2. Bundesliga Damen: Die SG99 verliert in der Nachspielzeit zwei Punkte gegen Gütersloh

Sekundentod in der Nachspielzeitverhindert verdienten Sieg

Sekundentod in der Nachspielzeit verhindert verdienten Sieg

Lisa Umbach drehte den Ball irgendwie ganz alleine nach einer Ecke ins Tor. Im Vordergrund beobachtet Absicherung Karla Engels die Situation.Fotos: Roland Schäfges - www.myfoto24.eu

Sekundentod in der Nachspielzeit verhindert verdienten Sieg

Im eins zu eins Duell zeigte sich Laura van der Laan hier gegen Güterslohs Annalena Rieke sehr stark.

Andernach. Es brauchte schon über eine Viertelstunde nach Spielschluss, bis der sonst so rhetorisch starke Trainer Florian Stein seine Gedanken nach diesem Schock in der Nachspielzeit halbwegs geordnet hatte: „Heute haben wir 3:3 verloren! Anders kann man es nicht formulieren“, waren seine ersten Worte. Andernach erlebte auf dem kalten Kunstrasenplatz zwei unerwartete Gegentore binnen 100 Sekunden in der Nachspielzeit. Die Torschützen hießen Melanie Schuster und Annalena Rieke.

So spürte man am 13. Spieltag der zweiten Frauen Bundesliga auf der Andernacher Sportanlage eine große Niedergeschlagenheit, Verwunderung und Enttäuschung, wie nach einem verlorenen Endspiel. Ein Eindruck, der sicherlich aufgrund des so starken Spielverlaufs und der Tatsache, dass dies für über zwei Monate das letzte Pflichtspiel war, sicherlich verstärkt wurde.

Dabei fing alles so wunderbar an, für das Team von Stein und seiner Kollegin Isabel Hawel, welche ins letzte Spiel abermals mit einer gutdurchdachten Taktik gingen. Zum bereits zehnten Mal in dieser Spielzeit, verteidigte die zuletzt sehr starke Laura Van der Laan das Tor. Davor starteten das gebürtige Bäckermädchen Karla Engels, die in der 75. Minute durch die kosovarische Nationalspielerin Beseta Hisenaj ausgewechselt wurde und Selina Garofalo, die kurz vor Ende durch Carolin Dillenburg ausgetauscht wurde auf den Außenbahnen sowie Magdalena Schumacher und Zoe Brückel in der Innenverteidigung. Maren Weingarz, die in der Halbzeit für Alina Wagner draußen blieb agierte ebenfalls im Mittelfeld, wie die Schermuly-Schwestern Kathrin und Julia, Spielführerin Lisa Umbach sowie die in der 90. Minute für die junge Mayenerin Anga Bartzen, welche nominell aufgrund der Torhütersorgen sogar als Ersatztorhüterin angegeben wurde, ausgewechselte Vanessa Zilligen. Für Gefahr und Unruhe im Sturm sollte in erster Linie wieder Antonia Hornberg sorgen, welche ebenfalls in der 90. Minute den Platz verlassen hat. Sie ging für Laura Johanna Weißenfels.

Führung nach fünf Minuten

Den Bäckermädchen gelang ein Start nach Maß. Eine schön hineingespielte Ecke von Lisa Umbach landete auf Maren Weingarz, welche den Ball Richtung Boden drückte. Ob jetzt im Gewusel noch Hornberg mit der Fußspitze dran war oder nicht, war letztlich egal. 1:0 nach nur fünf Minuten. Einige Minuten später bei einer weiteren Ecke, ein sehr ähnliches Schauspiel. Nur das hier die Torjägerin Hornberg aus kürzester Distanz den Ball nicht über die Linie bekommen konnte. Gleiches galt auch, als die Nummer 31 der SG99 sich in der 12. Minute den Ball am Rand des 16er erkämpfte und an einer zwar phasenweisen starken, jedoch oftmals auch unsicheren Sarah Rosemarie Rolle im Tor von Gütersloh verzweifelte. Die nachfolgende Ecke mündete in einem Ping Pong im Strafraum und einem Ball, der letztlich auf die Latte ging. Auch Vanessa Zilligen hätte nach hervorragenden Ballgewinn in der 17. Minute bereits das mindestens dritte oder gar vierte Tor für die Gastgeber machen können. Erst in der 25. Minute tauchte der FSV mit einer Ecke vorm Andernacher Tor auf. Aber erst in der 30. Minute musste Laura van der Laan im 1zu1 Duell mit Annalena Rieke erstmals ihr großartiges Talent zeigen. Nur drei Minuten später hatte Andernach, abermals durch Maren Weingarz eine Torchance. Der Ball wurde jedoch abgefälscht und landete wieder am oberen Querbalken. Der nachfolgende Eckball durch Lisa Umbach ging direkt auf den kurzen Pfosten und landete ohne weiteren Kontakt von einer weiteren Spielerin, direkt im Tor der Gäste aus Westfalen. Das Spiel schien mit dieser sicheren 2:0 Führung und dem großen Chancenplus eigentlich gelaufen.

