Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV)

Pflege solidarisch attraktiver machen

Vollbesetzte Reihen beim 3. Akademietag der Pallottiner Vallendar 2018

Pflege solidarisch attraktiver machen

1 PTHV_3. Akademietag_Januar 2018 (v.l.n.r.): Prof. Dr. Paul Rheinbay SAC, Leiter des Instituts für Wissenschaftliche Weiterbildung an der PTHV, Dr. Hanno Heil, Leiter des Verbandes der katholischen Altenhilfe in Deutschland und Ständiger Lehrbeauftragter und Projektleiter am Lehrstuhl Pastoraltheologie/Diakonische Theologie; Kathleen Schneider, Studentin der Pflegewissenschaft an der PTHV und im Qualitätsmanagement eines ambulanten Pflegedienstes tätig; Prof. Dr. Manfred Hülsken-Giesler, Prodekan der Pflegewissenschaftlichen Fakultät der PTHV und Lehrstuhl für Gemeindenahe Pflege. Foto: privat

22.01.2018 - 13:52

Vallendar. „Die Situation der Pflege in Deutschland ist nicht lustig“, damit leitete Prof. Dr. Manfred Hülsken-Giesler, Prodekan der Pflegewissenschaftlichen Fakultät der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV), seine Überlegungen zum Thema des dritten und für dieses Jahr letzten Akademietages „Wer pflegt uns morgen?“ ein.

Vieles ist seit langem bekannt: der Mangel an Pflegekräften, die bereits jetzt bestehende Versorgungslücke, fehlende Fachkompetenz, hohe Fluktuation im Betrieb, die Belastung älterer Menschen, vor allem von Frauen in der Pflege ihrer alten Angehörigen. Gerade leitende Pflegekräfte sind überfordert in der Situation mit Quereinsteigern, die nur eine oberflächliche Einführung in das – doch sehr menschennahe und fachliche Eignung erfordernde – Geschehen der Pflege mitbringen, ergänzte Frau Kathleen Schneider. Sie studiert Pflegewissenschaft an der PTHV und ist zugleich im Qualitätsmanagement eines ambulanten Pflegedienstes tätig.

Doch es gilt nicht nur zu jammern – Prof. Hülsken-Giesler zeigte an drei Themenfeldern auf, dass sich zur Therapie des „Patienten Pflege“ schon viel tut: So wird langsam auch in Deutschland (viel später als in vielen anderen Ländern) eingesehen, wie wichtig ein attraktives Berufsbild der Pflege ist, was nur durch Professionalisierung, Aufzeigen von Karrierewegen, guter und gerechter Bezahlung und nicht zuletzt einer starken Interessenvertretung bei der Politik zu erreichen ist. Hinzukommen sollte eine Stärkung des solidarischen Bewusstseins in der Zivilgesellschaft. Hier sind viele Regionen schon auf einem guten Wege, indem sie über die Grenzen von Dörfern und Stadtteilen hinweg Angebote entwickeln und Strukturen so gestalten, dass ein generationenübergreifendes Miteinander möglich wird. Dazu gehören beispielsweise die Beratung bei Pflegebedarf, die Begegnung zwischen Jung und Alt und eine Quartiersentwicklung, die alte Menschen nicht isoliert. Ein durchaus heikles und zugleich chancenreiches Thema sind digitale Technologien, die Routine-Arbeiten abnehmen. So können Apps im Smartphone Herzschlag und Blutdruck messen, so kann über eine Kamera direkte Kommunikation ermöglicht werden (z.B. zur Beratung, ohne Anreise). Die Angst vor einem pflegenden Roboter ist verständlich; einer Umfrage zufolge geben jedoch ein Viertel der Befragten diesem den Vorzug vor einer gehetzten und ständig wechselnden Pflegekraft. Dazu kommt das Thema Finanzen: „Pflege hat eine dienende Tradition. Es war lange tabu, über Geld zu sprechen. Das muss sich ändern“, sagte der Referent.

An diesem Punkt knüpfte Dr. Hanno Heil an, Leiter des Verbandes der katholischen Altenhilfe in Deutschland und Ständiger Lehrbeauftragter und Projektleiter am Lehrstuhl Pastoraltheologie/Diakonische Theologie, der Interessenvertretung von über 1000 konfessionellen Einrichtungen. „Pflege ist eine christliche Errungenschaft – dass sie auch außerhalb der Familie geschieht und dass auch Männer pflegen.“ Nun aber sei es auch für Christen wichtig, nicht in archaischen Bildern von Familie stecken zu bleiben mit dem bekannten „schlechten Gewissen“, wenn ein Angehöriger „ins Heim muss“. Vielmehr sollten die Kirchen als starke Träger im caritativen Bereich ihren Einfluss nutzen, um auf eine bessere Finanzierung von Pflege durch den Staat hinzuwirken. Es sei unerträglich, dass private Träger mit Pflege Millionen verdienen und diese dann im Ausland geringfügig versteuern. Das Beispiel Skandinavien zeige, wie es auch anders geht: Dort wird durch politischen Willen fast dreimal so viel (anteilig am Bruttosozialprodukt) wie in Deutschland in die Pflege investiert. Technische Innovationen werden dort gerade in der (oft dünn besiedelten) Fläche eingesetzt, um Entfernungen zu überbrücken, mit einem hohen Zufriedenheitsgrad der Betroffenen. Die damit einher gehende Entlastung der jüngeren Generation führt sogar zu einer höheren Geburtenquote, was wieder dem Sozialstaat zugutekommt. Die angeregte Diskussion mit dem Podium zeigte, dass die Teilnehmer viele Impulse für ihre eigene Lebenswelt mitnahmen.

Pressemitteilung PTHV

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