Fachtagung „Demenz unter Dach und Fach“
Wie werden wir im Alter leben?
Impulsgeber und Erfahrungsaustausch
Andernach. Die Netzwerke Demenz der Kreise Mayen-Koblenz und Neuwied sowie der Stadt Koblenz organisierten am 21. April die Fachtagung „Demenz unter Dach und Fach“ und gaben damit Fachleuten und Interessierten zahlreiche Informationen über aktuelle Entwicklungen in Rheinland-Pfalz, schafften durch die Referentinnen und Referenten einen beispielhaften Überblick über innovative Wohnformen für Menschen mit und ohne Demenz und ließen Initiatoren die eigenen Projekte vorstellen. Organisiert wurde der Fachtag von den drei Netzwerken in Kooperation mit der Rhein-Mosel-Akademie Andernach und mit Unterstützung der beteiligten Kommunen, der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in RLP e.V., dem Land Rheinland-Pfalz sowie der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach. Die Netzwerke Demenz, so Olaf Spohr (Netzwerk Demenz MYK), wollen den Austausch regionaler Akteure stärken - daher auch der Entschluss zu dieser gemeinsamen Veranstaltung. Man will die Bevölkerung sensibilisieren, betroffenen Familien Angebote darstellen und zugleich das Ehrenamt stärken.
80.000 Demenzkranke in Rheinland-Pfalz
Das Thema rückt vermehrt ins öffentliche Interesse: Wir alle möchten in einer stetig älter werdenden Gesellschaft möglichst lange in der uns vertrauten Umgebung leben. Doch mit zunehmenden Alter steigt auch das Risiko, an einer Demenz zu erkranken - in Rheinland-Pfalz alleine sind aktuell etwa 80.000 Menschen betroffen. Wie kann also ein Leben mit einer Demenzerkrankung in gewohnter Umgebung möglich sein? Gesetzliche Rahmenbedingungen schafft das Land Rheinland-Pfalz mit vielfältigen Initiativen, wie Ingeborg Germann (Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie) darlegte. „Jede ist wichtig“, sagte sie. Ausführliche Informationen bieten zum Beispiel. die Internetseiten www.demenz-rlp.de oder www.menschen-pflegen.de. Besonders unterstrich sie die Wichtigkeit einer guten Vernetzung vor Ort - das sei mit den drei Netzwerken von Mayen-Koblenz, Neuwied und Koblenz bereits sehr gut gelungen. Stephanie Mansmann von der im Januar gegründeten Landesberatungsstelle Neues Wohnen Rheinland-Pfalz weiß, dass es rund 80 Wohngruppen im Land gibt, die allerdings sehr unterschiedlich verteilt sind. Im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie berät sie zum gesamten Komplex „Neue Wohnformen“. Ziel ist es, den demografischen Wandel zu gestalten. Hilfe ist jedoch bei der Initiierung solcher Wohnformen oft nötig, da sie konzeptionell und organisatorisch sehr anspruchsvoll sind.
Impulse durch gesammelte Erfahrungen
Was treibt Menschen an, sich für eine solche Wohnform zu engagieren? Welche Erfahrungen machten sie und wie sieht der Alltag in einer solchen Wohnform aus? Guido Pusch gründete eine Wohngemeinschaft in Marienrachdorf. Auf einem Bauernhof richtete er zwei Wohngemeinschaften ein und wird von einem Pflegedienst unterstützt. Sämtliche Bewohner bringen sich nach ihren Möglichkeiten ein und die Kosten halten sich im Vergleich im Rahmen. Er selbst zeigte sich in seiner Darstellung überzeugt von den Wohngemeinschaften; die Bewohner sind ein Teil seiner Familie geworden. Gottfried Thelen und Uwe Berens stellten in ihrem Vortrag „Oberfell auf dem Weg zum Dorf der Generationen“ vor. Der gemeinnützige Verein „Projekt 3 e.V“ und der „Bürgerverein Oberfell e.V“ entwickelten ein Konzept, das berücksichtigt, dass mit dem demografischen Wandel auch herkömmliche Familienstrukturen zunehmend zerfallen. Das Angebot richtet sich in erster Linie an die Bewohner der Ortsgemeinde Oberfell und der umliegenden Orte. Das Modell „Kompetenzzentrum Oberfell“ ist das beteiligungsorientierte Projekt des Landkreises Mayen-Koblenz im Rahmen seiner Teilnahme als Modellkommune. Dass man auf dem Weg zu einer Wohngemeinschaft auch scheitern kann, musste Marita Keßler, Gründerin der betreuten Wohngemeinschaft „Lebenszeit“ in Mayen erfahren. Sie berichtete von den zahlreichen Stolpersteinen, hohen Kosten und einem sehr großen Arbeitspensum. Am Ende musste der gegründete Verein aufgelöst werden; die Wohngemeinschaft wurde an die „Lebenshilfe“ Mayen übergeben.
Humoristisch-philosophische Herangehensweise an Thema Demenz
Demenz ist ein Thema, das viele zunehmend beschäftigt, das Betroffene und Angehörige sehr ernst werden lässt. Franz-Joseph Euteneuer, Leiter des generationsübergreifenden Begegnungsforums Haus Franziskus in Trier, ist auch als „gerontosophistischer Nähkästchen-Erzähl-Kabarettist“ tätig. Er bewies, dass man auch beim Thema Demenz lachen kann und lockerte die Konferenz auf diese Weise auf. Abschließend diskutierten im Konferenzzentrum der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach Politiker und Fachleute zum Thema des Tages.
Pressemitteilung Netzwerke Demenz
Zum Abschluss diskutieren Fachleute und Kommunalpolitiker: (v.l.) Manfred Halter (Philosophisch-Theologische Fachhochschule Vallendar), Achim Hallerbach (1.Kreisbeigeordneter Landkreis Neuwied), Stephanie Mansmann (Landesberatungsstelle Neues Wohnen Rheinland-Pfalz), Moderatorin Daniela Bublitz, Burkhard Nauroth (1. Kreisbeigeordneter Landkreis Mayen-Koblenz), Franz-Josef Euteneuer.
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