Allgemeine Berichte | 19.11.2015

Ökumenischer Flüchtlingshilfekreis Wachtberg wurde 25

Gelebte und praktizierte Nächstenliebe

Bei aller Ernsthaftigkeit der Themen ist immer ein Lachen dabei - Beispiele gelungener Integration wurden präsentiert

Junge ausländische Flüchtlinge präsentierten zum 25-jährigen Bestehen des Ökumenischen Arbeitskreises Wachtberg zur Betreuung von Aussiedler, Asylbewerber und Flüchtlinge ihre Glückwünsche in Form eines Schwarzlichttheaters. JOST

Wachtberg-Berkum. „Ihr sollt die Fremdlinge halten wie die Einheimischen“, diese biblische Botschaft gab dem „Ökumenischen Arbeitskreis Wachtberg zu Betreuung von Aussiedlern, Asylbewerbern und Flüchtlingen“ den Auftrag. Jetzt feierte der ehrenamtliche Zusammenschluss in der Aula des Schulzentrums Berkum sein Silberjubiläum. Festredner Hans-Jürgen Döring beglückwünschte den Arbeitskreis zu 25 Jahren gelebter und praktizierter Nächstenliebe, aber auch zu nie ermüdendem Engagement und Stehvermögen, zu Überzeugungsfähigkeit und auch Kampfbereitschaft.

Seit 25 Jahren sei der Ökumenischen Arbeitskreis ehrenamtlicher Partner all jener Menschen, die seine Hilfe benötigten. „Er ist aber auch Partner öffentlicher Institutionen, die einige Probleme mehr hätten, gäbe es ihn nicht“, so der Altbürgermeister. Was dabei stets auffalle, seien die gute Laune und Fröhlichkeit, die die Akteure ausstrahlten. Bei aller Ernsthaftigkeit der Themen sei immer ein Lachen dabei, Fröhlichkeit dominiere in der Regel. Denn alle Mitwirkenden verbinde die Ehrenamtlichkeit ihres Tuns, und damit das Bewusstsein, ohne eigenen materiellen Zugewinn etwas überaus Sinnvolles und Notwendiges zu tun, aus Überzeugung und eigenem Antrieb.

Idealvorstellung einer Bürgergemeinde

Er sei von diesem Ökumenischen Arbeitskreis begeistert, weil er für die Idealvorstellung einer „Bürgergemeinde“ stehe, eines Gemeinwesens, in der Kommune und Bürger partnerschaftlich miteinander arbeiten und in dem die Bürger aus Überzeugung für die Sache Gemeinschaftsaufgaben übernehmen, die die Gemeinde personell oder finanziell nicht leisten kann. Wegen der Ökumene habe der Arbeitskreis gleich zwei Chefs, Kurt Zimmermann sei dabei der „katholische“ und Dr. Harald Uhl der „evangelische“ Vorsitzende. Man mache alles gemeinsam, es gebe regelmäßige Treffen der rund 30 Mitglieder. Verantwortlichkeiten für bestimmte Bereiche und Projekte entwickelten sich aus den Gesprächen miteinander. Dieses informelle Modell funktioniere seit 25 Jahren hervorragend, denn nicht rechtliche Strukturen bänden die Mitglieder und die Handelnden aneinander, sondern die gemeinsame Idee und der Wille zur Durchsetzung.

Rückblick: Werner Heuer aus Niederbachem und Richard Diehl aus Werthhoven überzeugten vor knapp 30 Jahren die damaligen Pfarrer Franz Anton Paßmann und Helmuth Hofmann davon, zu besonderen Anlässen ökumenische Gottesdienste durchzuführen. Die beiden waren es schließlich auch, die am 14. Februar 1990 einen ständigen ökumenischen Arbeitskreis ins Leben riefen. Kurt Zimmermann und Dr. Harald Uhl übernahmen von Anfang an den Vorsitz. Auslöser war der Zustrom russlanddeutscher Aussiedler, von Kriegsflüchtlingen aus dem Balkan und Asylsuchenden aus aller Welt. „Auf dem Höhepunkt des damaligen Zuzugs hatten wir 600, teilweise bis 800 Menschen zu betreuen“, erinnerte sich Döring. Seinerzeit hätten sich rund 80 „Paten“ um die Betreuung der Asylsuchenden gekümmert. Heute betreut der Arbeitskreis fast 200 Flüchtlinge aus 25 Nationen.

