CDU-Kreistagsfraktion Rhein-Sieg
Geburtshilfe und Spezialkliniken weiterhin nicht ausreichend berücksichtigt
Rhein-Sieg-Kreis. Die Situation der geburtshilflichen Versorgung macht uns weiterhin große Sorgen. Hier droht der neue Krankenhausplan des Landes eine große Chance zu vertun“, fasst Andreas Sonntag, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Kreistagsfraktion, die umfassende Stellungnahme des Kreises zum Anhörungsverfahren für die entsprechenden Leistungsgruppen im neuen Krankenhausplan des Landes zusammen. „In den vergangenen Jahren sind fast alle stationären Geburtshilfeabteilungen im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis geschlossen worden. Verblieben ist nur die Abteilung für Geburtshilfe der GFO Kliniken in Troisdorf. Trotzdem soll das gesamte rechtsrheinische Gebiet nach Planung der Bezirksregierung weiter allein von diesem einen Standort abgedeckt werden – und dass, obwohl die Kinderklinik Sankt Augustin ihre Bereitschaft signalisiert hat, eine geburtshilfliche Abteilung aufzubauen.“ Im Vergleich dazu sollen den auf Bonner Stadtgebiet gelegenen Kliniken dreimal so viele geburtsmedizinische Kapazitäten zugewiesen werden (6.572), wie dem gesamten Rhein-Sieg-Kreis (2.190). „Das wird zu einer noch stärker werdenden Be- und letztlichen Überlastung der Bonner Kliniken führen, weil immer mehr Familien sich an diese wenden müssen. Die Versorgung für werdende Mütter im ländlichen Rhein-Sieg-Kreis ist währenddessen akut gefährdet“, ergänzt Matthias Schmitz, CDU-Kreistagsmitglied und Vorsitzender des Ausschusses für Inklusion und Gesundheit des Rhein-Sieg-Kreises. „Ganz abgesehen davon ist die Landesvorgabe, dass eine Geburtsklinik in maximal 40 Minuten PKW-Fahrzeit erreichbar sein muss, insbesondere in den ländlichen Gebieten des Rhein-Sieg-Kreises damit reines Wunschdenken. Die untragbare Situation für werdende Familien würde so nicht nur bestehen bleiben, sie würde durch den neuen Krankenhausplan sogar noch verfestigt.“ „Dies sollte aus unserer Sicht unbedingt vermieden und die Benachteiligung der rechtsrheinischen Kliniken und Bürgerinnen und Bürger beseitigt werden. Hier vertrauen wir auch auf die Zusage von NRW-Gesundheitsminister Laumann, der uns im vergangenen Jahr zugesichert hat, die Situation der geburtshilflichen Versorgung im Rhein-Sieg-Kreis sowie im Bonner Stadtgebiet im Blick zu haben“, so Sonntag abschließend.
„Sorgen macht uns aber auch die Situation der Kinderklinik Sankt Augustin und der kleineren Krankenhäuser im Rhein-Sieg-Kreis“, berichtet der Gesundheitspolitiker weiter. Was für Erwachsene die Grundversorgung ist, ist für Kinder und Jugendliche der Leistungsumfang, der üblicherweise von Kinderkliniken erfüllt wird. „Ein Wegfall der Leistungen der Kinderklinik Sankt Augustin hätte katastrophale Folgen für alle Kinder und Jugendlichen im Rhein-Sieg-Kreis. Das muss unter allen Umständen vermieden werden.“ Die von der Kinderklinik beantragten Kapazitäten im Bereich der perinatalen Leistungen und der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie sollte daher aus Sicht des Kreises vollumfänglich zugewiesen werden. „Dass die geplanten Bedarfsanpassungen vor dem Hintergrund der weiterhin spürbaren Folgen der Corona-Pandemie abgelehnt werden, ist aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar und sollte unbedingt überdacht werden.“
„Die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger aller Altersgruppen steht für uns an erster Stelle. Uns ist deshalb genauso wichtig, dass die kleineren Krankenhäuser etwa in Eitorf und Bad Honnef, die insbesondere für die Grundversorgung der Bevölkerung in der Fläche essenziell sind, finanziell auf festen Beinen stehen. Hier fordern wir das Land auf, dass auch sog. kleinere Krankenhäuser mit überwiegender Grundversorgung finanziell stabilisiert und nicht durch den Entzug von spezialisierten Leistungen destabilisiert werden“, so Andreas Sonntag abschließend. „Als zweitgrößter Landkreis der Bundesrepublik ist bereits heute die Grundversorgung, nach der eine Erreichbarkeit von Krankenhäusern innerhalb von zwanzig Minuten für mindestens neunzig Prozent der Bevölkerung gewährleistet sein muss, nicht erfüllt. Als Flächenkreis ist der Rhein-Sieg-Kreis dabei ganz besonders auf dezentrale Versorgungsstrukturen angewiesen. Insbesondere die Spezialkliniken und kleineren Krankenhäuser im Kreisgebiet sind vor diesem Hintergrund für die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger, Groß und Klein, von essenzieller Bedeutung. Der neue Krankenhausplan sollte diese besondere Situation berücksichtigen und die Chancen, die sich durch ihn bieten, nutzen.“
Zum Hintergrund
Die Planungen des neuen Krankenhausplans für das Land Nordrhein-Westfahlen bilden die Basis für die stationäre Versorgung für die kommenden Jahrzehnte. Ziel der Planungen ist einerseits, die medizinische Versorgungsqualität durch eine Zentralisierung der Leistungen zu optimieren, andererseits aber auch eine Versorgung der Bevölkerung mit Gesundheitsleistungen in der Fläche zu gewährleisten. Im aktuellen Prozess der regionalen Planungsverfahren werden die entsprechenden Gesundheitsleistungen in den sog. Versorgungsgebieten an die verschiedenen Krankenhäuser vergeben. Der Rhein-Sieg-Kreis bildet in diesem Zusammenhang mit der Stadt Bonn und dem Kreis Euskirchen ein gemeinsames Versorgungsgebiet. Neben allen Beteiligten besteht für den Rhein-Sieg-Kreis im Rahmen des aktuellen Anhörungsverfahrens die Möglichkeit, Stellung zu nehmen. In einer Sondersitzung des Fachausschusses für Inklusion und Gesundheit am 31.07.2024 ist die Stellungnahme des Rhein-Sieg-Kreises einstimmig verabschiedet worden. Die CDU-Kreistagsfraktion setzt sich in diesem Zusammenhang für eine gleichwertige und qualitative Krankenhausversorgung in städtischen und ländlichen Gebieten ein. Der Krankenhausplan bietet die einmalige Chance, die Versorgung anzugleichen. Diese sollte genutzt und das Ungleichgewicht zwischen städtischen und ländlichen Gebieten nicht noch weiter verstärkt werden.
Pressemitteilung
CDU-Kreistagsfraktion
Rhein-Sieg