SHG für verwaiste Familienangehörige Andernach
Zehn Jahre „Leben ohne dich"
Das nächste Treffen findet am Montag, 2. November statt
Andernach. „Die Selbsthilfegruppe hat uns wieder zurück ins Leben geholfen“, erzählt Martina Ihrlich. Auch andere Eltern sagen, der Weg in die Selbsthilfegruppe sei einer der wichtigsten Schritte gewesen, die sie je gemacht haben. Manche haben sich schon gewünscht, früher gekommen zu sein.
Das Schicksal der anderen
Der Weg in die Selbsthilfegruppe ist oft angstbesetzt. Die Frage „Halte ich das Schicksal der anderen überhaupt aus?", hält Trauernde anfänglich von diesem Schritt ab. Einmal in der Selbsthilfegruppe angekommen, fühlen sich die meisten schon nach dem ersten Gespräch aufgehoben. Niemand verdreht die Augen, wenn man den Namen des verstorbenen Kindes immer wieder aussprechen möchte und die Nähe zum Kind zulassen möchte, nochmal da sein möchte für das Kind, für das verstorbene Kind, das im Leben seiner Eltern und Familie immer präsent ist und bleibt.
Als wäre es gestern gewesen
Es ist ein gutes Gefühl, wenn man wieder und wieder darüber sprechen kann, als wäre es gestern gewesen. Andere Eltern, denen es genauso geht finden sich wieder und fühlen sich gut aufgehoben. Jeder kann darüber sprechen, ohne andere zu stören. Es hilft den neuen Mitgliedern wenn sie ältere Mitglieder erzählen hören und wenn die älteren sagen: „An dieser Stelle, an der du jetzt stehst, habe ich auch schon einmal gestanden und jetzt kann ich wieder am Leben teilnehmen. Ich habe damals gedacht, da komme ich nie wieder hin.“
Seit zehn Jahren
Seit zehn Jahren finden die Treffen statt und es ist eine tolle Gruppe zusammengewachsen, die sich untereinander gut versteht. Anfangs einmal, jetzt zweimal im Monat trifft sich die Gruppe, um jedem Teilnehmer gerecht zu werden und genug Zeit für Gespräche zu haben. Außerdem werden viele unterschiedliche Aktivitäten gemeinsam unternommen: Wandertage, Kreativ-Tage und eine Ferienwoche in Südtirol. Diese Ferienwoche findet bereits im 9. Jahr statt und ist sehr schnell ausgebucht.
Wieder Freude spüren
Sie bietet rund 50 Eltern die Möglichkeit, gemeinsam Urlaub zu machen, unbeobachtet zu sein und darüber sprechen zu können, wie es in ihnen aussieht. Es findet ein Gottesdienst in Gedanken an die Kinder statt. Auch wieder Freude zu spüren, will neu gelernt werden. In dieser Ferienwoche können Eltern wieder lernen, Freude zu empfinden und zu lachen, auch wenn sie den Schmerz noch tief in ihrem Herzen tragen. Sie können diese Freude teilen, wie sie auch den Schmerz teilen.
Für die ganze Familie
In der Selbsthilfegruppe und während der zusätzlichen Angebote entstehen neue Kontakte, Begegnungen – Menschen finden zusammen. Auch wenn manche Betroffene oder Partner nicht regelmäßig kommen können, finden beispielsweise bei den Kreativ-Tagen immer wieder vertraute Gespräche statt. Zunächst spricht man über Gott und die Welt und irgendwann wird von den Kindern erzählt, leben Erinnerungen und Geschichten wieder auf. Die Gruppe hat sich inzwischen für die ganze Familie geöffnet. Omas und Opas oder Geschwisterkinder finden hier Gesprächspartner.
Die Treffen
Die Selbsthilfegruppe "Leben ohne dich" Andernach trifft sich immer am 1. Montag und am 3. Mittwoch eines Monats in der Familienbildungsstätte in Andernach. Das nächste Treffen findet am Montag, 2. November statt.
