten 13 Kinder aus dem gesamten Rhein-Sieg Kreis unter der Leitung des Kölner Graffiti-Künstlers Kai „Semor“ Niederhausen die Wände mit einem Kunstwerk besprühen. Dabei ging es thematisch natürlich um die Natur, so sollten eine Sonne, Bäume, ein Himmelhintergrund und natürlich Fledermäuse entstehen, denn diese haben die alte Station längst als ihren Lebensraum in Besitz genommen. Dabei sollte dem Nachwuchs auch der Unterschied zwischen Schmiererei und Kunst nahe gebracht werden. Der Kölner Aktionskünstler selber hat schon in New York gearbeitet und dort seine Bilder hinterlassen und vertritt den Standpunkt, dass man mit einem Bild auch immer etwas von sich zurücklasse. Für die Kinder war das ganze jedenfalls eine tolle Sache, die ihnen richtig viel Freude machte. Und wer hätte gedacht, dass ausgerechnet der BND in Meckenheim auf diese Art und Weise die Kinderkulturarbeit fördert.