Winzerverein Grafschaft-Lantershofen

„Durst – Warten auf Merlot“

Lantershofen. Vernünftiges Trinken will gelernt sein. Millionen Deutsche schlucken heute missbräuchlich Alkohol. Im letzten Jahr mussten deshalb 23.000 Rentner stationär behandelt werden. Wie heißt es so schön: „Viele ältere Menschen müssen nachts öfters raus“. Es wird aber nie gesagt wohin. Jetzt weiß man es: zur Ü-80-Party mit betreutem Trinken. Auch die Leistungsträger dieser Gesellschaft langen kräftig zu. Es gibt Krankenhäuser, da schwankt die Chefarztvisite als Polonaise ins Zimmer. Und im Flugzeug kann man nicht mehr sicher sein, wer mehr getankt hat, die Maschine oder der Pilot. Deutschland droht in seinem eigenen Durst zu ertrinken.

Die Antwort auf diese bierernsten Fragen ist erschütternd komisch: Tee macht fahruntüchtig ab 0,8 Kamille. Kakao ist Koks für Kinder. Milch ohne Fett ist keine Milch, sondern Quatsch. Für eine gute Tasse Kaffee braucht man 140 Liter Wasser. Der Mensch lebt nicht allein von Kefir. Stille Wasser sind nicht tief, sondern teuer.

Doch der eigentliche Skandal ist, was den Menschen im Lande des Reinheitsgebotes als trinkbar vorgesetzt wird, zum Beispiel Red Bull. Das Zeug schmeckt wie der Morgenurin eines zuckerkranken Gummibärchens. Manche glauben sogar, dass da Stierhodenextrakt drin ist. Dann wäre Red Bull kein Energydrink, sondern eine Ochsenschwanzsuppe. Und in einem Fruchtsaftgetränk können gerade mal sechs Prozent Frucht enthalten sein. Der Rest ist Wasser, Zucker oder Farbstoffe. Wer ein „Shampoo Kiwi-Mango“ kauft, hat mehr Obst im Korb. Lug und Betrug, wohin das Auge schweift.

Philipp Weber bringt Klarheit in die trüben Gewässer der deutschen Trinkkultur. Der studierte Chemiker und Biologe ist Deutschlands radikalster Verbraucherschützer und hat sich mit Leib und Leber deren Wohl verschrieben. Der Autor und Macher des Sensations-Programms „Futter – streng verdaulich“ widmet sich nun den flüssigen Gaumenfreuden. „Durst – Warten auf Merlot“ ist ein furioses Meisterwerk der komischen Volksaufklärung. Denn Weber will mehr: lachende Gesichter, glückliche Menschen und eine bessere Welt. Doch vor allem: den Ministerposten für Verbraucherschutz.