Das Mündungsgebiet der Ahr - Teil II

Positiv für Natur, Einheimische und Gäste

SGD Nord sieht keine besonderen Anforderungen an hütesichere Zäunung

27.01.2019 - 13:50

Sinzig/Kripp. Wie bereits in der letzten Ausgabe von Blick Aktuell berichtet, ist die Ahr der einzige von 42 Nebenflüssen des Rheins von der Schweiz bis zu den Niederlanden, der in seinem Mündungsgebiet auch heute noch streckenweise in einem selbst geschaffenen Bett fließt. Das mit beträchtlichen Bundesmitteln geförderte Naturschutzgebiet (NSG) „Ahrmündung“ ist ein NATURA-2000-Gebiet (FFH- und Vogelschutzgebiet) mit nationaler und internationaler Bedeutung. Zur Freihaltung der Flächen plant die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord eine Beweidung des NSG’s mit Wasserbüffeln. Dies würde vor allem Wiesenbrütern zu Gute kommen. Aus dem direkt an das Gebiet angrenzenden Kripp gab es, vor allem wegen der Ahrquerung, Bedenken gegen dieses Beweidungsprojekt. Zu dem Vorhaben und zur Situation des wertvollen Naturschutzgebietes äußerten sich der Sinziger Bürgermeister Andreas Gereon, Elmar Knieps (BUND-Kreisgruppe Ahrweiler) sowie die SGD Nord. Die Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) in Laufen hat hierzu eine Schrift herausgegeben: Zahn Andreas (2014): Beweidung an Fließgewässern. In: Burkart-Aicher, B. et al., Online-Handbuch „Beweidung im Naturschutz“.


Elmar Knieps/BUND


Elmar Knieps (Sinzig) vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) beschäftigt sich bereits seit Jahrzehnten mit diesem Naturschutzgebiet. Und verfolgt daher auch die aktuellen Entwicklungen ständig vor Ort. Knieps: „Die Steinschüttung direkt oberhalb der Brücke im direkten Mündungsbereich ist weitgehend wegerodiert.“ Und weiter: „Wie im gesamten Bereich unterhalb der Eisenbahnbrücke, wo ja vor einigen Jahren Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt wurden, verwildert der Ahrlauf auch hier zunehmend. Nach jedem Hochwasser gibt es neue Uferabbrüche, neue Sand- oder Kiesbänke und auch wieder trocken gefallene Abschnitte, weil sich die Stromrinne verlagert hat. Sand- und Kiesbänke verschwinden auch von einem Jahr aufs andere wieder.“ Die Ahr zeige hier eine wirklich beeindruckende Dynamik. Ein Stück südlich der Kripper Radwege-Brücke seien es vom Prallhang der Ahr, der hier von einer etwa zwei Meter hohen Lehmwand gebildet wird, bis zum Radweg (Leinpfad) vielleicht noch 30 Meter. „In den nächsten Jahren wird die Ahr hier wohl zum Rhein hin durchbrechen. Die Brücke führt dann auf eine kleine Insel. Nach Kenntnis des BUND lehnt die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord in diesem Naturschutzgebiet Eingriffe strikt ab.“ Die Stadt Sinzig habe die Pachtverträge mit nicht extensiv wirtschaftenden Landwirten gekündigt. Darüber hinaus arbeite man an einem Beweidungskonzept für das NSG. „Eine Biotoppflege nach unseren Vorstellungen gibt es bis heute ja allenfalls in Ansätzen,“ so Knieps weiter. „Die Bürgermeister von Remagen und Sinzig unterstützen diese Bemühungen offenbar, was wir in der Vergangenheit eher nicht feststellen konnten. Zwar werden einige der Kiesbänke im Sommer als Grillplätze genutzt, aber weite Bereiche des Mündungsgebietes sind ohne Boot kaum erreichbar, also beruhigt. Auf einem längeren Abschnitt ist der ehemals direkt am Ufer verlaufende Radweg südlich der Ahr im Zuge der Renaturierungsmaßnahmen rückgebaut worden Hier ist ein schmaler Fußpfad entstanden, der zwar regelmäßig begangen wird, aber die Frequentierung hat deutlich abgenommen. Ab der Eisenbahnbrücke verläuft der Radweg nun durch das Sinziger Wohngebiet östlich der Bahn, und über einen Wirtschaftsweg in Richtung Rhein - auf dem letzten Kilometer etwa auf der NSG-Grenze bis zum Leinpfad.“ Und Elmar Knieps abschließend: „Insgesamt entwickelt sich das NSG gut.“


