Verbandsgemeinderat Unkel entscheidet über die Zukunft des ehemaligen Freibadgeländes

Verein „Gemeinsam für Vielfalt“ baut auf internationale Unterstützung

Dem Bürger-Engagement, einen Begegnungspark zu schaffen, stehen privatwirtschaftliche Interessen entgegen

Verein „Gemeinsam für Vielfalt“
baut auf internationale Unterstützung

Bislang konnte der Verein nur die Fahrrad-Reparaturwerkstatt umsetzen. Foto: DL

13.06.2018 - 11:12

Unkel. „Was mit dem Gelände des ehemaligen Unkeler Freibads geschehen soll, steht noch nicht fest. Der Ende Juni vorigen Jahres gegründete Verein ,Gemeinsam für Vielfalt‘ erarbeitet derzeit das Konzept eines Bürgerparks. Ob der Verein den Zuschlag für die Nutzung erhält, wird der Verbandsgemeinderat in enger Abstimmung mit dem Stadtrat zu entscheiden haben“, hatte Verbandsgemeindebürgermeister Karsten Fehr Anfang des Jahres erklärt. Vor kurzem hatte er sich zudem dafür ausgesprochen, dass das Gelände, das Fritz Henkel den Unkelern vor über 100 Jahren als Sportplatz geschenkt hatte und das nur wegen des Freibadbaus auf die Verbandsgemeinde übergegangen war, an die Stadt rückübertragen würde. Das aber hatte Fehrs Stellvertreter, der 1. Beigeordnete Heinz Schmitz (CDU), ganz anders gesehen, indem er sich für einen Verkauf des Areals an einen privaten Investor aussprach, um so die Kassen der Kommunen zu entlasten. Zu einer Empfehlung des Hauptausschusses an den Verbandsgemeinderat kam es Mitte voriger Woche jedoch noch nicht. Während sich alle anderen Mitglieder für eine Rückübertragung an die Stadt Unkel aussprachen, wollten die Christdemokraten dieses Thema vor der Ratssitzung noch einmal in der Fraktion besprechen.


Ein Bürgerpark mit vielen Möglichkeiten


„Dass es sich bei dem Kaufpreis von rund 130.000 Euro für eine Verbandsgemeinde mit gut 13.000 Einwohnern allenfalls um einen Tropfen auf den heißen Stein handelt, wird von der CDU verschwiegen“, so Detlev Cosler. Würde das Gelände für privatwirtschaftliche Interessen verkauft, so wäre der wundervolle Park mit dem alten Baumbestand vermutlich unwiederbringlich verloren. „Es scheint, als ginge es letztlich darum, den privatwirtschaftlichen Ambitionen eines Einzelnen Folge zu leisten, anstatt im Interesse der Allgemeinheit Politik zu machen und eine Nutzung des großen Areals durch die Öffentlichkeit zu ermöglichen“, moniert der Verein. Der will das alte Freibadgelände in einen Bürgerpark umwandeln, der unter anderem die schon bestehende Do-it-yourself-Fahrradwerkstatt, einen interkulturellen Begegnungsraum, einen Gemeindegarten, eine Boule-Bahn, einen Spielplatz, eine Grillstätte und einen Verkehrsübungsplatz umfassen soll. Die bereits bestehenden Plätze für Volley- und Basketball sollen weiterhin genutzt werden.

„Als Integrationswerkstatt wollen wir im Rahmen des gemeinnützigen ehrenamtlichen Projekts für Geflüchtete in der VG Unkel Raum schaffen für soziale Dienste, Beratung und Austausch, als Begegnungsmöglichkeit. Die Flüchtlinge wären an Planung, Erstellung und Management ebenso beteiligt wie ihre deutschen Nachbarn, was die Integration immens befördern würde“, hebt Cosler hervor. Alle Bürger, alte und junge, alteingesessene und neu hinzugekommene wären im Bürgerpark herzlich willkommen, so der Koordinator „Ehrenamt im Seelsorgebereich der VG Unkel“, der den Verein über den „Kontaktkreis Flüchtlinge“ zusammen mit Riad Alhamad, Aynur Ergin, Zachary Gallant, Sina Jousefnejad, Sibylle Meyer, Klaus Riekenbrauk und Anja Rihm ins Leben gerufen hatte. Das Projekt wäre auch ein Beitrag zur Erhöhung der wirtschaftlichen Chancen Benachteiligter sowie zur Bekämpfung von Vorurteilen und Radikalismus sowohl unter Flüchtlingen wie auch innerhalb der deutschen Gesellschaft.


