Innenstadtkonzept 2023: Bad Neuenahr-Ahrweiler will sich auf seine Stärken besinnen und diese ausbauen
Familien und Tagestouristen sind die Hauptzielgruppen
Bad Neuenahr-Ahrweiler. Klimabewusst, familienfreundlich, lebendig, smart, verkehrsgerecht und kundenorientiert – so präsentiert sich das Leitbild 2030 für die Innenstädte von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Dies als Ergebnis einer Erhebung von Wünschen, Aufgaben und Ziele per digitaler Bürgerbeteiligung, Workshop und Zielcheck durch die maßgeblichen Abteilungen des Rathauses sowie den Werbegemeinschaften der Kreisstadt. Das von der Düsseldorfer Vitail GmbH präsentierte „Integrierte Innenstadtkonzept 2030“ hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung zur Kenntnis genommen und Verwaltung sowie die Ahrtal und Bad Neuenahr-Ahrweiler Marketing GmbH beauftragt „das Leitbild im Rahmen der Innenstadtentwicklung zu berücksichtigen sowie, vorbehaltlich der Beschlussfassung über den Haushalt 2024, die priorisiert dargestellten Maßnahmenvorschläge weiterzuentwickeln und im Falle einer Weiterverfolgung sukzessive umzusetzen“.
Ziel ist es dabei laut Sitzungsvorlage, „sich auf die vorhandenen Stärken und Eigenschaften (Wasser, Wein, Regionalität und Erholung) zu besinnen, diese in den einzelnen Bereichen weiter auszubauen und eine Spezialisierung im Angebot vorzunehmen, um die entsprechenden Zielgruppen zu erreichen“. Der Wesenskern werde dabei vom angebotsübergreifenden Thema „Genuss“ geprägt: „Bad Neuenahr-Ahrweiler ist eine Stadt der Genüsse, in der sich die Stärken Erholung, Wein, Regionalität und Wasser erleben lassen.
2552 Unternehmen
Die Ist-Analyse: In Bad Neuenahr-Ahrweiler leben 27150 Einwohner, 48 Prozent Männer und 52 Prozent Frauen. Von 11236 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten wohnen 9329 in der Kreisstadt. In dieser befinden sich 2552 Unternehmen. In der Gesamtstadt existieren rund 400 Einzelhandelsbetriebe im engeren Sinne auf insgesamt 70000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Hinzu kommen rund 200 Gastronomiebetriebe. Die Stadt verzeichnete nach der Flut bereits wieder 28555 Gäste und 160252 Übernachtungen (Stand 31. Juli 2022). 2022 wurde ein Einzelhandelsumsatz von 247,39 Millionen Euro erzielt, wobei der Pro-Kopf-Umsatz 9032 betrug.
Fazit für Bad Neuenahr
Digitale Bürgerbeteiligung und Ergebnisse des Workshops wurden für die Präsentation von den Vitail GmbH zusammengefasst. Dabei lautet das Fazit für den Stadtteil Bad Neuenahr: „Die Teilnehmenden waren sich einig, dass in Bad Neuenahr die Darstellung als moderner Gesundheits- und Heilbadstandort beibehalten werden muss. Darüber hinaus wurde eine starke Affinität zum Thema Umwelt und Nachhaltigkeit festgestellt. Dies beinhaltete sowohl Fahrrad-Mobilität (um z.B. die Innenstadt zu erreichen), als auch regionale Angebote und Produkte. Als wichtig wurde zudem die bedürfnisgerechte Innenstadtgestaltung für Familien bewertet. Hier sollen speziell erweiterte Spiel- und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche (wieder)etabliert werden. Gleichauf bestand das Bedürfnis nach einem abwechslungsreichen Kultur- und Eventangebot. Gewünscht wurden bewährte wie auch innovative neue Formate. Weniger relevant bewerteten die Befragten einen Schwerpunkt auf Innenstadt-Konzepte zu den Themen Coworking und Pop-up Stores. Die Attribute ‚Lifestyle und Fashion‘ spielen bei der zukünftigen Ausrichtung des Einzelhandelsangebotes der Innenstadt von Bad Neuenahr eine stark untergeordnete Rolle.“
Fazit für Ahrweiler
Für Ahrweiler sieht die Zusammenfassung der Bürgermeinungen so aus: „Es ist zu erkennen, dass die an der Erhebung teilnehmenden Bürger eine starke, kongruente Vision für die Innenstadt von Ahrweiler haben: Sie schätzen ihre Stadt vor allem für ihren mittelalterlichen Charakter und wünschen sich ein vielfältiges und wertiges Einzelhandels- und Gastronomieangebot, welches diesem mit Manufakturen, regionalen Spezialitäten, Weinerlebnissen – aber auch Produkten des täglichen Bedarfs Rechnung trägt. Ähnlich wie in Bad Neuenahr spielt auch in Ahrweiler das Thema der Nachhaltigkeit eine maßgebliche Rolle – speziell für den Tourismus. Der Fokus soll dabei auf umweltschonenden und entschleunigten touristischen Angeboten liegen. Dies gilt besonders für den Rad- und Wandertourismus. Die von den Befragten gewünschte Erleichterung der Besorgungen des täglichen Bedarfs durch kurze Wege spielt ebenfalls in das Argument der Nachhaltigkeit hinein. Daneben wird die Innenstadt Ahrweiler als relevanter Ort der Begegnung gesehen. Die Teilnehmenden stellen sich, gerade nach der Flut, Veranstaltungen und Projekte vor, die auf ein Miteinander der Bürger abzielen. Das mittelalterliche Stadtbild sollte durch passende Begrünungskonzepte (Artenvielfalt) abgerundet werden.“
Der Zielbild-Check brachte schließlich folgendes Fazit: „Als Hauptzielgruppen wurden Familien und Tagestouristen identifiziert. Essen und Ausgehen, gefolgt von Freizeit und Erholung bildeten darüber hinaus die priorisierten Angebotsthemen. Konsens bestand ebenfalls darin, dass sich Bad Neuenahr künftig primär durch Familienfreundlichkeit und Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz positionieren sollte. Ähnliche Ergebnisse konnten für Ahrweiler abgeleitet werden. Aufholbedarf wird im Bereich der Digitalisierung gesehen.“
Maßnahmenkatalog
Soweit die Erhebungen und Ergebnisse der Studie, die mit knapp 110000 Euro zu 90 Prozent vom Mainzer Wirtschaftsministerium gefördert wurde. Die Resultate münden in einem Maßnahmenkatalog zu den Kernthemen des Leitbildes. Darin geht es unter anderem um innerstädtisches Grün für mehr Aufenthaltsqualität, Spiel- und Freiräume für Kinder und Jugendliche, ein neues Leitsystem für die Besucher der Innenstädte, Kulturprogramm, regionales Gütesiegel oder Stadtladen bis hin zu einheitlichen Kernöffnungszeiten.
An der digitalen Plattform „Stadtgestalter“ haben 377 Bürger teilgenommen. Ergänzend zur Onlinebeteiligung fand ein Kreativworkshop im Rathaus statt. Dort konnten von Bürgern eigene Ideen eingebracht sowie die online aufgeführten Vorschläge bewertet und diskutiert werden. Die Ergebnisse der Vor-Ort-Abstimmung sind in die Gesamtauswertung eingeflossen: bekannte und neue Wünsche, große und kleine Aufgaben, Ziele und Visionen für den Wiederaufbau. Denn dessen Motto steht über allem: „Unsere Stadt wird wieder bunt.“
GS