Warum lästert ein „mörderisches Quintett“ nach der Beerdigung über die Verstorbene?
Bühnenprogramm „KRIMITHEK – Der letzte Weg“ begeisterten das Publikum im Kulturzentrum „Zweite Heimat“.
Höhr-Grenzhausen. Das Publikum wurde in diesem besonderen Format von Storytelling Zeuge einer „Trauerfeier“, bei der niemand trauert und man erfährt schon zu Beginn den Grund für ein despektierliches „Haut versaufen“.
Nach der Beerdigung der verhassten Literaturkritikerin Denise Schock treffen sich vier Krimiautorinnen (Susanne Arnold, Andrea Revers, Moni Reinsch und Jutta Büsscher) zu einem „Leichenschmaus“ an der Theke einer Dorfkneipe. Wie bei einem „Beerdigungs-Café ansonsten üblich, gibt es jedoch weder
Kaffee noch Kuchen und „von Trauer keine Spur“. Im Gegenteil: die „Trauergäste“ stoßen (hoch erfreut) mit Sekt auf den Tod von Denise Schock an. Die vier Damen lassen „kein gutes Haar“ an der auf unbekannte Art Verblichenen und der Grund für die Abneigung wird schnell klar: alle (nach eigener Meinung bestsellerverdächtigen) Werke der Autorinnen, die in unterschiedlichen Genres schreiben (Cosy-Crime, Regional-Krimi, Fantasy und Thriller) wurden regelmäßig von der Kritikerin verrissen.
In Anlehnung an das ARD-Literaturmagazin „Druckfrisch“, in dem der bekannte Literaturkritiker Denis Scheck regelmäßig neue Bücher vorstellt und vor schlechter Literatur warnt spiegelt dieses Bühnenprogramm die Realität, denn Scheck wirft in seinen Fernsehsendungen schlechte Bücher „in die Tonne“: ein Alptraum für Schreibende, die auf einen großen Leserkreis hoffen. Zurück auf die Bühne!
Als kurze Zeit später der „Herr Pastor“ (Dieter Aurass) in der Dorfkneipe erscheint ist der „Diener Gottes“ zunächst empört wie die vier Trauergäste über die Verstorbene „herziehen“.
Aber bereits nach kurzer Zeit stoßen die fünf gemeinsam auf den Tod der verhassten Kritikerin an, denn auch der Pastor schreibt (heimlich?) blutrünstige Thriller, die ebenfalls von Denise Schock zerrissen wurden.
Als der Pastor wenig schmeichelhafte Einträge in dem Kondolenzbuch vorliest, amüsieren sich nicht nur die Akteure auf der Bühne köstlich, denn sie strapazieren mit den Eintragungen wie „Dich zu verlieren fiel uns schwer, dich zu vermissen noch viel mehr“ oder „Zu deinem Tod fällt uns nur ein Wort ein: Danke!“ auch die Lachmuskeln des begeisterten Publikums. Nachdem weitere Kondolenzsprüche für große Heiterkeit sorgen, ist „Schluss mit Lustig“ angesagt, denn die fünf schildern eindrucksvoll auf welche Art und Weise sie Denise Schock am liebsten ins Jenseits befördert hätten. Aber wer von den fünf Tatverdächtigen hat sie wirklich umgebracht?
Susanne Arnold und Dieter Aurass sind in der Region keine unbekannten Schriftsteller. Susanne Arnold (überraschte mit einem besonderen schauspielerischen Talent!) hat inzwischen vier Wohlfühlkrimis und einen Kurzkrimi veröffentlicht. Ihr Erstlingswerk „Das Blau der Veilchen“ war Fortsetzungsroman in der Rhein-Zeitung und zuletzt erschien „Das Rot der Stiefmütterchen“.
Dieter Aurass ist pensionierter Kriminalbeamter und hat bereits zwanzig Bücher veröffentlicht, zuletzt den Thriller „Der Gebote-Killer“ und einen Flusskreuzfahrt-Krimi. Andrea Revers, „die Agatha Christie der Eifel“, schreibt Krimis mit Eifel-Touch, zuletzt erschienen „Alles hat ein Ende“, ein weiterer Eifel-Krimi mit der pensionierten Kommissarin Frederike Suttner. Moni Reinsch schreibt Kriminalromane mit Tatorten in der Region Trier und in Südtirol, zuletzt erschienen „Tabak, Tod und Traubenlese“ und „Eine Handtasche packt aus“.
Jutta Büsscher schreibt kriminelle Kurzgeschichten, die überall dort entstehen, wo Geschichten atmen. Sie sammelt Eindrücke, Emotionen und begeht Verbrechen - ganz ohne Spuren.
Im Show-down ertönt überraschend „aus dem off“ (vom Himmel?) die Stimme der Verstorbenen und erneut zerreißt sie die Werke der Akteure. Die fünf Protagonisten erstarren zunächst zu Salzsäulen und schmettern wutentbrannt ihre Bücher auf den Boden.
Als Pastor Dieter Aurass sein Kreuz in Richtung der Stimme hält und diese urplötzlich verstummt behaupten alle fünf die Schock ermordet zu haben. Erst kurz vor Ende der Veranstaltung wird der „Todesfall“ Denise Schock gelöst, aber an dieser Stelle nicht verraten. Ein (mörderisch gutes) Quintett begeisterte mit einer Mischung aus Dramatik und Humor im Spannungsfeld zwischen Gänsehautfeeling und Lachmuskeltraining im Publikum.
Die Gedichte und kurze Textpassagen aus ihren Werken zeigten, wie vielfältig das Krimi-Genre ist und so bescherten die fünf auf der Bühne dem Publikum nicht nur einen unterhaltsamen, sondern auch informativen Abend. Das Publikum bedankte sich für einen kurzweiligen Abend mit einem frenetischen Applaus. Jörg Schmitt-Kilian
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