Vorstellung des Porträts der Schlosserbauer-Enkelin im Rathaus

Else von Wedderkop reiht sich ein

Else von Wedderkop reiht sich ein

(v.li.) Michael Weltken (KSK), Bürgermeister Andreas Geron, Museumsleiterin Agnes Menacher und Guido Mombauer (KSK) heißen das Porträt der Else von Wedderkop in Sinzig willkommen.Foto: HG

05.02.2019 - 12:59

Sinzig. In Öl auf Leinwand und üppig inszeniert durch einen prachtvoll mit Blütenreliefs dekorierten vergoldeten Rahmen, so präsentierte sich Else von Wedderkop bei der Vorstellung im Rathaus Ende Januar. Noch bevor die zur Ratssitzung versammelten Ratsmitglieder das Bildnis in Augenschein nahmen, taten dies Bürgermeister Andreas Geron, Michael Welten, Marktbereichsleiter Sinzig der Kreissparkasse (KSK) Ahrweiler und Vorstand Guido Mombauer.

Ihnen und später dem ganzen Rat erläuterte Museumsleiterin Agnes Menacher, um wen es sich bei der Dargestellten handelt. Doch zum Vorlauf: Der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Sinzig hatte am 7. November 2018 außerplanmäßige Mittel zum Erwerb des Ölgemäldes bewilligt und die KSK eine Spende in Höhe von 2000 Euro. Für das Heimatmuseum ersteigerte Menacher am 19. November 2018 beim Auktionshaus Lempertz in Köln das Kunstwerk für 7.500 Euro. Die gezahlte Gesamtsumme von 9.642 Euro setzt sich aus dem Gebot plus Aufgeld von 2.142 Euro zusammen. So dankte die Museumsleiterin Bürgermeister Geron, den Ausschussmitgliedern und dem Bankhaus, „dass sie den Ankauf ermöglicht haben“.


Bild gehört ins Schloss


Ihre rhetorische Frage „warum wollte ich unbedingt das Bild haben?“ beantwortete Menacher flugs mit der Feststellung „es gehört ins Gebäude“, will meinen ins Sinziger Schloss. Der Kaufmann Gustav Bunge und seine Frau Adele, geborene Andreae, aus Köln ließen „das Schlössschen“, so die Familienbezeichnung, als Sommerresidenz errichten (1854 bis 1858) und vererbten es ihrer ältesten Tochter Johanna (1851-1934). Johanna Bunge heiratete den Kölner Bankier Ernst Friedrich Wilhelm Koenigs. Sieben Kinder gingen aus dieser Verbindung hervor, darunter als zweites die 1874 geborene Elisabeth Johanna Adele, deren Zweit- und Drittname an die Mutter und Großmutter erinnern.

Das Gemälde hat inzwischen seinen Platz im großen Saal des Schlosses erhalten, wo sich Elisabeth, genannt Else, in die Galerie der Porträts ihrer Großeltern Adele und Gustav Bunge, ihrer Eltern Johanna und Ernst Koenigs, ihrer Tante Clara Koenigs und ihrer Schwester Adelheid Koenigs einreiht.

Als Max Volkhart die junge Frau 1895 malte, leistete der an der Düsseldorfer Kunstakademie ausgebildete Künstler ganze Arbeit. Studienaufenthalte in Belgien und in den Niederlanden schulten ihn zusätzlich, wie seine feine Malweise und die vortreffliche Herausarbeitung des Stofflichen belegen. Das signierte und datierte Bild zeigt Else Koenigs im Alter von 21 Jahren. Sie wirkt natürlich, blickt freundlich in Richtung Betrachter und ist, offenbar für einen Ball, einen Theaterbesuch oder einen anderen gesellschaftlichen Anlass, festlich gekleidet. Auf dem Stuhl hat sie ein pelzverbrämtes Cape abgelegt. Else trägt lange Handschuhe, farblich passend zum cremeweißen bodenlangen Gewand mit flacher Schleppe. Ein Blick zurück in die Mode zeigt, dass dieses Festkleid seinerzeit mit der schmalen Silhouette, schlanken Taille und den Ballonärmeln, die in den Jahren 1894/95 besonders voluminös daherkamen, up to date war.


