Fußall-Rheinlandliga, 23. Spieltag

„Wir haben um die Gegentore förmlich gebettelt“

„Wir haben um die Gegentore förmlich gebettelt“

Auf dem Hosenboden landete der Andernacher Stürmer Gian Luca Dolon im Derby bei der SG Eintracht Mendig/Bell (rechts Tim Montermann) nur selten. Fotos: SK

„Wir haben um die Gegentore förmlich gebettelt“

Auch Eintracht-Kapitän Milan Rawert (links) und der Andernacher Leistungsträger Daniel Kossmann lieferten sich packende Zweikämpfe.

Mendig. Sechs Treffer, darunter gleich drei Foulelfmeter, zehn Gelbe Karten, eine prickelnde Atmosphäre, Spannung und Dramatik von der ersten Sekunde bis zum Ende der fünfminütigen Nachspielzeit: Die 280 Zuschauer auf dem Kunstrasenplatz im myprintshop-Stadion an der Brauerstraße kamen am 23. Spieltag der Fußball-Rheinlandliga beim 3:3 (3:1) im Derby zwischen der SG Eintracht Mendig/Bell und der SG 99 Andernach wahrlich auf ihre Kosten. Tabellarisch spielte das Ergebnis allerdings eher den Gästen in die Karten: Während die Bäckerjungen ihren Vorsprung auf den ersten möglichen Abstiegsplatz auf acht Punkte vergrößerten, laufen die Gastgeber bei weiterhin zwölf Zählern Rückstand auf den ersten sicheren Nichtabstiegsplatz der Musik hinterher.

„Drei Gegentore scheinen bei uns Standard zu werden. Und solange wir dieses Problem nicht abstellen, können wir in der Rheinlandliga kein Spiel gewinnen“, erklärte ein enttäuschter Eintracht-Trainer Vincenzo di Maio nach dem Schlusspfiff. „Nach einer starken Leistung in der ersten Halbzeit war es im zweiten Abschnitt insgesamt zu wenig. Die Jungs hätten ein oder zwei Konter besser zu Ende spielen müssen. Wir haben aus den vergangenen vier Spielen zwar nur zwei Punkte geholt, aber bewiesen, dass wir durchaus konkurrenzfähig sind. Allerdings bestrafen wir uns durch viel zu viele individuelle Fehler immer wieder selbst. Auch heute haben wir um die Gegentore förmlich gebettelt.“

Biljal Myumyunov brachte die abstiegsbedrohten Hausherren bereits nach 180 Sekunden in Führung. Joachim Akwapay tankte sich über rechts durch und fand in Brice Braquin einen Abnehmer. Dessen Schuss wäre am langen Pfosten vorbeigerollt, doch Myumyunov stocherte den Ball gerade so ins Tor. Es war eine knappe Entscheidung: Der Unparteiische Fuat Yalcinkaya aus Bendorf hatte das Spielgerät zunächst nicht hinter der Linie gesehen, einer seiner beiden Schiedsrichter-Assistenten allerdings schon.

Exakt zehn Minuten später verhinderte Eintracht-Torhüter Robin Rohr bei einem Schlenzer von Daniel Kossmann mit einer überragenden Parade den Ausgleich. Machtlos war der Schlussmann allerdings beim Foulelfmeter von Philipp Schmitz, nachdem Nikolas Groß seinen Gegenspieler Filip Reintges im Strafraum regelwidrig zu Fall gebracht hatte (22.). Fast wären die Gäste sogar in Führung gegangen, doch Schmitz traf nach einer Freistoß-Variante nur den rechten Pfosten (35.). Praktisch im Gegenzug stand Philipp Pohl mach einem Freistoß von Niklas Heinemann aus dem Halbfeld goldrichtig und markierte per Dropkick das 2:1 (36.). Und es sollte vor der Pause noch besser kommen: Braquin verwandelte einen Foulelfmeter, nachdem ihn Steffen Weber von den Beinen geholt hatte (41.). Der Schlussmann sah für diese Aktion eine der insgesamt zehn Gelben Karten.

