Polizeipräsenz in der Verbandsgemeinde – Ergebnisse der Bevölkerungsumfrage

„Ich will mich sicher fühlen“

Olaf Schmidt und Volker Schmidt standen Rede und Antwort – Polizei appellierte zur Mithilfe

08.10.2018 - 12:15

Höhr-Grenzhausen. Im Rahmen der zu Jahresbeginn stattgefundenen Online-Umfrage wurden die Einwohner auch zu ihrem Sicherheitsgefühl befragt. Eines der Themen, welches die Bürger der Verbandsgemeinde noch immer beschäftigt, ist die Polizeipräsenz in Höhr-Grenzhausen. Dazu standen in der Aktionswoche zu den Ergebnissen der Bevölkerungsumfrage an einem Abend die beiden Vertreter der Polizei, Polizeihauptkommissar Olaf Schmidt (Dienststellenleiter der Polizeiwache in Höhr-Grenzhausen) und Kriminaldirektor Volker Schmidt (Leiter der Polizeidirektion Montabaur) Rede und Antwort und präsentierten die Arbeit der Polizei in Höhr-Grenzhausen, dem Westerwaldkreis bis hin zum Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums in Koblenz.


Steigende Aufklärungsquote


Im Mittelpunkt standen dabei die Kriminalitätsentwicklung im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Montabaur sowie die Vorstellung von Präventionsmaßnahmen. Volker Schmidt zeigte in seiner Präsentation auf, dass beispielsweise in der dunklen Jahreszeit durch die Erkenntnisgewinnung über potenzielle Täter und Tätergruppen, die qualifizierte Tatortaufnahme, Einbruchsberatungen und die Eigenvorsorge der Bürger durch technische Hilfsmittel, wie einen TV-Simulator oder zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen an Fenstern und Türen, die Fallzahlen reduziert sowie die Aufklärungsquote erhöht werden konnten. Zusätzlich zeige die Polizei mehr Präsenz im Streifendienst und verstärke die Kontrollmaßnahmen, was zur Steigerung des Sicherheitsgefühls in der Bevölkerung beitrage.

Im Rahmen der Präventionsarbeit setze man auf Einbruchsberatung, Drogenprävention, Seniorensicherheit, Opferschutzberatung, die Polizeipuppenbühne, Fallkonferenzen und mehr, hieß es weiter.


Polizei auf Mithilfe der Bevölkerung angewiesen


Schmidt betonte mehrfach, wie wichtig es für die ermittelnden Beamten sei, dass die Bürger die Arbeit der Polizei unterstützen und mit ihren wichtigen Hinweisen immer wieder zur Aufklärung von Straftaten beitragen. „Was wir brauchen, ist der Kontakt zur Bevölkerung. Wir sind elementar auf die Bürgerinnen und Bürger angewiesen. Die Täter sind inzwischen so professionell, dass es oft nur noch spurenarme Tatorte gibt. Wichtig ist daher, dass Sie schnell anrufen.“, appellierte er. Gerade die Möglichkeiten, die heutzutage mit Smartphones genutzt werden könnten, wie Bilder und Videos, spielten dabei keine unwesentliche Rolle.

Volker Schmidt informierte an diesem Abend auch darüber, dass im Fall des versuchten schweren Raubes einer 88-jährigen Geschädigten im Juni dieses Jahres in Höhr-Grenzhausen, im August nach langwierigen Ermittlungen zwei Beschuldigte festgenommen wurden. Die Ermittlungen dauerten noch an. Ebenso seien die beiden Täter, die im Jahr 2013 einen Raubüberfall auf eine 86-jährige Hillscheider Rentnerin ausübten, zwischenzeitlich zu zehn und sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden.


Straftaten ereignen sich meist während der Dienstzeiten


Gerade in Höhr-Grenzhausen ist die Schließung der Polizeiinspektion im Jahr 1993 immer wieder ein Thema, das aufkommt und hochkocht. Das sorgte angesichts der Geldautomatensprengung im Rathaus zu Jahresbeginn erneut für Diskussionsstoff, auch in den sozialen Netzwerken. Vielen ist es noch allzu gut in Erinnerung, dass die Bürger der Kannenbäckerstadt sowie den dazugehörenden Gemeinden damals für den Erhalt des Standortes kämpften. Mit der „Degradierung“ der Dienststelle zur Polizeiwache, die über Nacht somit auch nicht mehr besetzt ist, schrumpfte damals auch das Personal um rund die Hälfte. Dennoch ist die Wache während der Woche in den Zeiten von 6 bis 22 Uhr sowie am Wochenende und an Feiertagen von 9 bis 19 Uhr besetzt. Polizeihauptkommissar und Dienststellenleiter Olaf Schmidt gab auf Nachfrage aus dem Publikum an diesem Abend an, dass sich die meisten Straftaten in der Verbandsgemeinde ab dem späten Nachmittag bis 23 Uhr ereigneten, also überwiegend zu Zeiten, in denen die Dienststelle noch besetzt sei. Nach Dienstschluss gingen die Notrufe in Montabaur ein und über die Autobahn seien die Kollegen schnell vor Ort. Auch die Beamten aus Bendorf stünden im Notfall für einen Einsatz in Höhr-Grenzhausen bereit.