Gesetzespflicht auf zutiefst menschliche Ebene heben

Dabei habe es der Ökumenische Arbeitskreis immer als seine ehrenamtliche Aufgabe angesehen, die reine Gesetzespflicht zur Unterbringung auf eine zutiefst menschliche Ebene zu heben, und zwar völlig unabhängig von ethnischen oder religiösen Zugehörigkeiten. Begleitung bei Behördengängen, Hausaufgabenbetreuung, Hilfestellung in Krankheitsfällen, Information über Leben und Gebräuche im Gastgeberland und vieles mehr seien Leistungen von größter Wichtigkeit, die eine Behörde in dieser Intensität niemals würde leisten können. Nur eines fehle nach wie vor: der Nachwuchs.

„25 Jahre sich um Fremde kümmern und dem sozialen Frieden verpflichtet zu sein - das ist eine Feier wert“, fand auch der Vorsitzende Kurt Zimmermann in seiner Begrüßung. Angesichts der Terrorakte von Paris bat er, sich nicht unterkriegen zu lassen von Hass und Feindschaft, sondern vielmehr für Freiheit, Mitmenschlichkeit und Toleranz mutig einzustehen. Auch Pfarrer Hermann Josef Zeyen betonte, dadurch werde die Wichtigkeit des Anliegens des Ökumenischen Arbeitskreises, sich für die Völkerverständigung einzusetzen, noch einmal deutlich unterstrichen. Zumal der Arbeitskreis auch ein wichtiger Motor der Ökumene im Drachenfelser Ländchen sei, wie sein Amtskollege Günter Schmitz-Valadier feststellte. Die beiden Kirchen seien dadurch noch enger zusammengerückt.

Gemeinsam Zuwanderergemeinde gestalten

„Wachtberg ist eine Zuwanderergemeinde und auch dadurch stetig gewachsen“, wusste Bürgermeisterin Renate Offergeld. Mittlerweile seien Menschen aus mehr als 120 Nationen hier zu Hause. Nach einer anfänglichen Phase des Abwartens habe sich die Gemeinde der Vielfalt geöffnet und aktiv die Integration unterstützt. In einem solchen Klima könnten Fremdenfeindlichkeit und Ablehnung erst gar nicht entstehen, war sie überzeugt, solche Dinge hätten auch in Zukunft hier keinen Platz. Auf dieser Basis könne auch die aktuelle Herausforderung der Flüchtlingskrise bewältigt werden, wenn alle gemeinsam an der Sache arbeiteten. Ihr Appell: „Lassen Sie uns gemeinsam die Zuwanderergemeinde Wachtberg gestalten!“

Als Beispiele erfolgreicher Integration schilderten anschließend drei ehemaligen Flüchtlinge ihre Entwicklung. Ebru Kaya arbeitet nach ihrem Master-Studium der Business Administration als Projektmanagerin bei einer großen Kölner Versicherung, Nurgül Kocak studiert nach ihrer Ausbildung zur Schneiderin jetzt in Düsseldorf Modedesign. Bassam Wakkas schließlich kam als gelernter Koch mit 19 Jahren aus Syrien nach Deutschland, machte hier seine Meisterprüfung und ist heute erfolgreicher Gastronom in Niederbachem. Mit dem Restaurant „Grüne Gans“ hat er sich selbst- ständig gemacht und steht mit seiner Familie heute auf eigenen Beinen. „Ich bin stolz auf Wachtberg und den Ökumenischen Arbeitskreis, der die haben mir einst sehr geholfen. Jetzt bin ich selbst dazu bereit, ihnen zu helfen bei der Flüchtlingsbetreuung“, rief er unter dem Beifall der Jubiläumsgäste.

