Der Neubau der Pfaffendorfer Brücke
Mehrkosten für Fuß- und Radwege seien zu hoch
Die Stadtverwaltung riet dazu, den Antrag der Grünen abzulehnen
Koblenz. Nach Schätzung der Stadtverwaltung wird der Neubau der Pfaffendorfer Brücke ungefähr 58 Millionen Euro kosten. Auf einen Antrag der Ratsfraktion der Grünen, die Brücke doch noch mit baulich getrennten Radwegen zu versehen, hat die Stadtverwaltung in ihrer Stellungnahme den Ratsmitgliedern empfohlen, den Antrag zur Anpassung der Planungen abzulehnen. Als Grund nannte die Stadt Mehrkosten von ungefähr dreieinhalb Millionen Euro.
Nur 30 cm mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger
Dreieinhalb Millionen Euro sind viel Geld, aber im Verhältnis zum Gesamtbetrag und dem zusätzlichen Nutzen für den Fuß- und Radverkehr relativiert sich diese Summe. Durch die größere Breite der neuen Brücke profitiert der Autoverkehr erheblich, der vorgesehene gemeinsame Fuß- und Radweg soll sich jedoch nur um ganze 30 Zentimeter verbreitern. Die Stadtverwaltung beruft sich bei ihren Planungen auf Gremienbeschlüsse aus dem Jahr 2013. Doch in den letzten fünf Jahren ist viel passiert. So wurde in Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern ein Verkehrsentwicklungsplan erarbeitet. In dem Plan ist vorgesehen, den Anteil des Fuß- und Radverkehrs in Koblenz nahezu zu verdoppeln. Fast alle Koblenzer Parteien und Fraktionen und nicht zuletzt Oberbürgermeister David Langner und Baudezernent Bert Flöck haben sich eindeutig und vehement für eine deutliche Verbesserung der Radwegeinfrastruktur ausgesprochen. Koblenz hat im deutschlandweiten Ranking der fahrradfreundlichsten Städte des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs den vorletzten Platz belegt. Einige Verkehrsexperten stellten der Stadt ein vernichtendes Zeugnis aus. „Das zeigt, wie groß die Herausforderungen sind, die zumindest in vielen Absichtserklärungen erkannt wurden,“ findet Vorstandsmitglied der Koblenzer Grünen, Martin Schmidt. „In der Praxis reagiert die Stadtverwaltung allerdings unflexibel und ideenlos auf sich verändernde Rahmenbedingungen. Während es der Koblenzer Politik es zumindest langsam dämmert, dass in Koblenz verkehrspolitisch in den letzten Jahrzehnten vieles in die völlig falsche Richtung gelaufen ist, ist die Stadtverwaltung noch rein im Denken einer autogerechten Stadt verhaftet. Mit den Planungen für den Neubau der Brücke werden Fakten für die nächsten hundert Jahre geschaffen.“
Bürgerbeteiligung hat nicht stattgefunden
Die Verwaltung meint, an Alles gedacht zu haben, aber das Wichtigste hat sie vergessen: Die Koblenzer Bürgerinnen und Bürger! Die Folge ist, dass nun weite Teile der Bevölkerung irritiert sind und sich immer mehr Protest regt. Dem hätte besser vorgebeugt werden können. Andere Städte haben aus „Stuttgart 21“ gelernt. Dort sind Beteiligungsverfahren bei solch großen Bauprojekten selbstverständlich geworden. Der Vorstandssprecher der Grünen Koblenz, Gregor Max Höblich, fügt hinzu: „Koblenz will sich als Touristenmagnet positionieren, missachtet dabei aber die zunehmende Beliebtheit des Radtourismus. Auf beiden Seiten des Rheins werden die Radwege landesweit für viel Geld aufwendig ausgebaut. Nur auf Koblenzer Stadtgebiet hat man die Zeichen der Zeit offensichtlich noch nicht erkannt. Insbesondere hinsichtlich des Zuschlags für die kommende BUGA im Oberen Mittelrheintal, bei der die neue Brücke ein wichtiges Verbindungsglied darstellen wird, ist das ein Armutszeugnis.“
Pressemitteilung des
Kreisverbandes der Grünen
Vorschlag zum Dauer-Thema verbesserte "Radwegeinfrastruktur" und damit mehr Sicherheit: Als vorläufigen Ersatz für Radfahrer reflektierende Organspendeausweise ausgeben, die vor allem bei Dunkelheit, gut sichtbar am Sattel angebracht werden können.
Eine verbesserte Radewegeinfrastruktur? Auch mir klingen die "wahlkampfbetont" martialischen Worte insbesondere von Herrn Langner noch in den Ohren. Der Bau der neuen Brücke hat noch nicht begonnen und er könnte mit seinem ehemals gegebenen Wort hierfür schon einmal etwas tun und was ist davon geblieben:"NICHTS". 30 ZENTIMETER müssen für Fußgänger UND Radfahrer reichen, weil 3 1/2 Millionen Euro Mehrkosten zu hoch sind und man begründet dies mit alter- Hunde-Gremienbeschlüssen aus dem Jahre 2013. Diese selbstbewusste politische Arroganz, mit der hier der Bürger verarscht wird, ist grenzenlos. Ich für mein Teil bin nicht irritiert, sondern einfach nur froh für meine Einstellung, vagen Versprechungen der Politik keinen Glauben mehr zu schenken. Das ist Windbeutelpolitik und es kommt auch nicht von ungefähr, dass die ganzen Teleskope, die nach intelligentem Leben suchen, von der Erde weggerichtet sind. Das ist die sprichwörtliche Gleichgültigkeit, mit der die Politik mit uns umgeht.