Informationsveranstaltung des RWE zum Abbruch des Kühlturms in Mülheim-Kärlich

Ein innovativer Mini-Bagger beseitigt den Kühlturm

Abrissarbeiten werden voraussichtlich Mitte 2018 beendet sein

12.06.2017 - 07:57

Mülheim-Kärlich. Egal, aus welcher Himmelsrichtung man kommt: Der 162 Meter hohe Kühlturm ist nicht zu übersehen. Als weithin sichtbares Symbol für das Atomkraftwerk hätte ihn der ein oder andere Politiker gerne schon zu einem früheren Zeitpunkt abgerissen gesehen. Doch während der Rückbau des Kraftwerks bereits seit 2004 im Gange ist, wird der Turm wohl erst Mitte des kommenden Jahres vollständig verschwunden sein. Die Abrissarbeiten am Kühlturm, die mit der Baustelleneinrichtung am 6. Juni begonnen haben, werden vermutlich rund ein Jahr dauern. Im Rahmen einer Informationsveranstaltung informierte das Energieunternehmen RWE Power die Öffentlichkeit nun über Details der Arbeiten und stand den Interessierten Rede und Antwort.

Rund 90 Bürgerinnen und Bürger waren in der Mehrzweckhalle im Stadtteil Urmitz-Bahnhof erschienen, darunter auch der Mülheim-Kärlicher Stadtbürgermeister Uli Klöckner und einige Stadtratsmitglieder. Der Großteil der Teilnehmer war jedoch aus den umliegenden Orten angereist, wie zum Beispiel die Mitglieder der Bürgerinitiative, die seiner Zeit für die Stilllegung der Anlage gekämpft hatten.

Die RWE-Vertreterin Dagmar Butz (zuständig für Öffentlichkeitsarbeit) und Dr. Thomas Volmar (Leiter der Anlage Mülheim-Kärlich) freuten sich, dass auch VG-Bürgermeister Georg Hollmann zugegen war. „Sie können sich vorstellen, wie oft man in den letzten Jahren nach dem Abriss des Kühlturms befragt wurde“, so Hollmann. „Für uns als Verbandsgemeinde Weißenthurm und als Stadt Mülheim-Kärlich ist wichtig, dass eine vernünftige Nachnutzung für dieses rund 30 Hektar große Gelände erfolgt“, betonte Hollmann. Er wies darauf hin, dass es einen Bebauungsplan gibt, der seit rund einem Jahr rechtsverbindlich ist. Auch ein erster Vermarktungserfolg konnte bereits erzielt werden. „Für uns ist auch wichtig, dass der Abriss sicher, unfallfrei und mit möglichst wenig Belästigungen und Beeinträchtigungen erfolgt“, so der Verbandsbürgermeister.

Anhand einer Powerpoint-Präsentation erläuterte sodann Projektleiter Olaf Day die Details des Abrisses, für welchen seit dem 31. Januar 2017 eine Baugenehmigung vorliegt. Eine Sprengung des Turms schied aufgrund der vorhandenen Infrastruktur aus: In unmittelbarer Nähe verläuft eine Bahnlinie, eine Kreisstraße und der Rhein als Schifffahrtsweg. Der Projektleiter berichtete, dass auch ein Abbau mittels eines Krans nicht möglich sei: „Kräne sind zum heben da - und nicht zum arbeiten. Insofern würde diese Methode durch die Berufsgenossenschaft nicht erlaubt“, so Olaf Day.

