Seligsprechung des Paters Richard Henkes

„Die Liebe ist der Weg des Lebens“

„Die Liebe ist der Weg des Lebens“

„Die Liebe ist der Weg des Lebens“

Bischof Bruno Ateba aus der Diözese Maroua-Mokolo (Kamerun) würdigte seinen Pallottinischen MitbruderRichard Henkes als „mutigen Kämpfer und Zeuge fürden christlichen Glauben“ und „Märtyrer der Nächstenliebe“.

„Die Liebe ist der Weg des Lebens“

Die Schlauen Füchse, die Vorschulkinder des Kindergartens führteneinen Tanz zu Ehren des Seligen Paters Richard Henkes auf. Fotos: GBA

Ruppach-Goldhausen. „Lieber Gott, wir danken dir, dass Pater Richard Henkes bei uns ein Haus hatte. Er soll für uns ein Vorbild sein. Wir wollen Hand in Hand füreinander da sein, und das Lachen und Tanzen nicht vergessen“, beteten die Schlauen Füchse, die Vorschulkinder des Kindergartens nach ihrem Tanz zu Ehren des Seligen Paters Richard Henkes auf der Bühne neben der Kirche im Pfarrgarten vor. Ganze zwei Stunden Bühnenprogramm füllten die Präsentationen unter anderem von Gruppen aus Ruppach-Goldhausen, des Raiffeisen-Campus aus Dernbach und aus der tschechischen Partnergemeinde Strahovice.

„Märtyrer der Nächstenliebe“

In der sich anschließenden Pontifikalvesper würdigte Bischof Bruno Ateba aus der Diözese Maroua-Mokolo (Kamerun) seinen Pallottinischen Mitbruder Richard Henkes als „mutigen Kämpfer und Zeuge für den christlichen Glauben“ und „Märtyrer der Nächstenliebe“. „Die Liebe ist der Weg des Lebens. Den Nächsten im eigenen Herzen, in den eigenen Gedanken, in seinen Sorgen zu tragen, sich Zeit zu nehmen für die andere Person, mit ihr einen Weg gemeinsam zu gehen, sich für sie zu interessieren. Und das nicht nur durch Wort und gelehrtes Reden, sondern besonders durch Taten, durch Wahrhaftigkeit“, charakterisierte Bischof Ateba Henkes Handeln. Zu lieben bedeute, nicht große und bedeutende Erklärungen abzugeben, sondern diese werden oft durch die vielen kleinen Dinge, die man tun könne, ausgedrückt. „Umsonst, ohne Grund“, betonte Ateba. „Möchtest du einen Kaffee? Bist du müde? Kann ich dir etwas Gutes tun? Zum Beispiel ein Anruf, ein Brief, eine kleine Überraschung. Das heißt etwas für den anderen zu tun, ohne Berechnung, ohne Grund, ohne etwas dafür haben zu wollen. Das bedeutet, jemanden so anzunehmen, wie er ist, ihm mit dem Herzen zuzuhören, ihn mit den inneren Augen anzuschauen, mit den Augen des Herzens.“ Wer keine Liebe im Leben habe, dem fehle alles, war sich Bischof Ateba sicher. „Wenn jemand das Glück hat, zu lieben und geliebt zu werden, dann ist das Leben reich und schön. Denn wer liebt, kann vergeben. Liebe, das heißt zu geben. Was wir oft nicht haben, ist Zeit, Geduld, Mut, Kraft, Bildung, sogar Gesundheit. Denn nur gemeinsam sind wir stärker.“

Auftrag für Kirche und Welt

„Christus braucht unsere Hände, um seine Arbeit zu tun. Er braucht unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen. Christus braucht unsere Liebe, um Menschen von ihm zu erzählen. Er will, dass wir in seinem Auftrag handeln“, formulierte Bischof Ateba Henkes Vermächtnis und Auftrag für das Handeln der heutigen getauften und gefirmten Christen, die nach der Auslegung des Heiligen Vinzenz Pallotti alle Apostel Christi seien und einen Auftrag und eine Verantwortung (Apostolat) für Kirche und Welt hätten. „Gehen wir in seinem Namen! Wirken wir für den Frieden, hier und heute, jeder an seinem Platz. Gehen wir gemeinsam, im Gebet miteinander verbunden, als der Leib Christi, mit den vielen Gliedern. Amen.“

