Stadtrat Sinzig musste in den sauren Apfel beißen
Löhndorf muss wohl noch länger auf sein Dorfgemeinschaftshaus warten
Probleme beim Lärmschutz erfordern eine Umplanung und machen den ursprünglich anvisierten Baubeginn zum 31. Dezember 2022 hinfällig – Keine Disco und keine Veranstaltungen nach 22 Uhr erlaubt
Löhndorf. Auf sein Dorfgemeinschaftshaus muss Löhndorf wohl noch etwas länger warten. Der Sinziger Stadtrat beschloss nämlich in seiner jüngsten Sitzung bei zwei Gegenstimmen und fünf Enthaltungen, die bisherigen Planungen noch einmal zu überarbeiten, weil sie noch nicht ganz ausgereift seien. Eigentlich sollte der Baubeginn spätestens am 31. Dezember 2022 erfolgen, doch da dies nun nicht mehr haltbar ist, beschloss der Rat zugleich, den bereits ergangenen Zuwendungsbescheid über 400.000 Euro nicht in Anspruch zu nehmen und stattdessen einen neuen Antrag über einen Zuschuss aus dem Investitionsstock des Landes Rheinland-Pfalz zu stellen. Da die Baukosten von ursprünglich geplanten 777.000 Euro aufgrund der Preissteigerungen im Baubereich auf nunmehr 1,2 Millionen Euro gestiegen seien, so Bürgermeister Andreas Geron (parteilos), erhofft man sich dadurch auch einen höheren Zuschuss für das Projekt.
Türen und Fenster immer geschlossen halten
Bereits am 1. September 2017 war eine Baugenehmigung für die Erweiterung des Dorfgemeinschaftshauses in Löhndorf erteilt worden, nach einem Wechsel des Architekturbüros gab es eine neue Baugenehmigung am 31. März 2020. Mittlerweile ist jedoch das dritte Planungsbüro mit dem Thema befasst, das Ingenieurbüro Dünker (Grafschaft-Ringen) hatte seine Pläne im November im Bauausschuss vorgestellt. Besonders der Lärmschutz macht dabei jedoch Probleme, wie eine schalltechnische Emissionsprognose des Fachbüros Pies ermittelt hat. So dürfe es keine Discoveranstaltungen im Dorfgemeinschaftshaus geben, da für die dort auftretenden tieffrequenten Bässe ein Zuschlag von sechs dB bei den Lärmemissionen zu berichtigen sein. Nutzungen nach 22 Uhr sei ebenfalls nicht zulässig, in diesem Zusammenhang sei auch die Stellplatzfrage zu klären. Der Innenpegel sei zudem auf 80 dB (A) zu begrenzen, wofür die Verstärkeranlagen entsprechend eingeregelt werden müssten. Türen und Fenster seien immer geschlossen zu halten, dafür sei eine mechanische Belüftung zu berücksichtigen.
Und genau diese Lüftungsanlage bereitet den Architekten Kopfzerbrechen. Denn bei der bisherigen Planung mit einem Tonnendach über dem Dorfgemeinschaftshaus müsste die Lüftungsanlage im Keller des Vereinslagers stehen, was den dort zur Verfügung stehenden Platz um 30 bis 40 Quadratmeter verringern würde. Außerdem müssten die Kanäle dann aus dem Keller durch den Saal in die darüber befindliche Abhangdecke geführt werden. Eine bessere Alternative sei es, oberhalb der Saalebene statt dem Tonnendach ein Satteldach zu bauen und das Lüftungsgerät innerhalb des Dachraums anzuordnen. Somit wäre eine direkte Kanalführung aus dem Dachraum in die Abhangdecke gewährleistet.
Fachplanungen fehlen noch
Außerdem fehlen noch immer Fachplanungen zur Bauakustik, für die elektrotechnischen Anlagen, für Heizung/Lüftung/Sanitär sowie zum Baugrund. Aufgrund der Kostenentwicklung sei auch die ursprüngliche Kostenschätzung von 77.000 Euro nicht mehr zu halten, mittlerweile rechnet das Büro Dünker mit Kosten von rund 1,2 Millionen Euro. Eine konkrete Kostenberechnung könne jedoch erst gemacht werden, wenn die gesamten Fachplanungen vorliegen würden.
Der Zuwendungsbescheid über eine Förderung von 400.000 Euro aus dem Investitionsstock des Landes Rheinland-Pfalz setzt jedoch voraus, dass der Baubeginn spätestens am 31. Dezember 2022 und die Fertigstellung spätestens zum 31. Dezember 2024 erfolgen müsste. „Eine Verlängerung wird von Seiten der ADD nicht mehr in Aussicht gestellt, und eine Anpassung an die aktuellen Baukosten ist ebenfalls nicht vorgesehen“, berichtete Geron. Deshalb schlug er vor, den aktuellen Zuwendungsbescheid nicht in Anspruch zu nehmen, sondern einen neuen Antrag beim Land zu stellen. „Dies hätte den Vorteil, dass eine ausgereifte Planung samt der noch fehlenden Fachplanungen erarbeitet werden kann.“ Auf dieser Grundlage könne dann ohnehin erst eine konkrete Kostenberechnung erfolgen.
Hoffnung auf höhere Zuschüsse
Voraussichtlich werde dann auch die Förderung höher ausfallen bisher, hofft er. Wenn man von einer gleichen Förderquote von 51,5 Prozent der förderfähigen Kosten ausgehe, betrüge der Zuschuss 618.000 Euro. Selbst für den ungünstigsten Fall einer Förderquote von nur 40 Prozent betrüge der Zuschuss aufgrund der höheren Kostenschätzung immer noch 480.000 Euro und somit 80.000 Euro mehr als beim gültigen Zuwendungsbescheid. Geld, dass die Stadt selbst nicht aufbringen müsste.
Kritik am Vorhaben insgesamt kam angesichts der Einschränkungen von Ralf Urban (Grüne). Er fand es „traurig, dass die Jugend wieder einmal in die Röhre schaut, wenn dort keine Disco stattfinden darf und um 22 Uhr Schluss sein muss.“ JOST