Bis zur 39. Minute. Eine relativ harmlose Hineingabe von der Außenbahn, welche nur kurz vor der Ballaufnahme nochmal gemein aufsetzte, schätzte die eigentlich starke Laura van der Laan falsch ein. Sie lies das Spielgerät an der Brust abklatschen, was Annalena Rieke einkalt zum 1:2 ausnutze. „Na klar, das Ding geht auf mich“ ärgerte sich die Aachenerin noch nach dem Spiel. Trotzdem war diese erste Halbzeit mit das stärkste, was Andernach in diesem Jahr abgeliefert hat.

Die SG99 verliert Sieg in der Nachspielzeit

Auch in der zweiten Halbzeit, waren die Rheinländerinnen ganz klar die stärkere Mannschaft. So hatte die dieses Mal in Weiß spielende Heimmannschaft durch Julia Schermuly in der 52. Minute den nächsten Torschuss. Fortan sollte das Spiel bis zur Schlussphase ohne Highlight bleiben, sieht man von der 73. Minute ab. Nach einem wunderbaren Doppelpass von Julia Schermuly und Lisa Umbach, fand die jüngere Schwester, ihre ältere im Strafraum. Als diese den Ball bekam, verwandelte sie sicher zur hochverdienten 3:1-Führung. Spätestens jetzt dachte jeder, auch weil die Gäste das Spiel dominierten, dass dieses Duell durch ist. Zumal bis zur 90 Minute, außer der von Stein nach dem letzten Spiel befürchteten fünften Gelben Karte für Hornberg in der 76. Minute sowie den üblichen Auswechslungen nichts mehr großartiges passierte. Bis eben zur 92. Minute, als Melanie Schuster zum Eckball antrat. Ähnlich wie bei Umbach in Halbzeit eins, nur dieses Mal von der anderen Seite, landete auch dieser Ball direkt im Tor. Der Schock bei den Bäckermädchen war noch nicht realisiert, da stand nach einem Andernacher Ballverlust nur eine Minute später Celina Baum vor der herauslaufenden Laura van der Laan. Der spitze Lupfer, ging an die Latte und fiel anders als zwei mal bei der SG99 gesehen, förmlich mit dem Schlusspfiff vor die Füße von FSV-Stürmerin Rieke, die zum Schock der rund 100 Zuschauer, den Ball noch ins leere Tor drückte. „So hart ist Fußball. Einzeln betrachtet wirklich bitter, aber wir wollen uns dieses gute Jahr, trotzdem nicht dadurch jetzt kaputt machen lassen,“ so Stein nach dem Spiel.

Positive Jahresbilanz

Das Trainerteam, aber auch die Mannschaft können trotz dem Resultat gegen Gütersloh wirklich sehr Stolz auf sich sein. In den saisonübergreifenden 26 Ligaspielen im Jahr 2021, erreichten die Bäckermädchen zwölf Siege und vier Unentschieden. Dies ergab, aufgrund der 10 Niederlagen sehr gute 40 Punkte. Jedoch muss man hierbei durchaus anmerken, dass aufgrund der Spielverläufe drei bis vier Siege mehr und damit mindestens 10 - 12 Punkte zusätzlich drin gewesen wären. Oftmals verhinderten nur Pech oder besondere Umstände oder Leistungen eine deutlich bessere Bilanz. Zum Abschluss der Hinrunde steht man mit 19 Punkten sowie einem Torverhältnis von 25:20 auf Platz acht der Tabelle. Was einen Vorsprung von acht Punkten auf einen Abstiegsplatz und drei Punkte Rückstand auf Platz vier bedeutet.

Ausblick: Die Winterpause hat jetzt für die Bäckermädchen begonnen, weswegen die Spielerinnen auch bis zum 15. Januar trainingsfrei haben werden, auch wenn die Sportlerinnen laut Trainer Stein individuelle Lauf- und Fitnesspläne bekommen haben.

Sieben Tage nach dem Trainingsauftakt, am 22. Januar um 14 Uhr, erfolgt, sofern es die Gesamtumstände zulassen, in der Domstadt gegen Köln, mit einem Freundschaftsspiel der sportliche Auftakt für eine Serie von Test- und Freundschaftsspielen gegen spannende Gegner wie Borussia Mönchengladbach (30. Januar / 14 Uhr) und Sportfreunde Siegen (12. Februar / 15 Uhr) zuhause oder auswärts gegen die SpVg Berghofen am 5. Februar ab 14 Uhr. Mit dem 14. Spieltag wird es erst wieder am 27. Februar, bei der Partie gegen die Borussia aus Bocholt ernst. Hier Gewann man in der Hinrunde mit 3:1 im heimischen Stadion.

Wem die Wartezeit zu lang ist, dem ist an dieser Stelle wärmstens der hörenswerte Podcast „Teilchen trifft Bäckermädchen“ empfohlen. Hier sprechen pro Folge jeweils zwei Spielerinnen über unterschiedliche Themen.

Roland Schäfges -

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