SV Rot Weiß Queckenberg

Mutter aller Derbys feiert grandioses Comeback

Prolog – von alten Scharmützeln

Es war einmal vor ganz langer Zeit eine alte Mutter – die Mutter aller Derbys. Wer wollte schon vor 30 oder 40 Jahren die Geißböcke gegen die Fohlen sehen oder Lüdenscheid-Nord gegen Herne-West oder Carl Zeiss Jena gegen Rot Weiß Erfurt. Nein, diese Möchtegern-Fußballkracher der Neuzeit lockten damals kaum eine Menschenseele selbst hinter einem arschkalten Ofen hervor. Aber wenn der SV Rot-Weiß Queckenberg und dessen große Hassliebe Schwarz Weiß Merzbach seinerzeit die Klingen kreuzten, wurden die Messer gewetzt. Dann pilgerten fußballwahnsinnige Massen zu den Sportplätzen. Man munkelt, hätte es in den Höhenorten Bahnhöfe gegeben, dann hätte die Deutsche Bahn Sonderzüge eingesetzt, um die Fanströme etwas zu kanalisieren. Jedoch sind das alles Geschichten aus tausendundeiner Nacht. Das letzte Aufeinandertreffen der jeweils ersten Mannschaften in einem Punktspiel datiert vom 24.05.1990, als die Queckies nach dem goldenen Treffer von Marc Feierabend am Mount Queck als Derbysieger die Rheinbacher Thekenlandschaft unsicher machen durften. Danach wurde es ruhig um die Fehde der beiden Erzrivalen. Jedenfalls stritten nie mehr die ersten Garden gegeneinander um Ruhm, Ehre und Punkte.

Der Tragödie erster Teil

Doch seit dem letzten Sonntag wurde das bereits etwas in Vergessenheit geratene Mütterchen zu neuem Leben erweckt, und wie…!!! Der Kunstrasenplatz an der Weidenstraße platzte schier aus allen Nähten. So bat der Stadionsprecher mehrmals zum „aufrücken“, damit auch die noch draußen stehenden Fanlager diesem Leckerbissen beiwohnen durften. Nicht von ungefähr wurde die Partie denn auch fünf Minuten verspätet angepfiffen. Und sofort war Alarm auf dem giftig-grünen Kunststoffbelag. Bereits nach 78 Spielsekunden schlug es erstmals hörbar und sehenswert ein, zum Leidwesen der leicht favorisierten Gäste in deren Kasten. Ein Freistoß aus 20 Metern, den der Merzbacher Schütze so wohl nie wieder in seinem Leben verwandeln wird, bescherte den Queckies einen frühen Rückstand. Dieser ließ wohl den einen oder anderen der Döring-Bures-Buben minutenlang zu Salzsäure erstarren. Und diese sowohl körperliche als auch geistige Trägheit nutzten die Gastgeber gnadenlos aus. Ohne wirklich spielerisch zu überzeugen, ermogelten sie sich Feldvorteile und hätten sich um ein Haar im Tohuwabohu im unsortierten Queckenberger Fünfmeterraum zum 2:0 schamrotzt (08.). Doch dieser erneute Gänsehautmoment löste die Schockstarre bei den Rot-Weißen. Angeführt von Bures und Deuster trotzte und bockte man sich in den Derbykampf. Nach einer Viertelstunde schabte ein geschmackloser Ring-Vollspannhammer mächtig Metall vom Gestänge des Merzbach-Gehäuses. Damit war endgültig in beide Richtungen eine fette Zündschnur gelegt, die mehrmals eine Explosion sowohl hüben als auch drüben hätte auslösen können. Während das Dynamit von der Madbach im ersten Durchgang keinen weiteren Schaden anrichten konnte, trotz mehrfacher gefährlicher, nebulöser Rauchwolken, u. a. entfacht von A. Watty, Leifer oder Wappenschmidt, verirrte sich abermals ein schwarz-weißer Blindgänger in Claßens Revier, so dass es nach Einschlägen zur Halbzeit nicht unverdient 2:0 für die Hausherren stand.

Der Tragödie zweiter Teil

Auch nach Wiederanpfiff, den der Fußballgott Irfan Uygur nunmehr von der Seitenlinie erleben musste, wurde reichlich Munition an die vorderste Derbyfront transportiert. Wobei die Feuerkraft nun fast ausschließlich aus den Queckenberger Kanonen röhrte. Und endlich belohnte sich der Tabellenzweite für seine Bemühungen. André Watty bugsierte eine millimetergenau kredenzte Bures-Ecke halb im liegen und halb im sitzen mit dem rechten Ohrläppchen über die Linie (51.). Trotz der minütlich weiter steigenden Dominanz und Überlegenheit, auch aufgrund der stabilisierten Defensive um Klemm, Declair und Sommer, wartete man vergeblich auf den mittlerweile hoch verdienten Ausgleich. Als dann auch noch ein Merzbacher Überfallkommando den alten Abstand wieder herstellte (80.), bürdete dieser Treffer eine noch größere Last auf die Schultern der mittlerweile gequälten und ausgelaugten Schultern der Kerle von der Madbach. Als der eingewechselte Gümüs jedoch 180 Sekunden später seine Qualitäten als Edeljoker eindrucksvoll unter Beweis stellte, in dem er einen Bures-Freistoß mit dem Schädel formidabel zum erneuten Anschluss einschweißte, bekamen die Gastgeber doch noch einmal mächtiges Herzflattern. Jedoch war der Sturmabteilung auch in der vierminütigen Nachspielzeit kein weiterer Treffer vergönnt. Über die etwas unschönen Aktionen nach Abpfiff hüllt der Berichterstatter den Mantel des Schweigens, wohl wissend, dass diese nicht gerade als Sternstunden in der Queckenberger Fußballhistorie eingehen werden.

Epilog – nach dem Spiel

ist vor dem Spiel

So gelang Merzbach nach 31 Jahren, 4 Monaten und 23 Tagen die Revanche für die letzte Derbyniederlage. Vor geschätzt 200 Schaulustigen, die sich wohl zu je 50 Prozent auf beide Vereine verteilten, feierten die Gastgeber ihren Sieg ausgiebig. Aber auch die Queckies spülten reichlich Gerstensaft hinunter, um den zunächst etwas tief sitzenden Frust wieder in Lust auf neue Abenteuer zu verwandeln. Man schätzt, dass an jenem Sonntag die zuletzt stark schwächelnden Umsatzkurven deutscher Brauereien zumindest in den Traditionshäusern Bitburger und Peters Kölsch stark gen schwarze Null nach oben zogen. Der durch diese Niederlage auf Platz 4 zurückgefallene RWQ will die Scharte am 24.10. wieder ausmerzen. Dazu empfängt man ab 15 Uhr keinen Geringeren als den bisher verlustpunktfreien Spitzenreiter und Aufstiegsfavorit VfL Meckenheim auf dem Tempelberg. Davor messen sich ab 12:30 Uhr die Reservemannschaften beider Vereine an Ort und Stelle.

Erste Garde: Claßen – Leifer, Deuster, Uygur, Sommer – Wappenschmidt, Declair, Klemm, Bures, A. Watty – Ring

Verstärkung: Schmitz, Gümüs, Cipera, Erol Eiserne Reserve: Jörger, von Sturm

Für den

SV Rot Weiß Queckenberg

Daniel Kunze