Großes Interesse an Informationsveranstaltung der FWG Zepp
Über naturnahe Gärten informiert
Bell.Die Freie Wählergruppe Zepp hatte am 03. Mai zu einem Informationsabend in die Beller Bernd-Merkler-Halle eingeladen. Die Bürgerinnen und Bürger konnten sich dort über den Themenbereich „naturnahe Gärten“ informieren. Hierzu trugen als Dozenten Frau Iris Fuhrmann vom Verein „Kehrig summt e.V.“ und der Gärtner und Pflanzendoktor der Klostergärtnerei Maria Laach, Matthias Alter, vor. Nach einer Begrüßung durch den ersten Vorsitzenden der FWG Zepp, Ortsbürgermeister Stefan Zepp, führte die Imkerin Christa Schäfer durch das Programm. Zunächst trug Herr Alter zum Thema „Mehr Natur im Garten“ vor. In seiner Begrüßung freute er sich über das große Interesse an der Veranstaltung. Trotz der aufgrund der Corona-Pandemie weiterhin verständlichen Zurückhaltung folgten fast 50 Bürgerinnen und Bürger den Vorträgen interessiert. In seinem Beitrag legte Herr Alter den Schwerpunkt auf den Garten im Klimawandel und stellte Möglichkeiten vor, wie man hier den eigenen Garten zur Verbesserung des Kleinklimas nutzen kann.Die derzeit herrschende Gartenkultur ist von zunehmender Uniformität geprägt. Unabhängig von der Region dominieren maschinengerechte Rollrasen, Pools und große, versiegelte Sitzplätze und Wege. Eingerahmt von monotonen Kirschlorbeer- oder Thujahecken oder als neuestem Trend mit Zäunen aus Doppelstabgittermatten, blickdicht verwoben mit unüberwindbaren Plastikapplikationen. Das Ganze wird abgerundet mit angeblich pflegeleichten „Schotterwüsten“, der lebensfeindlichen Kombination von Steinen auf Plastikfolie in Verbindung mit rudimentärer Bepflanzung.
Der Garten muss neu gedacht werden! Er soll wieder zum Paradies für Mensch und Tier und zu Horten der Biodiversität werden. Eine vielfältige und abwechslungsreiche Gartenkultur ist eine schnell umsetzbare, effektive Klimawandelstrategie!
Herr Alter zeigte hier eine Reihe von umsetzbaren Direktmaßnahmen auf: Steine und Plastikfolien sollen entfernt und der Boden mit Kompost wieder belebt und anschließend bepflanzt werden. Breite Wege, große Sitzplätze oder Gebäude werden wo möglich in den natürlichen Zustand zurückgebaut und bepflanzt, um den Boden zu entsiegeln.
Regenwasser muss gesammelt werden. Mit dem „Regendieb“, einer einfachen Konstruktion, die an ein Fallrohr angeschlossen werden kann, versickert das Wasser im kostenlosen Wasserspeicher Gartenboden! Rasenflächen sind Klimaverlierer. Sie liegen alle sonnenexponiert (Wasserbedarf) und sind ressourcen-aufwändige Monokulturen. Man sollte zumindest Teile der vorhandenen Rasenflächen als Insekteninseln stehen lassen oder den Rasen seltener mähen. Es wurde festgestellt, dass sich die Anzahl der Insekten in einer Rasenfläche verzehnfacht, wenn er anstatt einmal pro Woche nur monatlich gemäht wird. Bäume und Sträucher sollten als natürliche Klimaanlagen gepflanzt werden. Sie können über ihre enorme Blattoberfläche Wasser verdunsten. Die hierbei entstehende Verdunstungskälte verbessert das Mikroklima und kühlt unser Lebensumfeld. Der wohltuende Schatten von Bäumen reduziert die Aufheizung versiegelter Oberflächen um bis zu 36 °C. Auch die Begrünung von Dächern und Fassaden kühlt, isoliert, hält Regenwasser zurück und sorgt mit einer üppigen Eingrünung für ein besseres Kleinklima.
Man sollte den eigenen Garten auch dazu nutzen, Obst und Gemüse anzubauen. Damit auf künstlichen Dünger verzichtet werden kann, ist es sinnvoll selbst zu kompostieren.
Als letzte Maßnahme nannte Herr Alter den Verzicht auf chemische und synthetische Pflanzenschutzmittel und forderte zu mehr Toleranz gegenüber Schädlingen auf, da diese auch nützlichen Tieren als Nahrung dienen. Anschließend beantwortete Herr Alter ausführlich die zahlreichen Fragen der Zuhörerinnen und Zuhörer. Im zweiten Vortrag des Abends wurde der Verein „Kehrig summt“ von seiner Vorsitzenden Iris Fuhrmann vorgestellt. Die Gruppe hat sich im Jahr 2018 zusammengefunden und hat als ihre Ziele die Förderung und den Schutz der Artenvielfalt sowie die Erhaltung und Förderung der Biodiversität gesetzt.
