EHC im Insolvenzverfahren – Grund liegt in der fehlenden Hallenperspektive

Eishockey: In Neuwied gehen (wieder einmal) die Lichter aus

27.06.2016 - 11:56

Neuwied. Die Nachricht schlug vergangene Woche ein wie der Blitz. Der EHC Neuwied hatte am Montag Insolvenz angemeldet. Ungläubigkeit und Fassungslosigkeit herrschte nicht nur bei den Fans. Bei ihnen aber ganz besonders. Gelten die Neuwieder Anhänger doch als eine der treuesten der ganzen Liga. Über die sozialen Medien verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer. Auf den einschlägigen Internetseiten trafen die Kommentare im Sekundentakt ein. Nicht nur Neuwied war entsetzt sondern die ganze Liga. Hamburger und Leipziger sprachen ihre Anteilnahme aus. „Wir werden euch vermissen“, hieß es aus dem „Bärenland“ Hannover. Und selbst Eishockey-Fans aus dem Ruhrgebiet, die eine gewisse Rivalität zu den Neuwieder pflegen, titelten: „Das habt ihr nicht verdient“. Nichts aber auch nichts hatte im Vorfeld auf eine Insolvenz hingedeutet. Lediglich der Rücktritt des langjährigen Pressesprechers Tom Neumann, ohne Nennung von Gründen, hatte zwei Wochen zuvor irritiert. Aber das der Eishockey Sport in Neuwied wieder einmal vor dem Aus stehen sollte, ließ sich daraus nicht ableiten. Schon mehrfach hatten die Neuwieder um ihren Aushängsport und die Eishalle kämpfen müssen. 1999 meldete der EHC Neuwied die Pleite an. 2005 stand der Kauf des Ice-House durch die Stadt Neuwied zur Debatte. Der Stadtrat entschied dagegen. Letztendlich wurden immer Lösungen gefunden. Aus dem EHC Neuwied wurde 2000 der SC Mittelrhein, 2006 entstand daraus der VFE Neuwied und 2007 die Wiederauferstehung des EHC Neuwied. Doch dieses Mal lief etwas entschieden anders. Der Vorsitzende Prof. Dr. Peter Billigmann war nicht zuvor an die Öffentlichkeit getreten, hatte nicht auf die prekäre Situation hingewiesen und somit keine Optionen für die Zukunft gelassen.


Fan Vorwurf: Nicht gekämpft


Nicht gekämpft zu haben und nicht mit den Fans gemeinsam Anstrengungen unternommen zu haben, nehmen die Bärenanhänger ihm übel. Noch vor wenigen Monaten war es Dank der Spendenbereitschaft der Fans möglich geworden, den Publikumsliebling und „Ur-Bären“ Janne Kujala zurück an den Rhein zu holen. Der Finne war nicht die einzige Neuverpflichtung für die Saison 2016/7. Noch am 3. Juni und 5. Juni wurden Maurice Keil aus Mannheim bzw. Felix Köllejan aus Köln als Neuzugänge bekannt gegeben. Wie passt das mit der Insolvenzanmeldung beim Neuwieder Amtsgericht nur zwei Wochen später zusammen? In einer Pressemitteilung heißt es von Seiten des EHC, dass mit dem Aufstieg in die Oberliga Nord erhebliche Mehrkosten verbunden waren. Höhere Fahrtkosten und Kosten für die Spieler wurden explizit genannt. Hinzu gekommen seien nicht unerhebliche Kosten für die Hallenmiete für Training und die Heimspiele. Wörtlich heißt es in der Pressemeldung: „Um den weiteren Spielbetrieb sicherzustellen, hatte ein Kreis von Investoren erwogen, die Eissporthalle Neuwied vom bisherigen Eigentümer zu erwerben. Unter diesen Umständen wären Sponsoren auch bereit gewesen, die entstandene Liquidationslücke zu schließen und so die Teilnahme am Wettbewerb Oberliga Nord in der Saison 2016/2017 zu ermöglichen“. Mit dem Eigentümer Uwe Weidemann konnte sich der EHC Neuwied allerdings nicht über den Kaufpreis einigen. Wirtschaftlichkeitsberechnungen des Vereins kamen zu einem andern Wert, als die von Uwe Weidemann geforderten 1 Mio. Euro. Daraufhin hätte der Betreiber der Eishalle dem EHC mitgeteilt, dass der Eissport-Betrieb der Halle zum Ende der Saison 2016/2017 wohl eingestellt wird. „Unter diesen Umständen ist es nicht gelungen, Sponsoren oder andere Geldgeber zu finden, die bereit wären, die entstandene Liquiditätslücke kurzfristig zu schließen. Zugleich ist eine Lizenzerteilung für die weitere Teilnahme an der Oberliga Nord in der Saison 2016/2017 aus wirtschaftlichen Gründen ausgeschlossen“, so der EHC Vorstand.


