Erich-Kästner-Realschule plus
„Das ist eine besondere Auszeichnung für uns“
Erich-Kästner-Realschule plus gewinnt Wettbewerb - Rektorin Barbara Lohmer im Interview
Bad Neuenahr. Die EKS hat beim Landeswettbewerb „Starke Schule“ den ersten Platz belegt. Was die Auszeichnung für die Schule bedeutet und wie es jetzt weitergeht, erklärt Schulleiterin Barbara Lohmer im exklusiven Interview mit Blick Aktuell.
BLICK aktuell: Frau Lohmer, die Erich-Kästner-Schule darf sich jetzt ganz offiziell „Starke Schule“ nennen. Was hat es mit dem Titel auf sich?
Barbara Lohmer: Das ist ein Programm aus der Hertie-Stiftung. Das gibt es schon seit vielen Jahren. Schulen können sich mit ihren Berufsvorbereitungsprogrammen dort bewerben - und dann mitmachen um den Titel „Starke Schule.“ Er wird alle zwei Jahre von der gemeinnützigen Hertie-Stiftung, der Bundesagentur für Arbeit, der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und der Deutsche-Bank-Stiftung veranstaltet. Bewerben konnten sich alle allgemeinbildende Schulen, die zur Ausbildungsreife führen.
BLICK aktuell: Sie hatten sich schon einmal beworben…
Lohmer: Ja, das war vor einigen Jahren mit unserer Schülerfirma. Jetzt sind wir wieder angeschrieben worden, ob wir uns nicht bewerben wollen. Dafür muss ein komplettes Qualitätsprogramm, ein Bewerbungsschreiben mit circa 50 Seiten vorlegen. Und dann wird es zunächst einmal bewertet, immer unter dem Fokus: Was tut die Schule, damit die Schüler hinterher fit für die Ausbildung sind? Wenn man weiterkommt, wird man von einer Landesjury besucht, die sich die Schule anschaut. Das war im November, und wenn man dann noch weiterkommt wie jetzt, dann wird man von der Bundesjury besucht. Wir sind Erster im Land Rheinland-Pfalz geworden und von den 16 Bundesländern gehen zehn in die Ausscheidung. Das ist also schon eine besondere Ehre, dass wir jetzt schon zu den zehn besten Schulen Deutschlands gehören.
BLICK aktuell: Die Bewerbung war sehr umfangreich und zeitintensiv …
Lohmer: Ja, das war ein Prozess über mehrere Wochen. Ganz schön viel Arbeit. Und natürlich ging der Schulbetrieb auch ganz normal weiter. Alle Kollegen aus den einzelnen Abteilungen - Schülerfirma, Berufsorientierung, Ganztagsschule, Schwerpunktschule - haben ihre eigenen Profilbilder beschrieben. Das musste dann zusammengetragen werden. Insgesamt hat das schon rund sechs Wochen gedauert.
BLICK aktuell: Wie profitieren die Schüler an der EKS konkret von der Auszeichnung?
Lohmer: Natürlich stärkt diese Auszeichnung das „Wir-Gefühl“ aller hier an der Erich-Kästner-Schule. Wir freuen uns alle riesig. Dann wird es einen gemeinsamen Schulausflug geben, um den Schülern zu zeigen: Wir, gemeinsam, haben diese Auszeichnung gewonnen. Dann werden wir sehr stark unterstützt mit Projekten, Tagungen, Referenten von außen für die Schüler. Immer dann, wenn wir aus dem Haus gehen, trägt die Hertie-Stiftung die Kosten. Und dann hat die Schule natürlich auch ein Preisgeld bekommen - 5000 Euro. Was wir damit machen, ist noch nicht ganz sicher. Das muss jetzt von der Gesamtkonferenz und der Gesellschafterversammlung unserer Schülerfirma verhandelt werden.