Nach Wiederanpfiff nahm die Begegnung noch mehr an Fahrt auf. Der eingewechselte Maicol Oligschläger und der agile Gian Luca Dolon scheiterten bei einer Doppelchance an Torhüter Rohr (58.). Auf der Gegenseite verhinderte der Andernacher Schlussmann Weber bei einer Eins-gegen-eins-Situation mit Myumyunov das 4:1 und damit wohl die endgültige Entscheidung (63.). Besser machte es auf der Gegenseite Dolon, der einen Alleingang mit einem Lupfer über Rohr hinweg zum 3:2 krönte (64.). Dem kurz zuvor eingewechselten Johannes Limbach unterlief im 16-Meter-Raum ein dummes Foul an Reintges, Schmitz ließ sich diese Chance nicht nehmen und erzielte mit seinem zweiten Strafstoß an diesem Nachmittag den 3:3-Endstand (73.). Im Verlauf der zweiten Hälfte reklamierten beide Seiten einen weiteren Elfmeter für sich, der Schiedsrichter konnte sich aber nicht zu einem vierten oder fünften Elfmeterpfiff durchringen.

Der Siegtreffer hätte in der Schlussphase aber durchaus fallen können. Die größte Möglichkeit der Bäckerjungen vergab Dolon, der allein vor Rohr in Rücklage geriet und den bereits auf dem Boden liegenden Schlussmann anschoss (85.). Nach einer Hereingabe von Braquin wurde ein Schuss des eingewechselten Alexander Court aus kurzer Distanz im letzten Moment von Jan Engels abgeblockt (90. + 1). „Wir haben eine katastrophale erste Halbzeit abgeliefert“, kritisierte der Andernacher Trainer Kim Kossmann, der sich während der Pause nur sieben Minuten lang in der Kabine aufhielt. „Die Ansprache war kurz, deutlich und laut. Meine Jungs wussten aber auch, was sie alles falsch gemacht hatten. In Hälfte zwei waren wir richtig gut. Leider Gottes haben wir in den zweiten 45 Minuten nur zwei Tore erzielt. Zum Ende hin hätten es noch mehr sein können. Das Ergebnis ist aber gerecht. Alle drei Elfmeter waren korrekt. Wer es nicht sehen konnte, der hat es zumindest gehört.“

SG Eintracht Mendig/Bell: Robin Rohr, Nikolas Groß, Milan Rawert, Dzhamal Al Badarin (69. Johannes Limbach), Niklas Heinemann, Biljal Myumyunov (69. Alexander Court), Tsvetan Mihov, Philipp Pohl, Tim Montermann, Brice Braquin, Joachim Akwapay.

SG 99 Andernach: Steffen Weber, Tim Hoffmann, Philipp Schmitz, Alexander Unruh, Jan Engels, Daniel Neunheuser (46. Maicol Oligschläger), David Reif (46. Oliver Kubatta), Filip Reintges, Gian Luca Dolon, Daniel Kossmann, Besnik Alijaj (46. Ole Conrad).

Schiedsrichter: Fuat Yalcinkaya (Bendorf).

Zuschauer: 280.

Torfolge: 1:0 Biljal Myumyunov (3.), 1:1 Philipp Schmitz (22., Foulelfmeter), 2:1 Philipp Pohl (36.), 3:1 Brice Braquin (41., Foulelfmeter), 3:2 Gian Luca Dolon (64.), 3:3 Philipp Schmitz (73., Foulelfmeter).

Nächste Aufgaben für die SG Eintracht Mendig/Bell: am Mittwoch, 22. März, um 19.30 Uhr beim TSV Emmelshausen und am Sonntag, 26. März, um 14.30 Uhr gegen die FSG Ehrang.

Nächste Aufgaben für die SG 99 Andernach: am Mittwoch, 22. März, um 20 Uhr gegen den FC Cosmos Koblenz und am Samstag, 25. März, um 18 Uhr bei der SG Schneifel Stadtkyll.