Ochtendung. „So etwas wie Aufbruchsstimmung entfachte Ochtendungs Trainer Nuno Vilela rund um das erste echte Testspiel des wieder eigenständigen SV Ochtendung am einem Mittwoch Anfang August 2020. Sein Team nahm diese auch gleich mit auf den neuen korkgefüllten Kunstrasen des Jakob-Vogt-Stadions.“ So wurde der erste Spielbericht nach dem Re-Start des Corona-Jahres 2020 eingeleitet. Hier passten viele Dinge zusammen, eine nach vier SG-Jahren neu gebildete SV-Seniorenmannschaft spielte erstmals auf dem neuen Kunstrasen des Stadions und das nach der coronabedingt längsten Spielpause aller Zeiten.

Doch der Reihe nach: der SV Ochtendung hat 2019, nicht, wie viele 1920 gegründeten Vereine in diesem Jahr, sein 100jähriges Bestehen gebührend gefeiert. Allen Grund hatten die „Blau-Weißen“ dafür. Kurz nach dem 1. Weltkrieg als SV „Phönix“ gegründet, erlebte der Verein in den 20er Jahren einen regen Aufschwung. Unterbrochen vom 2. Weltkrieg startete man bereits 1946 wieder unter dem jetzigen Namen „Sportverein 1919“. Der Spielbetrieb florierte schnell, man schaffte Ende der 50er-Jahre den Aufstieg bis in die 2. Amateurliga, die später als Bezirksliga bezeichnet wurde. Bis 1969 spielte man ununterbrochen in dieser Spielklasse, um anschließend häufig ab- und wieder aufzusteigen.

1952 kam die erste Jugendmannschaft hinzu, die A-Jugend-Mannschaft schaffte es bis in die Sonderrunde, die auf Ebene des Fußballverbands Rheinland spielte. 1968 erfolgte die Gründung der in der Tat ersten Damenfußballmannschaft im Gebiet des Fußballverbands Rheinland, noch vor dem SC 07 Bad Neuenahr. In den ersten Jahren spielte man bald auch gegen die Ahrtalerinnen, die man nicht nur beim ersten Aufeinandertreffen auch bezwingen konnte.

Bis 1978 wurde der Spielbetrieb fortgeführt. Mangels einer ausreichenden Zahl an Spielerinnen musste man das Mitwirken beenden. Nach einer kurzen Mädchenfußballepisode in den späten 1980er Jahren etablierte sich der Mädchen- und anschließend der Frauenfußball seit 2007 wieder als durchgängiges SV-Angebot. Seit einigen Jahren ist man Teil der FSG Nettetal.

Die „Alten Herren“, also die Spieler, die ihren Leistungszenit im Seniorenbereich sportlich überschritten haben und es sportlich gemächlicher angehen lassen, sind seit der Gründung der Abteilung Motoren für vielfältige, unterschiedliche und gesellschaftlich über die Vereinsgrenzen hinaus wirksame Aktivitäten. Das runde Leder bildet zwar den Mittelpunkt ihrer Betätigung, jedoch bildeten und bilden der „Tanz in den Mai“, der Fastnachtswagenbau und das maßgebliche Mitwirken beim Kirmesball und beim Aufstellen des Kirmesbaums Markenzeichen ihres außersportlichen Einsatzes.

Seit 1952 wird beim SV Ochtendung Jugendarbeit betrieben. Trotz aller Veränderungen, die sich in den seitherigen, fast 70 Jahren, in der Gesellschaft und im Regelwerk des Kinder- und Jugendfußballs ergeben haben, um hier nur die vielfältig veränderten Mannschaftsstärken und vor allem auch Spielfeldgrößen zu nennen, ist dessen besondere Rolle im Vereinsleben erhalten geblieben. Die oft langjährig tätigen Jugendleiter verstanden es stets, Mitglieder für die Tätigkeit als Jugendtrainer zu begeistern und gemeinsam schaffte man es, trotz vieler konkurrierender Angebote zahlreiche junge Ochtendungerinnen und Ochtendunger für den Fußballsport zu begeistern. Im älteren Jugendbereich operierte man jahrelang mit Nachbarvereinen, um gerade im A- und B-Juniorenbereich trotz Spielerwechseln zu höher klassigen Nachbarvereinen spielfähig zu bleiben. Derzeit führt man in einer neu gebildeten Jugendspielgemeinschaft mit dem FC Bassenheim neben den Bambini-Gruppen sieben Wettbewerbsmannschaften von den F- bis zu den C-Junioren.

Etwas stolz ist man im SV-Lager auch darauf, dass der Europa-Gedanke in seinen Reihen eine bereits langjährige Tradition hat. Seit 1998, nur zwei Jahre nach der Begründung der Gemeindepartnerschaft, steht man im Austausch mit dem französischen Verein ASJ La Chaussee St. Victor von der Loire. Viele gegenseitige Besuche von Juniorenmannschaften fanden in den langen Jahren seither statt, 2020 verhinderte Corona die beabsichtigte Fortsetzung der freundschaftlichen Treffen.