Eine Stätte der religiösen Offenheit und des Dialogs


„Und das Projekt soll ein Zeichen religiöser Offenheit und des Dialogs sein. So arbeiten bei uns schon jetzt Aleviten und Christen, Humanisten, Juden und Moslems Hand in Hand zusammen. Entsprechend steht auch ein interreligiöser Gebetsraum auf der Agenda“, ergänzt Cosler. Dieser Tatbestand habe dem Verein neben der angestrebten Integration und Verständigung bei seiner Werbung um Spenden sehr geholfen. Über die Familie von Zachary Gallant wurden in den USA Kontakte zu Senator Ben Cardin, zu verschiedenen Abteilungen des U.S. State Departements und zur amerikanischen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit hergestellt, die alle von dem Projekt begeistert waren. „Das US-Außenministerium selbst kann uns zwar nicht unterstützen, öffnet uns aber die Türen zu anderen Organisationen. Rund 435.000 Euro Spendengelder würden auch aus jüdischen Organisationen nach Unkel fließen, wenn wir einen Pachtvertrag für das Gelände vorlegen könnten“, berichtet Zachary Gallant. Der amerikanische Jude aus Baltimore, der in London internationale Politikwissenschaften studiert hat, lebt seit 2014 in Unkel mit seiner Frau, die er auf dem Weg nach Aleppo in Syrien während eines Zwischenstopps in Deutschland kennengelernt hatte. Unter dem Thema „Verschiedene Religionen und Kulturen planen gemeinsam“ hatte er zusammen mit dem Moslem Riad Alhamad, der auch das Buch des 33-Jährigen „Wie kann man Kindern Krieg erklären?“ ins Arabische übersetzt hat, das Projekt 2017 auf der Muslim-Jewish Conference in Sarajewo vorgestellt, woraufhin die beiden dieses Jahr zur Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) nach Paris eingeladen worden sind, die sich für das Projekt interessiert.

Ob es um die Integration von Geflüchteten, um die Pflege von öffentlichen Grünflächen oder um den Kontakt zu älteren Menschen geht, ohne ehrenamtliches, bürgerschaftliches Engagement, kurz ohne Menschen, die sich einfach freiwillig kümmern, sei unsere Gesellschaft nicht lebensfähig oder zumindest deutlich weniger lebenswert. „Das scheint die CDU in der VG Unkel offensichtlich nicht so zu sehen, denn sie hat schon einmal eine Bürgerinitiative, den Förderverein Freibad Unkel, so radikal torpediert, dass sich dieser im April 2015 aufgelöst hat“, erinnert Detlev Cosler. Während sein Verein mit der Verwaltung über einen Pachtvertrag verhandelt habe, sei nun von Heinz Schmitz nicht nur die von Unkel intendierte Rückübertragung des Geländes an die Stadt vehement abgelehnt worden. Der Vorsitzende des CDU-Gemeindeverbands habe sich auch dafür stark gemacht, das 22.000 Quadratmeter große Areal zu veräußern. Dass dies überhaupt möglich ist, wundert nicht nur Klaus Riekenbrauk, habe die CDU-Fraktion im Verbandsgemeinderat die Bemühungen der Freibadsanierer doch mit der Behauptung als unrealistisch abgeschmettert, das Gelände im Hochwassergebiet sei keinen Euro wert, erinnerte der frühere Jura-Professor. „Unmittelbar nach dem Scheitern der Sanierungspläne ist dann aber plötzlich ein Investor aufgetreten, der auf dem Areal ein gewerbliches Freizeitzentrum errichten will. Dieser habe vergeblich auf ein Signal des Rates gewartet, obwohl er Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe in Aussicht stellen würde, hatte der Unkeler CDU-Vorsitzende Alfons Mußhoff im Oktober 2016 beklagt“, erinnerte sich Riekenbrauk. Und dies, obwohl doch auf dem Gelände im Hochwassergebiet gar nicht gebaut werden dürfe. So wie man die Bürgschaft Unkeler Bürger für das Freibadgelände nicht akzeptiert habe, so würden nun die vom Verein „Gemeinsam für die Vielfalt“ in Aussicht gestellten Spendengelder in Zweifel gezogen.


Pachtvertrag ist Voraussetzung für Spendenfluss


„Wir haben bislang neben dem mit Möbelspenden eingerichteten Begegnungsraum nur unsere Fahrradwerkstatt umsetzen können, in der wir Leuten Räumlichkeiten, Werkzeug und Know-how für die Reparaturen zur Verfügung stellen. Mit einem Pachtvertrag wären aber längst erste Spendengelder geflossen, mit denen wir die Gebäude etwas besser hätten herrichten können“, beklagt Detlev Cosler. Das alte Freibadgelände soll wieder zu einem Zentrum von Spiel, Sport und Begegnung in Unkel werden, so die Hoffnung der Vereinsmitglieder. Der Rat werde sich nichts vergeben, wenn er sich zu einem Pachtvertrag mit „Gemeinsam für Vielfalt“ durchringen könne. Dieser könnte sicherheitshalber die Klausel enthalten, dass er seine Gültigkeit verliert, sollten innerhalb eines bestimmten Zeitraums keine Spendengelder fließen. Der nächsten Sitzung des Rates kann man jedenfalls mit Spannung entgegensehen. DL

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