BLICK aktuell: „Starke Schule“ bedeutet also auch, die Lehrkräfte weiter zu „stärken“ …
Lohmer: Genau! Für die Schule steht jetzt an, dass die Kollegen im Bereich Berufsorientierung und Ausbildungsreife gezielte Tagungen über die Hertie-Stiftung angeboten bekommen - befristet auf vier Jahre. Und dann ist es auch möglich, dass die Schule ab Oktober andere Schulen besuchen darf. Dass wir dort schauen: Was macht diese Schule stark? Gleichzeitig stehen bei uns die Türen offen, damit die anderen Schulen zu uns kommen, und bei uns unser Programm kennenzulernen. Das ist ein großes Netzwerk. Man tauscht sich zwischen den Schulen aus. Es geht um die Fragen: Was ist eurer Programm? Das ist unser Programm? Warum seid ihr so gut? Ziel ist, dass man sich weiterentwickelt.
BLICK aktuell: Sie sind nachgewiesenermaßen gut bei der Berufsorientierung. Wie werden die Schüler denn auf das Berufsleben vorbereitet?
Lohmer: Die Berufsorientierung an unserer Schule ist ein großes Netz. Nicht nur die Wahlpflichtfächer arbeiten darauf hin, das ist auch vernetzt mit Deutsch, mit dem Praxistag, mit der Lernwerkstatt, mit der Sozialarbeit. Es geht sehr viel heute über persönliches Beraten und über Coaching. Wir rufen dann auch mal gemeinsam bei den Betrieben an und üben das Vorstellen. Um die Schüler langfristig da heranzubringen, beginnen wir in der Klasse sechs und legen ein Portfolio an, in dem die Schüler ihre gesamte Bewerbungsphase, Lebensphase, ihre Zeugnisse, ihre Kompetenzbescheide und ihre Diagnosetests sammeln können.
BLICK aktuell: Wichtig sind regionale Partner bei der Berufsvorbereitung. Wie klappt die Zusammenarbeit mit Betrieben hier im Kreis Ahrweiler?
Lohmer: Sehr gut! Wir haben schon sehr viele Betriebe in unserer Partnerschaftsliste. Wir haben ungefähr fünf unterschriebene Patenschaften mit der Wirtschaft - etwa mit der AKNZ, mit der Volksbank und mit der Debeka. Wir arbeiten auch sehr intensiv mit der Handwerkskammer zusammen, mit der IHK und nutzen auch vorhandene Ressourcen. Und nutzen auch deren Angebote - etwa einen Benimmkurs oder ein Training im Assesmentcenter für die Neuntklässler.
BLICK aktuell: An dem Konzept der Realschule plus und dem damit verbundenen Ende der Hauptschulen in Rheinland-Pfalz gab in der Vergangenheit es viel Kritik. Was konnten Sie aus der früheren Hauptschulzeit mitnehmen?
Lohmer: Die Schule ist 40 Jahre alt geworden letztes Jahr. Schon 1979 gab es hier das erste Betriebspraktikum angeboten. Da sind klare Bausteine aus der früheren Hauptschularbeit. Die Schülerfirma, die Arbeitslehre - ganz klar: Das ist unsere Basis. Das lässt sich nicht verleugnen. Das haben wir mitgenommen in die Realschule plus. Wir haben unsere Gewinnen zusammengebracht mit dem neuen Wahlpflichtfach der Realschule plus.
BLICK aktuell: Jetzt geht es um den großen Preis, den Sieg des Bundeswettbewerbes. Dafür schaut sich erneut eine Jury in der Schule um - aufgeregt?
Lohmer: Ja, schon. Das ist schon eine besondere Sache. Wir müssen uns aber nicht verstecken. Wir sind gut und unter den ersten zehn Schulen auf Bundesebene. Jetzt kommt eine neue Jury mit Vertretern aus ganz Deutschland her, um die Schule dann nach neuen Kriterien zu bewerten. Da geht es um das gesamte Schulprofil unter pädagogischen Gesichtspunkten, die Fragen was leisten wir aufgrund der Rahmenbedingungen, was ist möglich aufgrund der Rahmenbedingungen, wie liegt die Schule, sie schauen in den Unterricht und sprechen vor allem mit den Partnern der Berufsorientierung. Wir haben Betriebe dazu eingeladen, die in einer Gesprächsrunde Rede und Antwort stehen.
BLICK aktuell: Frau Lohmer, vielen Dank für das Gespräch und viel Glück für den Bundeswettbewerb!