Beispiele für erfolgreiche Integration stellte der Arbeitskreis-Vorsitzende Kurt Zimmermann (l.) vor: Bassam Wakkas, Nurgül Kocak und Ebru Kaya.

Beispiele für erfolgreiche Integration stellte der Arbeitskreis-Vorsitzende Kurt Zimmermann (l.) vor: Bassam Wakkas, Nurgül Kocak und Ebru Kaya.

Junge ausländische Flüchtlinge präsentierten zum 25-jährigen Bestehen des Ökumenischen Arbeitskreises Wachtberg zur Betreuung von Aussiedler, Asylbewerber und Flüchtlinge ihre Glückwünsche in Form eines Schwarzlichttheaters. Fotos: JOST

Leser-Kommentar
Neueste Artikel-Kommentare
  • Ursula Schmitz : gasthofuschi@gmail.com
  • Michael Bezner: Wieso nennt ihr ihr diese Brücke eigentlich "Namedybrücke"? Klar, die läuft über Namedy, aber soweit ich weiß, lautet der offizielle Name "Krahnenbergbrücke". jedenfalls findet man unter Namedybrücke...

Quiz: Wie gut kennt ihr den Lukasmarkt in Mayen?

  • Heike Gondorf : 10 von 10 richtig ???? Wo kann ich meinen Gewinn abholen?????
Dauerauftrag 2025
Anzeige Haushaltsauflösungen und Ankauf
Illustration-Anzeige
Daueranzeige
Maschinenbediener
Bestellung Nr. 4300003040 - W100 - 606 - Entdecker Bonus
Kirmes Miesenheim
Titelanzeige BH, L, U
Titelanzeige
Empfohlene Artikel
Weitere Artikel

Bürgermeister Jung zu Besuch in der Heinrich-Heine-Realschule plus

Frag doch mal den Neuwieder Bürgermeister

Neuwied. Was bewegt Jugendliche in Neuwied? Was wünschen sie sich für Ihre Stadt – und wo sehen sie Handlungsbedarf? Regelmäßig stellt sich Bürgermeister Peter Jung im Format „Frag doch mal den Bürgermeister“ den Fragen junger Menschen in der Deichstadt. Zuletzt besuchte er dazu die Heinrich-Heine-Realschule plus (HHR), um mit Schülerinnen und Schülern der neunten Klasse ins Gespräch zu kommen – über das, was sie bewegt, was sie stört und was sie sich für ihre Stadt wünschen.

Weiterlesen

Andernach. Am Samstag, 08.11.2025 um 15:30 Uhr lädt die Stadtbücherei Andernach zu einer Lesung zum 150. Geburtstag von Rainer Maria Rilke unter dem Titel „ Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen“ ein. Freuen Sie sich auf eine Lesung mit Texten und Musik. Rezitation: Ralf Buchinger und Gesang: Elena Gontscharowa. In dieser Lesung lässt der Sprecher und Rezitator Ralf Buchinger noch einmal die bekanntesten Texte Rilkes akustisch vortanzen.

Weiterlesen

Dauerauftrag 2025
Mit uns fahren Sie sicher
Dauerauftrag 2025
Baumfällung & Brennholz
Imageanzeige
Kirmes in Miesenheim
Kirmes Miesenheim
Heimat aktiv im Herbst erleben
Heimat aktiv im Herbst erleben
Mitarbeitenden (m/w/d) für ihren Besucherservice
Azubi Forstwirt-/in (m/w/d)
Veranstaltung Magic Gregorian Voices Adenau
Stellenanzeige
Anzeige neues Logo - 5 Jahre BIG Bett in Ahrweiler
Stellenanzeige Reinigungskraft in Teilzeit gesucht
Stellenanzeige - diverse Stellen
250925 Blick Aktuell MAN 290x210 quer Vallendar KW42 + 43