SGD Nord


Die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord in Koblenz hat stets die hohe Bedeutung dieses Naturschutzgebietes betont. Aktuell seien weitere Abstimmungsgespräche mit kommunalen Vertretern und des Landkreises geplant. Zu der weiteren Entwicklung des NSG`s, speziell bei einem möglichen Ahrdurchbruch, äußerte sich die SGD Nord wie folgt: „Ziel ist es, dass die Ahr sich durch ihre eigene Umgestaltungsenergie ihrem ursprünglichen, naturnahen Zustand wieder annähern kann. Die weitgehend natürliche Gewässerdynamik und das freie Mäandrieren der unteren Ahr sind aus naturschutzfachlicher Sicht ausdrücklich erwünscht. Aktuell ist mit Blick auf das natürliche Fließverhalten der Ahr keine fortschreitende Erosion der Ufer in Richtung Rhein festzustellen. Somit steht ein Durchbruch der Ahr zum Rhein zurzeit nicht bevor. Gemäß des Gewässerentwicklungsplans (GEP) ist entlang des Radweges ein „Schutzstreifen“ von 15 Metern vorgesehen, der aktuell eingehalten wird.“ Zum geplanten Beweidungsprojekt seien die Reaktionen anlässlich einer öffentlichen Präsentation bei der Stadt Sinzig überwiegend positiv gewesen. Jedoch werden aus dem ebenfalls an das Naturschutzgebiet „Ahrmündung“ angrenzenden Kripp Bedenken werden der Umzäunung des Gebietes bei der Ahrquerung geäußert, insbesondere bei Ahrhochwasser. Hierzu teilte die Pressestelle der SGD Nord auf Anfrage zusätzlich mit:


„Schwimmerbasiertes System“


„Da bei einer Beweidung mit Wasserbüffeln grundsätzlich keine besonderen Anforderungen an die Hütesicherheit zu stellen sind, ist eine Einzäunung mit einem üblichen, an Spaltpfählen geführten, 3-zügigen stromführenden Weidezaun mit Entkopplungswiderstand vorgesehen. Die derzeitige Abgrenzung der Weidefläche sieht an zwei Stellen eine Querung der Ahr vor, sodass an diesen Stellen jedoch ein besonderes Augenmerk an eine hütesichere Zäunung zu legen ist. Welche Lösung an diesen beiden Stellen zum Tragen kommt, ist noch nicht abschließend entschieden, denkbar ist zum Beispiel ein schwimmerbasiertes System, das sich - wie bei dem in der Anlage beigefügten Beispiel dargestellt - automatisch dem Wasserstand anpasst. Hierzu erfolgen derzeit aber noch Recherchen, um bei der Beweidung des „Ahrmündungsgebietes“ auch das nach neuestem technischen Standard sicherste System nutzen zu können“.


Bürgermeister Gereon


Positiv äußert sich auch der Sinziger Stadtbürgermeister Andreas Geron: „Die Entscheidung für die exotischen Wasserbüffel, die mittlerweile in vielen Teilen Deutschlands ganz bewusst in Naturschutzgebieten gehalten werden, resultiert aus der Tatsache, dass sie mit ihrem Verhalten auf ganz unterschiedliche Weise dazu beitragen, den natürlichen Lebensraum der seltenen Tiere, die in Sinzig an der Ahrmündung leben, zu erhalten. Als Vielfresser bevorzugt der Wasserbüffel im Gegensatz zu Rindern oder Pferden nicht nur das saftige Wiesengrün, sondern ernährt sich von Gräsern, die im Wasser wachsen. Durch ihre Vorliebe fürs kühle Nass und den großen Appetit lockern sie die Erde auf und sorgen dafür, dass sich das Ufer ständig verändert. Das bietet zahlreichen höhlenbrütenden Vögeln ausgezeichnete Nistbedingungen. Auch andere Tierarten profitieren von der Beweidung. Und es gibt eine weitere positive Auswirkung, die aber eher touristischer Natur ist: Durch die Attraktion, die diese robusten Riesen zweifelsohne darstellen, wird dieses Kleinod Besucher anziehen - und eine Aufwertung für Sinzig sein. Einheimische sowie Gäste werden gleichermaßen profitieren.“

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