100.000 Euro Schulden


Die Verbindlichkeiten des Vereins belaufen sich auf rund 100.00 Euro. In einer Mitgliederversammlung am 7. Juli sollen die Mitglieder über die Details informiert werden. Dass die durchschnittlich 1.200 Fans pro Heimspiel, übrigens weit über dem Schnitt der Liga, keine solide Finanzierungsgrundlage sind, verstehen viele Fans nicht. Dass nicht nur der EHC Neuwied insolvent ist sondern auch noch das Ice-House geschlossen, zieht weitere Kreise. Immerhin stellt die Eishalle einen unschätzbaren Freizeitwert für Hobbyläufer und Jugendliche dar und gibt auch den Aktiven aus den Eiskunstlaufvereinen ein zuhause. Auf Facebook klagt ein Vater, dass er nur kurz vor Bekanntgabe der Pleite seinen Sohn angemeldet und eine teure Eishockey Ausrüstung gekauft hat. Zumindest nicht ganz umsonst und bis zur vermeintlichen Schließung im Frühjahr 2017 dürfte sein Sprössling sie nutzen können. In einem Interview mit der Tagespresse versprach Dr. Peter Billigmann, dass man über den Förderverein bemüht sei, die Jugend so lange wie möglich im Ice-House trainieren und spielen zu lassen. Die Bären Fans benötigten nur zwei Tage nach bekannt werden der Hiobsbotschaft, um sich öffentlich gemeinsam zu formieren. Am Donnerstabend traf man sich zur Demo vor der Eishalle. Den aufgebrachten Fans stellten sich EHC Vize Peter Wünsch und Sportchef Carsten Billigmann. Der Vorsitzende selbst war nicht gekommen. Wie es nun weitergeht, konnten die beiden Verantwortlichen nicht sagen. Peter Wünsch unterstricht jedoch, dass es ihm um die Rettung des Vereins geht. Carsten Billigmann ließ aufhorchen, dass ein Start in der Regionalliga theoretisch möglich sei. Allerdings liege das nicht mehr in der Hand des Vorstands, verantwortlich sei nun der Insolvenzverwalter.


Hoffnungen ruhen auf OB


Und wie geht es mit dem Ice House weiter? Die Hoffnungen liegen auf Oberbürgermeister Nikolaus Roth. Neuwieds erstem Bürger kann ein ehrliches Interesse über sein Amt hinaus unterstellt werden. Bei Heimspielen ist er häufig dabei. Er gilt bei den Fans als glaubwürdig. Seine Partei, die SPD, stimmte 2005 schon als einzige Fraktion für den Kauf der Eishalle. Nikolaus Roth hat angekündigt, die EHC Verantwortlichen und den Hallenbesitzer Uwe Weidemann an einen Tisch zu bringen. Carsten Billigmann sagte die Teilnahme des EHC Vorstand schon mal zu. Und er unterstrich bei der Demonstration am Donnerstag noch einmal, dass die fehlende Hallenperspektive der ausschlaggebende Punkt für die Insolvenz sei. FF

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