Frau Fuhrmann ging in ihrem Beitrag sehr ausführlich auf die Projekte ein, die in den vergangenen Jahren auf Initiative des Vereines in Kehrig umgesetzt wurden. Im Jahr 2018 wurde von der Gruppe ehrenamtlich der Begegnungsplatz vor dem Bürgerhaus in Kehrig umgestaltet. Dabei wurde die alte Bepflanzung entfernt, der Boden neu aufgebaut und ein Blumenschotterrasen eingesät. Der Blumenschotterrasen ist eine Begrünungsmethode für den naturnahen Wegebau. Sie wurde speziell für Fußwege, Zufahrten und Stellplätze konzipiert. Nach der Aussaat entwickelt sich zunächst ein spärlicher, später dann ein niedriger, dichter und vor allem sehr blütenreicher Bewuchs. Dies kann aber ein paar Jahre dauern, weshalb hier sehr viel Geduld gefragt ist. Der eingesäte Blumenschotterrasen entwickelte sich nach mehrmaliger Kontrolle langsam aber dennoch kontinuierlich weiter. Mittlerweile blühen trotz Hitze und sehr geringem Niederschlag zahlreiche Wildkräuter wie Sandglöckchen, Kartäusernelke, Mauerpfeffer, Sandthymian und vieles mehr. Sie alle tragen zur Nahrungsgrundlage für Wildbiene & Co. bei. Solche Flächen werden, je dichter sie im Laufe der Zeit zuwachsen, zur Reduzierung der Klimaerwärmung beitragen, da sie Feuchtigkeit speichern und dadurch ihre Umgebung kühlen. 2019 wurde eine bestehende Streuobstwiese in eine naturnahe Wildblumenwiese umgestaltet. Im folgenden Jahr wurde eine Rasenfläche am Friedhof in eine Streuobstwiese umgestaltet. 2021 standen zwei Projekte im Fokus des Vereines. Bei der Maßnahme „Junge Riesen“ wurden von 25 alten Bäumen im Kreis Mayen Koblenz Nachkommen gezogen. Es konnten so 240 Jungbäume nachgezüchtet werden, von denen ein Teil auch in der Gemeinde Kehrig ausgepflanzt wurde. In dem Gemeinschaftsprojekt „Vereint Artenvielfalt schaffen“ wurde in mehreren Arbeitsschritten ein großes Pflanzbeet an der Elztalhalle eingerichtet. In einem ersten Schritt wurde eine Trockenmauer gebaut. Danach wurde der Bereich mit einem mineralischen Substrat befüllt. Anschließend wurden Totstämme und Grünschnittkompost eingebracht. Nach einer Zwischenansaat im Juni 2021 fand im September die endgültige Bepflanzung des Beetes statt. Der Fortgang der Arbeiten war in zahlreichen Fotos im Vortrag von Frau Fuhrmann dargestellt. Bei einer großen Einweihung im September 2021 wurde die Bevölkerung mit einbezogen und konnte sich vom Erfolg der Aktion überzeugen. Auch in diesem Jahr ist eine Fortführung des Gemeinschaftsprojektes geplant. Dabei sollen unter anderem Beobachtungsnisthilfen gebaut und ein „Sandarium“ errichtet werden. Dort sollen vor allem Wildbienen eine artgerechte neue Heimat finden.
Für seine vielfältigen Aktionen der vergangenen Jahre wurde der Verein „Kehrig summt“ bereits mehrfach ausgezeichnet. Nach ihrem Vortrag beantwortete Frau Fuhrmann die Fragen der Besucherinnen und Besucher. Aus Sicht der Freien Wählergruppe Zepp kann jeder aus den beiden sehr interessanten Vorträgen Anregungen entnehmen, die auch im privaten Bereich ohne großen Aufwand umsetzbar sind und zum Schutz der Natur beitragen. Einige Maßnahmen, wie zum Beispiel das Pflanzen von Streuobstwiesen, wurden in der jüngeren Vergangenheit auch schon von der Wählergruppe Zepp und der Gemeinde Bell umgesetzt. Zum Abschluss der Veranstaltung dankte die FWG Zepp unter dem Applaus der Anwesenden allen Besucherinnen und Besuchern der Veranstaltung für das große Interesse und überreichte den beiden Vortragenden noch kleine Präsente als Dankeschön.
Pressemitteilung
Freie Wählergruppe Zepp