Insolvenzgeld der Arbeitsagentur hilft der in Schieflage geratenen viaSalus GmbH etwas auf die Beine

„Ab April werden Gehälter selbst gezahlt“

Neuer Geschäftsführer Dr. Reinhard Wichels ist bei Tochter der Dernbacher Holding optimistisch

05.02.2019 - 08:15

Koblenz/Region. „Dat jeiht vorbei, dat is nit schlimm, dat is doch alles kein Problem“, singt die kölsche Band Paveier und dies passt zu dem Eindruck, der bei der Pressekonferenz zur Insolvenz der Dernbacher viaSalus GmbH vermittelt wurde. Dr. Reinhard Wichels, er ist jetzt einer der Geschäftsführer der insolventen GmbH, verbreitete bei der Pressekonferenz im Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung in Koblenz Optimismus. Zuvor hatte es ein Krisengespräch mit Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler sowie Vertretern von Mitarbeitern, Unternehmensführung und Kommunalpolitikern aus verschiedenen Kreisen, Städten und Gemeinden gegeben. Und worauf gründet der Sanierer seinen Optimismus? Auf die Gehaltszahlung durch die Agentur für Arbeit, also Insolvenzgeld. Das wird rückwirkend gezahlt, einmalig für den Lohn, der für die letzten drei Monate vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens aussteht. „Das gibt ein Liquiditätspolster, wodurch ab April viaSalus die Gehälter wieder selbst zahlen kann“, erläuterte Sachwalter Dr. Rainer Eckert, der für die Gläubiger vom Gericht eingesetzt wurde.


Betrieb läuft weiter


Übrigens: Da der Betrieb bei viaSalus in allen Bereichen weiterläuft und daher auch die Einnahmen normal sind, bringt das Insolvenzgeld der GmbH ein dickes Polster. Geht man von einem durchschnittlichen Gehaltsaufwand von 3.000 Euro für einen Mitarbeiter aus, wären das bei 3.200 fast 10 Millionen Euro pro Monat, also an die 30 Millionen Euro, die die GmbH einspart. Ob das ausreicht, um die Forderungen der Gläubiger zu decken, ist derzeit noch unklar. „In diesem frühen Stadium können wir das nicht mal schätzen“, erklärte Dr. Wichels.

Jedenfalls scheint die viaSalus GmbH so liquide und kompetent zu sein, dass das Amtsgericht Montabaur einer Insolvenz in Eigenverwaltung zustimmte. Dies ist eine Sonderregelung zur Verwaltung und Verfügung über das Vermögen des Schuldners im vorläufigen Insolvenzverfahren. Es wird also kein Insolvenzverwalter eingesetzt, sondern der Schuldner macht das selbst, in diesem Fall mit dem Unternehmensberater Dr. Wichels. Über das alles wacht der Sachwalter, hier Dr. Eckert. Als geordneten Prozess bezeichnete Dr. Wichels das ganz Verfahren: „Es wurde zeitnah Insolvenz angemeldet und sehr schnell die Zahlen und alles andere transparent gemacht. Das war ein guter Schritt“, lobte er.

Apropos Zahlen: Seit 2016 haben vier Krankenhäuser, das in Düsseldorf ist nicht dabei, pro Jahr ein Defizit zwischen 12 und 20 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Geschäftsführung habe versucht das durch andere Bereiche wie das Seniorensegment auszugleichen, was aber laut Dr. Wichels nicht gelungen ist: „Und so wurde von den Reserven gezehrt. Zusätzlich kam ein kritisches Ergebnis durch Bauverzögerungen, Chefarztwechsel und dass wir um Personal kämpfen müssen.“


Grundlegende Restrukturierung notwendig


Klar, dass Abgeordnete, Landräte, Bürgermeister und auch Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler der viaSalus GmbH Unterstützung zusagen, schließlich geht es ja um die medizinische Versorgung der Menschen. Die Ministerin verwies auf den Strukturfonds des Landes, durch den bereits in Zweibrücken geholfen wurde. An die Förderung aus dem Fonds seien jedoch gewissen Bedingungen geknüpft und so müsse noch geprüft werden. Dr. Wichels glaubt, dass die Krankenhausstandorte sicher seien: „Notwendig ist aber eine grundlegende Restrukturierung für die Träger, Krankenkassen und Mitarbeiter gesprächsbereit sind.“ Er meint, das Insolvenzverfahren habe dem Image der viaSalus und ihren Krankenhäusern nicht geschadet, denn aus Solidaritätsgründen kämen jetzt noch mehr Patienten in diese Krankenhäuser und würden auch von Ärzten vermehrt eingewiesen.

Bei der Restrukturierung der viaSalus GmbH sei aber nicht ausgeschlossen, dass Kliniken verkauft würden, Interessenten gebe es da viele. So hat Dr. Wichels selbst mit drei weiteren Investoren vor drei Jahren das insolvente bisherige AWO-Krankenhaus von Bad Münder (Kreis Hameln-Pyrmont) gekauft, nachdem das wenige Kilometer entfernte Konkurrenz-Krankenhaus in Springe von einem Gremium, zu dem Dr. Wichsels gehörte, geschlossen worden war. Er weist jedoch jeglichen Zusammenhang zurück. HEP

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