Zum Einsatz komme daher ein innovatives Verfahren, zu dem es keine Alternativen gebe. Das Rückbauverfahren ist aus dem Schornstein-Abriss bekannt, wurde jedoch für den Spezialfall weiterentwickelt. Das Abbruchgerät trägt die Bezeichnung „Typ RDB 100“. Der circa sechs bis sieben Meter lange Mini-Bagger wurde komplett neu konzipiert. Der Kühlturm wird mit Hilfe der Neuerung gebrochen (und nicht gestemmt), sodass verhältnismäßig kleine Abbruchstücke entstehen, die auch wenig Staub verursachen. Das Abbruchmaterial fällt zu Boden, wobei sowohl der Lärmschutzwall (der später beseitigt wird) als auch eine neu errichtete Containerwand gewährleisten, dass kein Abbruchmaterial auf die Nachbargrundstücke fällt. Entgegen bisheriger Mitteilungen wird der Roboter den Kühlturm sogar bis zu einer Höhe von zehn bis fünfzehn Metern abtragen (bislang ging man von 80 Metern aus). Die verbliebenen Reste werden dann konventionell beseitigt. Wie der RWE-Vertreter mitteilte, werden sowohl die Staub- als auch die Lärmbelästigungen aufgrund der innovativen Abbruchmethode äußerst gering sein. Das Gerät arbeite mit einer Lautstärke von 100 dB. Obwohl der Kühlturm ein beachtliches Volumen besitzt (in welchem übrigens fast der Kölner Dom verschwinden könnte), ist die Menge des Abbruchmaterials im Verhältnis hierzu relativ gering. Man rechnet mit circa 23.000 Tonnen. Dieses Material werde der Recycling-Industrie zugeführt, so Projektleiter Olaf Day, der im Anschluss an seinen Vortrag für Fragen zur Verfügung stand.

Die Mitglieder der Bürgerinitiative gegen das Kraftwerk informierten sich, ob beim Abbruch auch Asbestmaterial freigesetzt würde. Wie der RWE-Projektleiter versicherte, ist dies nicht der Fall; es habe bereits entsprechende Untersuchungen gegeben.

Ein Anwesender fragte nach der Anzahl der vor Ort tätigen Bauarbeiter. Im Einsatz werden voraussichtlich weniger als 20 Mitarbeiter sind. Der Roboter selbst wird in zwei Schichten zu jeweils maximal sechs Stunden im Einsatz sein. Die Tätigkeit ist nicht nur vom Tageslicht abhängig: Auch im Herbst rechnen die Fachleute damit, dass aufgrund der dann zu erwartenden Stürme die Arbeiten unterbrochen werden müssen.

Die Frage nach dem Gesamtkosten des Abbruchs wollte der RWE-Vertreter aus Wettbewerbsgründen nicht beantworten. Eine Baustellen-Webcam, wie man sie von anderen Großbaustellen kennt, wird vor Ort nicht angebracht. Auch die von einem Anwesenden angefragte Möglichkeit nach Besucherführungen wird es nicht geben: „Es ist eine Baustelle, wir bitten daher um Verständnis, dass dies nicht möglich ist“, so Dagmar Butz. Wie Projektleiter Olaf Day ergänzte, wird es für den Bereich auch ein striktes Flugverbot für Drohnen geben. Die Gründe hierfür liegen im speziellen Abbruchverfahren: Das Steuersignal des Roboters ist auch ein Funksignal, sodass eine temporäre Flugverbotszone zwingend notwendig ist. Besonders interessierten sich die Anwesenden natürlich für den Zeitraum der Arbeiten: Nach der zwischenzeitlich bereits erfolgten Baustelleneinrichtung wird das Spezialgerät voraussichtlich Anfang Juli auf der Krone des Kühlturms angebracht. Die Abrissarbeiten selbst beginnen dann Anfang August. Der Kühlturm wird voraussichtlich bis Mitte 2018 zurückgebaut, anschließend erfolgt der Abtransport des Materials. Mit dem Abriss des Kühlturms ist der Rückbau des ehemaligen Kraftwerks jedoch nicht abgeschlossen. Im eigentlichen Reaktorgebäude erfolgen auch in Zukunft noch weitere Arbeiten. Dort ist (im Gegensatz zum Kühlturm) teilweise auch schwach- und mittelradioaktives Material betroffen, welches im genehmigten Endlager Konrad eingelagert wird. Diese Menge ist jedoch überschaubar: Bereits im Sommer 2002 wurden die letzten Brennelemente - und damit 99 Prozent des radioaktiven Potenzials - von der Anlage abtransportiert.

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