Stadtrat beschäftigt sich mit Hochwasserkatastrophe
„Das Regenrückhaltebecken oberhalb von Gimmigen hat sich bezahlt gemacht“
Bürgermeister Guido Orthen und Christoph Kniel (CDU) sind überzeugt, dass die Überschwemmung sonst um ein Vielfaches schlimmer ausgefallen wäre
Bad Neuenahr-Ahrweiler. Mit der Hochwasserkatastrophe vom Wochenende beschäftigte sich auch der Stadtrat von Bad Neuenahr-Ahrweiler in seiner jüngsten Sitzung. Bürgermeister Guido Orthen (CDU) hatte das Thema am Montagabend wegen der Dringlichkeit gleich zu Beginn auf die Tagesordnung setzen lassen. In Anwesenheit der Jahrgangsstufe 9 des Peter-Joerres-Gymnasiums fasste er das Geschehen in Kurzform zusammen.
„Seit Donnerstag hält uns das Hochwasser in Atem“, erinnerte er daran, dass die Hilfsorganisationen und auch die Stadtverwaltung nun schon fünf Tage hintereinander unterbrochen mit allen Kräften im Einsatz und in Alarmbereitschaft seien. Das Hochwasser der Ahr, das vor allem an der Mittelahr große Schäden verursacht habe, ging demnach für die Kreisstadt relativ glimpflich ab. Doch man sei vorgewarnt gewesen und habe Vorsorgemaßnahmen treffen können. So seien beispielsweise 25.000 Sandsäcke von 180 freiwilligen Helfern und Mitarbeitern des Betriebshofes gefüllt und an den neuralgischen Punkten verteilt worden, viele seien auch von Bürgern im Gefahrenbereich geholt worden. „Sogar noch am Montag, und es geht immer weiter.“ 9.000 Sandsäcke habe die Stadt noch in Reserve, doch er hoffe, dass sie nicht mehr gebraucht würden. Laut Wettervorhersage müsse man allerdings noch bis Donnerstag mit allem rechnen.
Sandsäcke im heimischen Garten entsorgen
Was tun mit den Sandsäcken, wenn die Gefahr vorbei ist? Auch darauf hatte Orthen eine Antwort. Die Stadt lege keinen gesteigerten Wert darauf, die Sandsäcke zurückzuerhalten. Dennoch sollen Sammelstellen eingerichtet werden, an denen allerdings die Bürger darum gebeten würden, die Sandsäcke selbstständig zu entleeren und den leeren Sack dann zu entsorgen. Lieber sei es ihm aber, wenn der heimische Garten oder der des Nachbarn – „natürlich nur nach Rücksprache mit dem“ – mit dem Sand aufgelockert werde.
„Das Regenrückhaltebecken oberhalb von Gimmigen hat sich bezahlt gemacht“, war Orthen überzeugt. So habe man zwischen der Alarmierung und dem Überlauf des Beckens genügend Zeit gehabt, die Bewohner vorzuwarnen und ihnen bei den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen zu helfen. In Gimmigen und Heppingen seien zahlreiche Keller geräumt und Häuser mit Sandsäcken abgesichert worden. Schließlich habe man das Becken kontrolliert über den Überlauf abgelassen, was allerdings zur Folge hatte, dass die Gärten in Gimmigen ebenso unter Wasser standen wie der Spielplatz und der Bolzplatz.
Erfreulich großes Ausmaß freiwilliger Hilfe beim Aufräumen
Am Samstag seien in der Kreisstadt insgesamt 106 Feuerwehrleute im Einsatz gewesen, darüber hinaus noch zahlreiche Einsatzkräfte des THW, des DRK und anderer Hilfsorganisationen. Erfreulich sei das große Ausmaß an freiwilliger Hilfe beim Aufräumen. Mittlerweile seien die Straßen gereinigt und der Sperrmüll zum städtischen Betriebshof gebracht worden. Die vordringliche Aufgabe sei es nun, die entstandenen Schäden zu ermitteln und dort, wo es erforderlich sei, schnell und unbürokratisch Hilfe zu leisten.
CDU-Fraktionsvorsitzender Christoph Kniel betonte: „Wir sind alle froh, dass es keine Personenschäden gab.“
Auch er war der Ansicht, dass die Überschwemmung ohne Regenrückhaltebecken um ein Vielfaches schlimmer ausgefallen wäre. Er dankte allen Hilfsorganisationen, vor allem der Freiwilligen Feuerwehr, die schon seit Donnerstag praktisch rund um die Uhr im Einsatz seien, zuerst an der Ahr und dann am Leimersdorfer Bach. Besonders erfreulich sei es, dass zahlreiche Freiwillige, teils sogar von weit her, gekommen seien, um zu helfen. Auch zahlreiche Firmen hätten mit angepackt und Fahrzeuge und Geräte zur Verfügung gestellt. Zudem hätten sich einige Hotels hilfsbereit gezeigt und sich um die Verpflegung der Helfer und Opfer gekümmert. Allerdings müsse man im Nachhinein auch die Frage stellen, welche Vorkehrungen die Nachbarkommunen oberhalb getroffen hätten, um Schäden in Gimmigen und Heppingen zu verhindern.
„Wir lassen die Sandsäcke bis Donnerstag liegen“
Renate Schmidt (SPD) wollte wissen, ob aus dem kreisweiten Hilfsfonds „Nachbar in Not“ auch in der Kreisstadt Hilfe geleistet werde. Orthen antwortete, dass Landrat Dr. Jürgen Pföhler sich um die Angelegenheit kümmern wolle. Allerdings habe auch die Stadt selbst einen Sozialfonds für Direkthilfe. Probleme mit der Wasserversorgung gebe es in der Folge des Hochwassers nicht, entkräftete er eine entsprechende Befürchtung von Klaus Schneider (CDU). Allerdings könne es sein, dass sich durch die ungewohnte Belastung des Wassernetzes durch die Feuerwehr Partikel aus der Wasserleitung lösten und das Wasser kurzzeitig trüb erscheinen ließen. Das sei allerdings nicht gefährlich, man könne dieses Wasser bedenkenlos trinken. „Ich selbst habe das in Gimmigen den Landfrauen demonstriert.“
Fritz Langenhorst (SPD) wollte schließlich wissen, ob die Dimensionierung des Rückhaltebeckens bei Gimmigen überhaupt für solche Fälle ausreiche oder ob man angesichts des Klimawandels über ein größeres Fassungsvermögen nachdenken müsse. Orthen gestand ein: „Wir reden hier über ein besonderes Ereignis“, mahnte zugleich aber zur Besonnenheit auch in der Bewertung des Geschehens. „Wir lernen daraus und lassen die Sandsäcke auf jeden Fall bis Donnerstag liegen.“
JOST
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