Thilo Becker fordert mehr Polizeipräsenz


Während der zweistündigen Veranstaltung gab es auch Wortmeldungen der Bürger dazu, die durchaus Verständnis für die Situation aufbrachten, denn es sei einerlei, ob man nachts einen Montabaurer Polizeiwagen, der gerade beispielsweise in Selters im Einsatz sei, nach Höhr-Grenzhausen zum Einsatz berufe oder die ortsansässigen Beamten, die mit ihrem Fahrzeug dort unterwegs seien. Allerdings wurde auch die kritische Frage geäußert, ob die Beamten ein Plus für die Verbandsgemeinde darin sähen, wenn der Standort wieder wie früher 24 Stunden täglich besetzt sei. Diese Frage beantwortete Verbandsbürgermeister Thilo Becker mit folgenden Worten: „Das subjektive Gefühl eines jeden Bürgers ist anders. Von den Feuerwehrleuten bekomme ich zum Teil erzählt, dass es nachts bis zu 30 Minuten dauere, bis ein Einsatzwagen vor Ort sei, auch wenn dies Einzelfälle sein mögen. Da macht man sich schon Gedanken darüber, ob es nicht besser wäre, wenn wir hier eine 24-Stunden-Besetzung hätten. Denn das, was sich die Bürger wünschen und was ich mir für unseren Ort wünsche, ist mehr Polizeipräsenz. Ich will die Polizei sichtbar haben, die Beamten sichtbar haben im Ortsbild. Und wenn wir heute hier raus gehen und einen Wunsch äußern dürfen, dann biete ich gerne an, dass wir gemeinsame Fußstreifen unseres Ordnungsamtes mit der Polizei organisieren.“ Im Folgenden erinnerte Becker an Zeiten, in denen der inzwischen pensionierte Polizeibeamte Reinhard Heuser sich mit dem Dienstwagen regelmäßig in der Stadt, beispielsweise am Alexanderplatz zeigte, um der Bevölkerung ein sicheres Gefühl zu geben und zu signalisieren „Die Polizei ist da“. „Es mag sein, dass die Aufgaben sich von Jahr zu Jahr ändern und die Mitarbeiter sich einem ständigen Wandel und neuen Herausforderungen gegenüber sehen. Aber ich denke, dass die angesprochene Fußstreife und somit mehr Polizeipräsenz im Ort zum Beispiel für die Leute, die sich unsicher fühlen, ein besseres Erscheinungsbild darstellen würden.“, hielt Becker weiter fest.


Gute Polizeiarbeit nur in Sym- biose mit Bevölkerung möglich


Gemäß der polizeilichen Kriminalstatistik der Polizeiwache Höhr-Grenzhausen, die auch für die Verbandsgemeinde Ransbach-Baumbach verantwortlich ist, wurden im Jahr 2017 insgesamt 956 Straftaten begangen. Dazu zählen beispielsweise Einbrüche, Diebstahl, Körperverletzung, Waren- und Kreditbetrug, Widerstandsdelikte, Sachbeschädigung, Internetbetrugsanzeigen und erpresserische E-Mails. Verkehrsdelikte sind hiervon ausgeschlossen. Die Aufklärungsquote liege in diesem Bereich bei sehr guten 68%. Olaf Schmidt appellierte ebenfalls an die Bevölkerung, Straftaten schnell zu melden und jeden sachdienlichen Hinweis weiterzugeben, auch wenn es einem persönlich vielleicht unangenehm sei. „Einem Polizeibeamten ist nichts Menschliches fremd. Wir leisten Hilfestellung und geben Rat. Wir sind dazu da für Sicherheit zu sorgen und dafür, dass die Menschen in Sicherheit leben. Das geht aber nur in einer Symbiose. Die Polizei benötigt die Unterstützung der Bevölkerung, die uns Hinweise gibt. Ohne diese wichtigen Informationen könnten wir viele Fälle nicht lösen.“, so der Leiter der Polizeiwache.


Rund 75% der Teilnehmer fühlen sich sicher


Die Online-Umfrage der Verbandsgemeinde zeigt zum Thema „Sicherheitsgefühl in der Verbandsgemeinde“ folgende Ergebnisse: 4,4% der Teilnehmer gaben an, sich sehr unsicher zu fühlen, 22,5% entschieden sich für „eher unsicher“. Diese beiden Ergebnisse machen zusammen also rund ein Viertel aus. Daher war der Verwaltung dieses Thema auch besonders wichtig und wurde in den Veranstaltungskalender der Aktionswoche aufgenommen. Schade und verwunderlich war jedoch die geringe Beteiligung an diesem Abend, denn kaum jemand von den über 400 Personen, die angaben sich (eher) nicht sicher zu fühlen, fand an diesem Abend den Weg ins Rathaus, um den beiden Polizeibeamten und Verbandsbürgermeister Thilo Becker sowie Verena Lodwig mitzuteilen, warum das so ist. Auch hier wäre die Mithilfe der Bevölkerung gefragt gewesen, um die Arbeit der Beamten vor Ort gegebenenfalls zu optimieren und herauszufinden, wo der Schuh denn drückt oder gar bestehende Ängste zunehmen. Erfreulich ist, dass mit 54,8% mehr als die Hälfte der Befragten angab, sich „eher sicher“ zu fühlen und 18,3% entschieden sich für „sehr sicher“.

Bleibt also abzuwarten, wie und ob sich zum Thema „Polizeipräsenz“ in Höhr-Grenzhausen nach dieser Vortrags- und Diskussionsrunde etwas ändern wird und die Bürgerinnen und Bürger ihre Polizei außerhalb von Notrufen und Anzeigen wieder öfter zu Gesicht bekommen.

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