Bedeutung für Sinzig


Drei Jahre, nachdem das Gemälde entstand, ehelichte die Abgebildete den Regierungsassessor Magnus von Wedderkop (1864-1929). Im Anschluss an die standesamtliche Trauung am 18. April 1898 in Köln feierte die Hochzeitsgesellschaft im Kölner Domhotel. Die Ehe blieb kinderlos. Magnus von Wedderkop war von 1898 bis 1906 Justitiar und Verwaltungsrat der Königlichen Museen in Berlin, wo das Ehepaar fortan lebte. Jedoch starb Magnus von Wedderkop 1929 in Oberbreisig, zugleich Wohnort seiner Witwe zum Zeitpunkt des Schlossverkaufs an die Stadt Sinzig, „den sie in den 1950er Jahren eventuell in die Wege geleitet hat“, wie Agnes Menacher mitteilte.

Else von Wedderkop weist dessen ungeachtet und abgesehen von ihrer verwandtschaftlich begründeten Vertrautheit mit dem Schloss weitere wichtige Sinzig-Bezüge auf. Sie hat ihren Anteil daran, dass sich Sinzig als Barbarossastadt vermarktet. So schrieb Karl Bruchhäuser im Heimatjahrbuch 1955 über „Sinzig die Barbarossastadt im Ahrkreis“ und über den Straßenzug vom Bahnhof aus nach Westen, der 1914 Barbarossastraße benannt wurde: „In den Anlagen an dieser Straße wurde am 14.10.1951 ein Standbild Friedrichs, allen Besuchern Sinzigs zugänglich, aufgestellt. Dieses Standbild war ein Geschenk der Kinder des Ehepaares Bunge an dieses zur Silberhochzeit im Jahre 1875. Bunge ließ in den Jahren 1854-58 das jetzige Schloss auf den Ruinen der früheren Burg errichten. Die lebensgroße Figur auf hohem Sockel stand bis 1951 wie ‚im unterirdischen Schlosse‘ hinter dem dichten Baumschleier des Schlossparkes versteckt. Ein Nachkomme, Frau Else von Wedderkop geb. Königs, hat es 1951 der Stadt überlassen.“ Bruchhäuser zitierte die Spenderin Else von Wedderkop in ihrer Schenkungsurkunde mit den Worten: „Die Stadt Sinzig möge sich durch dieses Denkmal dankbar daran erinnern lassen, dass der Glanz des mittelalterlichen Reiches durch die mehrfachen Aufenthalte des Kaisers in der Sinziger Burg auch auf die Stadt ausgestrahlt hat und auch heute noch nicht erloschen ist.“


Grundstück für die Adventskirche


Zu Dank verpflichtet sind Else von Wedderkop die Sinziger Protestanten. Zur Freude der evangelischen Gemeinde wurde in Sinzig erstmals am 28. Januar 1907 ein Gottesdienst gehalten und in der Folge immer wieder. Doch war man nicht im Besitz eigener Räumlichkeiten. Im Juli 1951 beschloss das Presbyterium, dem Wunsch der Sinziger Gemeindeglieder nach einem eigenen Gotteshaus zu entsprechen. Pfarrer Walter Hentze schrieb in der „Festschrift zur Einweihung der Adventskirche 1952“: „Die 1. greifbare Möglichkeit dazu bot eine hochherzige Stiftung der Frau Else von Wedderkop, der ältesten Tochter der schon erwähnten Johanna Königs. Sie schenkte der Gemeinde als Vollstreckerin des Willens ihrer verewigten Mutter ein Grundstück an der Beethovenstraße, Ecke Alfred-Ottstraße von 8,68 ar, das im August 1951 in den Besitz der Gemeinde überging.

HG

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Fassungslosigkeit und Entsetzen bei Angehörigen und Beobachtern

Ex-Landrat wird nicht angeklagt: Einstellung des Verfahrens schlägt hohe Wellen

Kreis Ahrweiler. Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat am 17. April 2024 das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Landrat des Landkreises Ahrweiler und den Leiter der Technischen Einsatzleitung (TEL) während der Flutkatastrophe an der Ahr 2021 eingestellt. Die umfangreichen Ermittlungen ergaben keinen ausreichenden Tatverdacht, der eine strafrechtliche Verurteilung ermöglichen würde. Dem Leitenden... mehr...

