600 geladene Gäste erlebten im Koblenzer Schlossgarten ein tolles Event der Industrie- und Handelskammer

Ein Sommerabend wie aus dem Bilderbuch

IHK-Präsidentin Susanne Szczesny-Oßing kritisierte, lobte, forderte und munterte auf

29.08.2022 - 08:53

Koblenz. Es passte alles: Die beeindruckende Schlosskulisse, das herrliche Sommerwetter, die tolle Deko des Schlossgartens, eine schnelle, aufmerksame Bedienung für Getränke und leckere Speisen vom Flying Dinner, musikalische Begleitung von Wood Vibrations, IHK-Infostände und eine nur halbstündige aufmunternde und kritikbehaftete Rede der IHK-Präsidentin. Dieses Event erlebten etwa 600 gut gelaunte, geladene Gäste aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Hochschulen und Gesellschaft beim dritten IHK-Sommerabend der Wirtschaft in Koblenz. Bei diesem Netzwerktreffen knüpften die regionalen Köpfe Kontakte und tauschen Infos aus bei Gesprächen an Stehtischen oder Sitzplätzen.

Susanne Szczesny-Oßing, sie ist Vorstandsvorsitzende der EWM AG aus Mündersbach und wurde 2022 erneut zur Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Koblenz gewählt, nannte in ihrer Rede die Krisen: Die Corona-Pandemie mit seitenlangen Verordnungen, der Angriffskrieg gegen die Ukraine, die mit Ideologie überfrachtete Energiepolitik und die Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021.

„Wir als IHK vergessen die Menschen und Betriebe im Ahrtal nicht. 134 Menschen sind bei der Flutkatastrophe im Ahrtal zu Tode gekommen und große Teile des Ahrtals – darunter ca. 800 IHK-Mitgliedsbetriebe – wurden stark beschädigt, gar zerstört“, gab sie zu Bedenken und weiter: „Die bürokratischen Mühlen mahlen wieder wie zuvor und viele Verwaltungen im Ahrtal sind unterbesetzt. Mit der Folge, dass sie weder genügend leistungsfähig und leider auch nicht entscheidungsfreudig sind.“ Die IHK-Präsidentin beklagte auch die EU-Rechtbedingte-Gasabschaltung der Betriebe im Fall einer Mangellage, die wie ein Damoklesschwert über den Betrieben hänge. „Das ist für unsere Region mit der Keramik-, Glas-, Metall-, Papier- und Chemie-Industrie, sowie den daran anschließenden Produktionsstufen, ein sehr existenzielles Thema. Fällt eine Zwischenstufe wegen Gasmangels aus, können sehr schnell Dominoeffekte auftreten und die Produktionen zum Erliegen kommen“, befürchtet die Rednerin.

Susanne Szczesny-Oßing ärgert sich über die Gasumlage mit Senkung der Mehrwertsteuer: „Die Entscheidung zur Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent sorgt für Durcheinander in der eh schon unruhigen Zeit. Und was mich als Unternehmerin am meisten ärgert, aber leider nicht mehr verwundert: Die Unternehmen bleiben unberücksichtigt, denn die Mehrwertsteuer betrifft lediglich die Verbraucher. Dabei sind wir alle gleichermaßen gefordert, Gas zu sparen. Die Senkung der Mehrwertsteuer ist daher das falsche Signal und wenig zielgerichtet.“ Sie bemängelte auch, dass geplante Infrastrukturprojekte zig Jahre bis zur Umsetzung brauchten. Dies seien u.a. Ausbau der B 8/B 414 zwischen den Autobahnen A3 und A4, der Lückenschluss der A 1 und die Mittelrheinbrücke. „Dabei sind diese Bauvorhaben so wichtig für die Region, für die Unternehmen selbst, aber auch für all unsere derzeitigen und künftigen Mitarbeitenden. Denn diese Projekte sind von entscheidender Bedeutung für den Wirtschaftsstandort“, betonte sie. Seit vielen Jahren stehe die Vertiefung des Mittelrheins ganz oben im Bundesverkehrswegeplan, werde aber frühestens in zehn Jahren umgesetzt. „Nicht zuletzt durch das aktuelle Niedrigwasser muss dieses wichtige Thema erneut genannt werden. Wir brauchen die Vertiefung des Mittelrheins“, forderte die IHK-Präsidentin. Susanne Szczesny - Oßing hatte an diesem wunderschönen Sommerabend aber nicht nur Kritik, sondern auch positives und aufmunterndes „im Gepäck“. So werde der Westerwald in seiner wirtschaftlichen Stärke oft unterschätzt und der Südwesten des IHK-Bezirks hätte sich zu einem „Biotech Valley“ entwickelt durch die Erfolge des Impfstoffherstellers BioNTech, der in Mainz und Idar-Oberstein produziert und den Städten hohe Gewerbesteuereinnahmen beschert. Die müssten durch „Einbinden und Abgeben“ aber auch an und in unsere Region fließen. „Dafür brauchen wir eine kooperative Standortentwicklung mit einer attraktiven Universität und ebensolchen Hochschulen und auch einen starken Wachstumskern Koblenz“, erklärte die IHK-Präsidentin. Sie meint, es wäre fatal für den Wissenschaftsstandort Rheinland-Pfalz, wenn sich alles nur auf Mainz und Kaiserslautern konzentrieren würde: „Die Weiterentwicklung der Universität Koblenz nach der beschlossenen Trennung von Landau ist ein Schlüsselprojekt zur Stärkung unseres Wissenschaftsstandortes. Wir freuen uns sehr, dass sich die Landräte und der Koblenzer Oberbürgermeister immer wieder für die Weiterentwicklung ausgesprochen haben und gegenüber der Landespolitik geschlossen auftreten“, lobte die Rednerin. Und zum Schluss gab die Präsidentin den Gästen mit auf den Weg: „Die Wirtschaft ist genauso gefordert wie die Politik. Alle müssen raus aus der Komfortzone und die Region noch stärker in Bewegung bringen. Dies zu begleiten und die Wirtschaft zu ermutigen, ist unser Ziel als IHK.“

Übrigens: Im Vorfeld des IHK-Sommerabends tagte die IHK-Vollversammlung, die ihre in der vergangenen Wahlperiode tätigen Mitglieder verabschiedete. Gewürdigt wurden die ehemaligen Präsidiumsmitglieder Dr. Lothar Ackermann (von 2006 bis 2021) und Christian zur Hausen (von 2017 bis 2021). Verabschiedet in den Ruhestand wurden Bertram Weirich, stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer, und Ralf Lawaczeck, Geschäftsführer Netzwerke und Initiativen. HEP

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