Mit Beginn der Wintersaison startete der Tennisverband Rheinland das Pilotprojekt „Trainings Base für Profispieler“

„Eine hervorragende Plattform“

„Eine hervorragende Plattform“

Optimale Bedingungen finden (von links) Dominik Meffert, Benjamin Hassan, Constantin Schmitz, Anna-Lena Friedsam und Sascha Müller auf der Karthause vor.Foto: privat

Koblenz. Der Tennisverband Rheinland (TVR) beschreitet neue Wege. „Toll, dass so etwas im Rheinland geschaffen wurde“, zeigt sich Anna-Lena Friedsam, deren Comeback-Pläne sich mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft am 16. Dezember 2018 in Biberach mehr als erfüllt haben, begeistert. Die „Trainings Base für Profispieler“ hat der TVR mit Beginn der Wintersaison im Landesleistungszentrum auf der Karthause in Koblenz als Pilotprojekt ins Leben gerufen.

„Der Gedanke daran kam mir schon vor meiner Zeit als Landestrainer“, erklärt TVR-Übungsleiter Sascha Müller. Ihn bewegte die Frage: Was machen Spielerinnen und Spieler, wenn sie der Phase Jugendtennis entwachsen sind? Die Schritte bis dahin sind bekannt: Jugendsichtung der Sechs- oder Siebenjährigen, dann Verbandstraining im TVR-Kader, also von einem Alter von sechs oder sieben bis zu 17 oder 18 Jahren. „Dann will sich der eine oder andere gute Jugendspieler vielleicht als Profi etablieren“, sagt Müller und verweist auf den Altersschnitt von 28,3 Jahren der Top 100 auf der ATP-Tour und 25,3 auf der WTA-Tour: „Da besteht eine Spanne von zehn Jahren.“ Einige wenige versuchen „auf individuelle Art und Weise“ voranzukommen, für andere ist Collegetennis in den USA ein Weg, mancher bricht aber auch nach dem Kader-Durchlauf seine Karriere ab, noch ehe sie richtig beginnen konnte. So sehen die Szenerien aus, die den Verbandstrainer bewegt haben.

Mit der neuen „Trainings Base“ schuf der Verband jetzt eine Anlaufstelle für Aktive mit der Zielsetzung Profi. „Die Sache beschäftigt uns seit geraumer Zeit“, bestätigt TVR- und DTB-Präsident Ulrich Klaus.

„Der entscheidende Anstoß kam vom Verbandstrainer und von den Aktiven.“ Die fühlen sich, so Klaus, „bei uns wie zu Hause“, und sie können sich jetzt in aller Ruhe und ohne Ablenkung auf ihre Turniere vorbereiten. „Vor allem entfällt die lästige Suche nach einer geeigneten Halle“, so Klaus. Durch den Rebound-Ace-Hallenboden trainieren die Profis unter optimalen Turnierbedingungen.

Zweite Schulteroperation

Neben Friedsam, die nach ihrer zweiten Schulteroperation im April 2018 an ihrer Rückkehr in die erweiterte Weltspitze arbeitet, nutzen auch Benjamin Hassan, am 20. August auf ATP-Rang 358 notiert, und US-College-Rückkehrer Constantin Schmitz die Vorteile der „Trainings Base“, deren Leitung sich Müller und DTB-A-Trainer und Ex-Profi Dominik Meffert teilen. Die beiden übernehmen die individuelle Trainingssteuerung und Turnierplanung für die Profis, zwar nicht kostenlos, aber „zu moderaten Tarifen, die sich nach den Inhalten der individuellen Trainingspakete richten“, wie Landestrainer Müller erläutert.

Für die 24-jährige Friedsam ist die Karthause die ideale Anlaufstelle. „Wir können alle Räumlichkeiten des Landesleistungszentrums nutzen, die Atmosphäre ist positiv, alle drei verfolgen das gleiche Ziel. Die Jungs sind für mich hervorragende Sparringspartner, wobei wir uns gegenseitig hochpushen“, sagt sie.

In der ersten französischen Hallen-Liga holte sich Friedsam im Team des TC Cormontreuil die fehlende Matchpraxis, ihr letztes Turnierspiel vor der deutschen Meisterschaft bestritt sie im Januar 2018 bei den Australian Open gegen Angelique Kerber. „Ich muss abwarten, was mir mein Körper nach den ersten Spielen meldet“, gab sie sich noch im November zurückhaltend, während Müller sie bereits „auf einem guten Weg zu ihren 100 Prozent der alten Leistungsstärke“ einschätzte – was in Biberach mit dem Titelgewinn eindrucksvoll bestätigt wurde.

Einen weiteren Vorteil des neuen Profi-Stützpunkts sieht Müller im Geben und Nehmen der Beteiligten, „eine Hand wäscht die andere.“ Denn Friedsam, Hassan und Schmitz „geben viel von ihrer Erfahrung an unsere besten Nachwuchsspieler ab“, erläutert er. „Wer hat sonst schon mal die Gelegenheit, mit Anna-Lena zu trainieren?“

Einige Anfragen

Der Tennisverband Rheinland will zwar den Umfang der Base zunächst begrenzen, aber wie der Landestrainer mitteilt, gibt es schon einige Anfragen aus anderen Landesverbänden. „Die wollen einen ihrer jungen Profispieler zum Probetraining zu uns schicken.“

Es hat sich also herumgesprochen, was da auf der Karthause vor sich geht. „Das ist eine hervorragende Plattform für Spieler, die aus den Jugendklassen herausgewachsen sind und einen Weg auf der Profischiene anstreben“, sagt Verbands-Jugendwart Michael Montada. „Es ist zwar ein harter Weg, aber wir können in Koblenz die Möglichkeiten anbieten, dieses Ziel umzusetzen.“

Thomas Wächtler