Polizei bittet Verkehrsteilnehmer keine Anhalter mitzunehmen

Andernach: Fahndung nach flüchtigen Personen und dunklem BMW

Andernach. Seit Mittwochabend, 17. April, gegen 22.37 Uhr finden im Bereich Andernach umfangreiche polizeiliche Fahndungsmaßnahmen nach flüchtigen Personen statt. Gefahndet wird nach einem dunklen 5er BMW mit Mönchengladbacher Kennzeichen (MG). Bei Hinweisen auf das Fahrzeug wird gebeten, sich umgehend mit der Polizei Koblenz unter 0261/92156-0 in Verbindung zu setzen. Nach derzeitiger Einschätzung besteht keine Gefahr für die Bevölkerung. mehr...

Regional+
 

Unfallfahrer konnte sich nicht an Unfall erinnern

Neuwied: Sekundenschlaf führt zu 20.000 Euro-Schaden

Neuwied. Am Montag, 15. April ereignete sich gegen 16.35 Uhr ein Verkehrsunfall auf der Alteck. Ein PKW wurde im Seitengraben vorgefunden, während ein weiteres Fahrzeug auf der falschen Fahrbahnseite zum Stehen kam. mehr...

Die Veranstalter rechnen voraussichtlich mit 500 Teilnehmern

Demo in Ahrweiler: Wilhelmstraße wird gesperrt

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Am Sonntag, den 21. April 2024, findet in Bad Neuenahr-Ahrweiler eine Versammlung unter dem Titel „Sei ein Mensch. Demokratie. Wählen“ statt. Die Veranstalter erwarten etwa 500 Teilnehmer. Aufgrund des geplanten Demonstrationszuges wird die Wilhelmstraße zeitweise gesperrt sein. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
Jürgen Schwarzmann :
Für alle Betroffenen im Ahrtal ist die Entscheidung der Staatsanwaltschaft schwer nachzuvollziehen. Ich hätte mir schon gewünscht, dass das Verfahren eröffnet worden wäre um so in einem rechtsstaatlichen Verfahren und einer ausführlichen Beweisaufnahme die Schuld bzw. Unschuld festzustellen. Die Entscheidung...
K. Schmidt:
Wenn ich das richtig sehe, gab es, bevor der Landkreis/Landrat die Einsatzleitung übernahm bzw. übernehmen musste, doch auch in den einzelnen Kommunen schon Leiter. Die staatsanwaltschaftlichen Arbeiten beziehen sich wohl nur auf Landrat bzw. dessen Kreisfeuerwehrleiter. Heißt das, darunter haben Herr...
K. Schmidt:
In der Pressekonferenz ging man auch auf die Warnungen und Hinweise dort, wo es sie gab, ausführlicher ein. So wurden Feuerwehrleute mancherorts belächelt, ignoriert, gar beschimpft. Dann frage ich mich, was soll dann irgendwer noch anderes tun? Wie will man denn jemanden regelrecht evakuieren, der...
Amir Samed:
Es sind nicht die Migranten, die Deutschland über Gebühr belasten, im Gegenteil, es sind die falschen, die mutwillig falsch hereingelassenen Migranten, und es sind die richtigen, die integren, fleißigen Migranten, die versuchen, mit den restlichen Deutschen dagegenzuhalten....
juergen mueller:
Liebe Frau Friedrich. Den werden weder Sie noch meine Wenigkeit überzeugen, ändern noch zum Schweigen bringen, einen, der doch fast nur von (vielleicht) klugen Sprüchen/Zitaten anderer lebt, das Internet auf der Suche nach Informationen durchforstet, die seine/r Meinung entsprechen/unterstützen u....
Amir Samed:
Zum Kommentar von Gabriele Friedrich einige (kluge) Worte von Margaret Thatcher: „Je lächerlicher, weit hergeholter und extremer ihre Versuche sind, uns zum Schweigen zu bringen, desto mehr freue ich mich darüber“...
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service