Anerkennung durch

Ortsbürgermeister Henkes

Ruppach-Goldhausens Ortsbürgermeister und Großneffe des ersten Seligen des Westerwalds, Klaus Henkes, berichtete in seinem Grußwort, dass in den vergangenen Monaten immer wieder die Frage gestellt worden sei, ob denn eine Seligsprechung überhaupt noch zeitgemäß sei. „Ehre, wem Ehre gebührt“, zitierte Henkes den Apostel Paulus, nicht ohne zu betonen: „Richard Henkes war nun einmal zufälligerweise katholischer Priester. Er hätte genauso gut Lehrer, Beamter, Politiker oder eben einfach ein armer Bauer aus dem Westerwald sein können. Das ändert nichts an seiner Haltung. Das ändert nichts an seinem Mut. Das ändert nichts an seinem Tun und seinem Handeln.“

Zu Kirche und Religion könne man stehen, wie man möchte, meinte der sich weltanschaulich neutral präsentierende heutige namensgleiche Ortsbürgermeister. „Aber man muss anerkennen, was Pater Richard Henkes geleistet hat. An diesem Wochenende sind bis zu hundert Freunde aus unserer Partnergemeinde Strahovice zu Gast in Ruppach-Goldhausen.

Auch dies ist ein Verdienst von Pater Richard Henkes. Völkerverständigung von unten nennt man so etwas. Und die ist in den unruhigen Zeiten heute innerhalb Europas, mit Brexit und aufkommendem Nationalismus wichtiger denn je. Wir wollen dieses Wochenende dazu nutzen, eben diese Völkerverständigung zu leben und ein Fest der Freundschaft zu feiern.“

Völkerverständigung

und Gastfreundschaft

Abschließend strich die Bürgermeisterin von Strahovice, Elen Malcharkowa, in ihrer Ansprache das Geschenk und die Notwendigkeit der Völkerverständigung heraus und bedankte sich für die von den Ruppach-Goldhausenern gewährte Gastfreundschaft und die seit Jahren bestehende lebendige Partnerschaft der beiden Dörfer. „Das ist Vermächtnis und Abruf. Wir sind davon überzeugt, dass das Ereignis nicht nur in unseren Herzen, sondern auch in unserem Gedächtnis für eine Ewigkeit bleibt“, fasste der Übersetzter Josef Malecky zusammen, der als Moderator sehr locker und humorvoll durch das gesamte Programm geführt hatte.

Einen geselligen Ausklang fand der Vorabend der Seligsprechung mit dem Abendessen in einem Zelt auf dem Freizeitgelände „Finkelkarst“ und dem sich anschließenden Konzert der Big Band Boden.

Zum Leben des Seligen

Pallottinerpaters Richard Henkes

Richard Henkes wurde am 26.Mai 1900 in Ruppach geboren. 1912 trat er ins Studienheim der Pallottiner in Vallendar-Schönstatt ein. Nach dem Abitur begann am 24. September 1919 das Noviziat bei den Pallottinern in Limburg. 1925 wurde er in Limburg zum Priester geweiht und arbeitete 1926/27 als Lehrer und Seelsorger im Studienheim Schönstatt. 1927/28 erholte er sich von einer Lungentuberkulose im Schwarzwald und wirkte 1928/29 als Lehrer und Seelsorger in den Alpen. Nach erneuter Tätigkeit als Lehrer am Niederrhein und in Vallendar kam er 1931 nach Oberschlesien, wo die Konfrontation mit dem Nationalsozialismus begann.

„Einer muss da sein, es zu sagen“, dieser von ihm selbst stammende Ausspruch wurde zu seinem Lebensmotto.

Denn er setzte sich in Kursen und Predigten mutig für das christliche Menschenbild ein. Dafür wurde er von den Nationalsozialisten angeklagt. Obwohl er der Verurteilung durch das Amnestiegesetz 1938 entging, wurde er aus dem Schuldienst genommen und zum Pfarrer von Strandorf (heute Strahovice) im heutigen Tschechien ernannt. Dort wurde er aufgrund einer Predigt 1943 verhaftet und kam ins KZ nach Dachau. Auch im KZ lag ihm die Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen am Herzen. Als „Kantinenwirt“ des Blocks 17 war Henkes als heimlicher Seelsorger aktiv. Dort brach 1944 Typhus aus. Henkes ließ sich freiwillig mit einschließen, um den Typhuskranken beizustehen, infizierte sich aber nach etwa zehn Wochen selbst und starb am 22. Februar 1945.