DFB-Pokal Damen: Die SG99 Andernach stürmt mit einem 3:1 gegen 1. FC Saarbrücken ins Achtelfinale

Zwangspause auf dem Höhepunkt

Zwangspause auf dem Höhepunkt

Auf dem coronakonformen Gruppenbild zeigt sich eine erfolgreiche und geschlossene Mannschaft. Foto: Roland Schäfges - www.myfoto24.eu

02.11.2020 - 13:13

Andernach. Es war 15:53 Uhr, als die in der Mannschaft sehr beliebte Trainerin Isabelle Hawel am Samstag in die Runde Ihrer Mädels brüllte „Einfach geil Mädels! Genießt diesen einzigartigen, genialen Moment!“

Ein wahrhaft historischer Moment für die Andernacher Fußball-Ladies. Zog man doch erstmalig mit dem Sieg gegen die Frauen aus der Landeshauptstadt des Saarlands ins Achtelfinale des DFB-Pokals ein. Und das ausgerechnet noch am runden Geburtstag des deutschen Frauenfußballs. Denn vor 50 Jahren, am 31. Oktober 1970 beschloss der Bundestag des Deutschen Fußball Bundes in Travemünde erstmalig die offizielle fachverbandorganisierte Austragung von Fußball-Spielen für Frauen in der Bundesrepublik und erlaubte sich zudem die Aufnahme von Frauenfußball-Teams in den Verband und seinen Mitgliedsvereinen wieder die Gründung von eigenen Frauen-Abteilungen.


Zweitligist ist kein „Profiverein“


Auch wenn in den letzten fünf Jahrzehnten im Damenfußball sich sehr viel positives entwickelt hat, bleibt an dieser Stelle trotzdem zu bemerken, anders als beim DFB-Pokal, es sich bei der „Zweiten Frauen-Bundesliga“ per Definition um keinen „Profisport“ handelt. Was wiederum bedeutet, dass ebenfalls auch die professionell agierenden Bäckermädchen jetzt in eine sportliche Zwangspause geschickt werden! Zumindest nach aktuellen Stand bis in die Woche des 5. oder 6. Dezember, dem Wochenende des Achtelfinales, wenn im Rahmen des DFB-Pokals aufgrund der Teilnahme der Teams der „Flyeralarm Frauen-Bundesliga“ es sich auch für Andernach wieder um erlaubten „Profisport“ handelt.

Im Bewusstsein der anstehenden Pause und mit dem oft zweifelhaft, guten Gefühl, den Gegner 13 Tage zuvor mit einem deutlichen 6:0 heimgeschickt zu haben, ging es für den Zweitplatzierten der Süd Staffel der zweiten Frauen-Bundesliga ins Heimspiel vor offiziell 210 gut verteilten und kooperativen Zuschauern. Das Trainerteam um die angesprochene Isabelle Hawel und den montags noch an der Hüfte operierten und damit am Seitenrand auf Krücken agierenden Florian Stein setzte zu Beginn weitgehend auf ihre eingespielte Stammformation.

Wie im DFB-Pokal üblich, stand anstelle von Stammtorhüterin Jana Theisen die ebenfalls starke Kathrin Günther erwartungsgemäß im Tor. In der Abwehr spielten Karla Engels, Magdalena Schumacher sowie Alina Wagner. Die im letzten Spiel eingesetzte Verteidigerin Marie Schäfer wurde aufgrund von anderweitigen Verpflichtungen ersetzt durch Carolin Dillenburg. Wie gehabt spielten im fünfköpfigen Mittelfeld Vanessa Zilligen, Kathrin Schermuly, Julia Schermuly und Lisa Umbach sowie Maren Weingarz. Im Sturm spielte die torgefährliche und erfahrene Antonia Hornberg.


Chronologie zum sportlichen Höhepunkt!


Unter den erwartungsfrohen Blicken der angesprochenen 210 Zuschauer, zwei Fernsehkameras des Südwestrundfunks und den anwesenden Fotografen starteten die Mädels vom Rhein bei schönsten Herbstwetter mit zwei schnellen Toren in die Partie. Im Gegensatz zum Liga-Spiel, erzielte jedoch nicht Top-Stürmerin Antonia Hornberg selbst die Tore, sondern beschenkte in der dritten Spielminute mit viel Übersicht Maren Weingarz mit dem Torerfolg. Spielte doch Stürmerin Hornberg mit viel Übersicht den Ball quer zu Weingarz rüber, welche freistehend zwei Meter vor dem Kasten von Aline Allmann den Ball nur noch eindrücken brauchte.

Rund fünf Minuten später erzielte nach guter Vorbereitung der Schermuly-Schwestern Lisa Umbach bereits das 2:0 für die Gastgeberinnen. Julia Schermuly brachte mit einem langen Ball das Spielgerät zu ihrer Schwester Kathrin, welche im Strafraum der Gäste aus Saarbrücken nur noch quer zu Lisa Umbach abgeben musste, welche den Ball wiederum aus 14 Meter per Volley im Netz versenkte.

Sehr zur Freude ihrer langjährigen Mitspielerin und Trainerin, welche sich gegenüber BLICK aktuell wie folgt zu den Toren äußerte: „Für uns war es natürlich ein beruhigendes, ein schönes Gefühl, so früh in Führung zu gehen. Es war ein Dé·jà-vu auf einem eher schwer zu spielenden Platz. Auch wenn die Saarbrücker dieses Mal deutlich defensiver waren, konnten wir unsere ersten Tore uns gut, dank sehenswerter Kombinationen, herausspielen.“

So war tatsächlich die frühe, deutliche Gastgeberführung, die einzige echte parallele zum Liga-Spiel. Entwickelte sich fortan, eine ganz andere, viel engere und taktischere Partie. Die kämpferisch starken Teams neutralisierten sich im Zentrum des Spielfelds oft gegenseitig, was in der ersten Halbzeit auch keine nennenswerten oder gefährliche Aktionen in Tornähe den Fans mehr einbrachte.

Dieses typische Pokalspiel hätte sich Anfang der zweiten Halbzeit auch drehen können, als der 1. FC Saarbrücken plötzlich ins Spiel kam und gleich zwei große Tor-Chancen hatte. Zunächst platzierte in der 55. Minute die für den 1. FFC Frankfurt achtfache Bundesliga-Spielerin Nadine Anstatt freistehend aus 16 Metern das Spielgerät über das Andernacher Tor. Keine zwei Minuten später parierte die Andernacher Torfrau Kathrin Günther mit einem tollen Reflex einen Schuss von Saarbrückens Lisa Mayer.

Die starke und aggressiv geführte erste Viertelstunde der zweiten Halbzeit der Spielerinnen von Trainer Taifour Diane wurde jäh unterbrochen vom Torhunger der Nummer acht der Bäckermädchen. Nach einem stark herausgeholten Ballgewinn durch die 23-jährige Karla Engels in der gegnerischen Hälfte schalteten die Rheinländerinnen schnell auf Angriff um und fanden an der Strafraumkante die clever und effektiv spielende Maren Weingarz. Diese machte in der 63. Minute aus halblinker Position ihren Doppelpack perfekt. Auch die Trainerin fand lobende Worte für Ihren Mittelfeld-Motor: „Maren, eine ausgesprochen wichtige Spielerin von uns, machte heute für uns zwei sehr entscheidende Tore. Dank dieser konnten wir den Sack frühzeitig zu machen. Sie hat souverän, aber über weite Teile des Spiels auch sehr unauffällig gespielt.

Auch wenn, oder weil das Spiel anschließend wieder deutlich weniger Tor-Szenen zeigte, wurde die von Sonja Reßler aus Neckarau geleitete Partie laut Hawel zwar „hart geführt“ aber auch „fair gespielt“. Trotzdem sahen die Gäste von der Saar einige Gelbe Karten nach teils sehr körperlichem Einsatz.


Trainerstab betont den Wert des ganzen Teams!


Bemerkenswert ist übrigens auch, dass das Trainergespann erstmalig in diesem Jahr fünf Wechsel in den drei möglichen Wechselperioden durchführte. Dazu sagte die 34-jährige Jungmutter: „Wir machten den Mädels und dem „Team hinter dem Team“ schon vor dem Spiel klar, wie wichtig jeder für dieses Team ist! Wir wollten heute wirklich alle so gut wie möglich einbinden. Jeden Betreuer, jeden Trainer, jede Spielerin, bis hin zu den verletzten Spielerinnen. Alle waren dabei, sollten sich in irgendeiner Form beteiligen. Alle eingesetzten Spielerinnen, namentlich Lang, Weinel, Asteroth, Weißenfels und Poppe, haben sich diese Spielzeiten und Chancen auch durch gute Trainingsleistungen verdient. Es ist einfach ein gutes Gefühl, zu wissen, dass man noch gute Optionen auf der Bank hat!

Trotzdem gab es noch kurz vor dem Schlusspfiff einen eher unerwarteten Ehrentreffer für die Gäste durch angesprochene Nadine Anstatt, nachdem die Bäckermädchen sicherlich auch aufgrund der angesprochen Wechsel den Spielfluss verloren hatten. Über dieses eher überraschende Gegentor ärgert sich die sympathische Verantwortliche aber nicht: „Nur der Sieg zählt und das Torverhältnis spielt im Pokal keine Rolle. Man freut sich natürlich immer, wenn man zu Null spielt, aber dass war uns heute wirklich egal, dass wir da am Ende noch ein Gegentor bekommen haben. Wir wollten weiterkommen, das haben wir geschafft. Daher war das Gegentor für uns wirklich zweitranig.“

Zum Stand der Dinge sagte die Tochter von SG99-Vereinslegende Kappy Stümper: „Dieser heutige Moment fühlt sich wunderschön und genial an! Aber wir müssen auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Wir haben erst drei Spieltage erlebt. Aber der heutige Sieg ist absolut historisch für unseren Verein. Auch wenn wir das Glück hatten, erstmalig gegen einen Zweitligisten dieses Spiel bestreiten zu dürfen. Natürlich hoffen wir jetzt abermals auf Los-Glück und einen schlagbaren Gegner. Und wenn nicht, dürfen gerne die Profiabteilungen des FC Bayern oder die Mädels aus Wolfsburg vorbei kommen.

Überglücklich gehen also die Mädels vom Rhein nun in den voraussichtlich auch teamtrainingfreien November. Wie es mit den Pokal-Heldinnen aus Rheinland-Pfalz weiter geht, erfährt man bei der prominent dargestellten Auslosung am 8. November um 18.30 Uhr, im Rahmen der ARD-Sportschau.

Roland Schäfges -

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