Kunst kämpft für die Wacholderheiden der Osteifel

Gemäldeausstellung erinnert an Naturschützer Hans Hollederer

Gemäldeausstellung erinnert
an Naturschützer Hans Hollederer

Der Bürgermeister mit den Künstlern der Vernissage „Schutz der Wacholderheiden.“ Foto: FA

09.06.2015 - 10:44

Bad Breisig. Zuweilen hinterlassen Menschen Spuren, ohne sich dessen zu Lebzeiten bewusst zu werden. Ein solcher ist der 2012 im Alter von 62 Jahren verstorbene Bad Breisiger Bürger Hans Hollederer. Der um 1995 in der Quellenstadt ansässig gewordene Ur-Bayer, studierter Jurist und Politikwissenschaftler, wurde einst durch die hohe Politik nach Bonn verschlagen. Er war auf Umwegen in Bad Breisig gelandet und wurde der Lebensgefährte der quellenstädtischen Künstlerin Hildegard (Hilla) Hildebrand. Hans Hollederer war stark der Natur verbunden und mit ein von Idealismus geprägter Kämpfer für den Naturschutz. Dem Wald auch beruflich verbunden, entdeckte er ein gemeinsames Anliegen mit Dr. Alexander Saftig, dem dynamischen Verbandsbürgermeister der Gemeinde „Vordereifel“ (mit Sitz in Mayen), später Landrat des Kreises Mayen-Koblenz. Dr. Alexander Saftig und Hans Hollederer verband eine besondere Liebesbeziehung zu den Wacholderheiden der Osteifel. Beide beobachteten mit Sorge die Veränderung mit Fremd-Bewuchs dieser im Rheinland einzigartigen Landschaft. Vor langen Jahrhunderten war dort der Hochwald als dringend benötigtes Brand- und Bauholz von der ärmlichen Bevölkerung abgeholzt worden. Auf die Dauer hatten sich danach Heidekraut, Wacholder und sonst typische Trocken-Gewächse die abgeholzten Flächen breit gemacht, und so wurde der Bereich der Osteifel zum viel bewunderten Wandergebiet „Wacholderheide“.


Zum Schutz der Wacholderheide


Die Natur hatte sich hier selbst geholfen: Es war über viele Quadratkilometer eine Naturlandschaft mit eigener Fauna und Flora entstanden. Große Wander-Schafherden machten sich für die Landschaftspflege wie selbstverständlich verdient. Mit dem Verschwinden der Schafherden nach dem letzten Krieg verschwand auch deren zuverlässige Pflege der flachen Heidegewächse. Dadurch hatte nach dem letzten Krieg eine langsame, ungewollte Versteppung der einstigen Heidelandschaft eingesetzt; Wacholder und Heidekraut und typische Flora wurden nach und nach von artfremdem Bewuchs bedrängt. Die ungute Veränderung der Landschaft war offensichtlich. Dr. Alexander Saftig, unterstützt und beraten von dem sachkundigen Hans Hollederer, bemühte sich um den nachhaltigen Schutz, wo es notwendig war, auch um die Wiedergeburt der Wacholderheide. Für sie war es ein Akt des Generationenvertrags: Das Typische erhalten - im Dienst der neuen Generation. Die Initiatoren schafften die Aufnahme ihres Anliegens in das EU-LIFE-Projekt zum "Schutz und zur Pflege der Wacholderheiden der Osteifel“. Der gewiefte politische Stratege Hans Hollederer erreichte, dass für diese Aufgabe des Naturschutzes öffentliche Mittel aus verschiedenen Töpfen locker gemacht wurden, und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Nach Entfernen von artfremdem Bewuchs wurde Heidekraut-Samen gestreut, der Wacholder und die Fauna streng unter Schutz gestellt. Der sichtbare Erfolg: Die Osteifel mit ihren wunderschönen Wacholderheiden ist wieder ein gefragtes, viel bewundertes Wandergebiet. Nicht nur Wanderfreunde, die Wacholderheide zieht wegen ihrer malerischen Landschafts-Sujets viele Maler und Fotografen an. Hildegard (Hilla) Hildebrand, Breisiger Künstlerin und Vordenkerin der von ihr geführten „Initiative Bad Breisiger Künstler“, weckte bei ihren Freunden das Interesse, sich dieses Themas anzunehmen und die Wacholderheide, wie sie sich heute wieder darstellt, aus verschiedener Sichtweise, in unterschiedlichen Mal Techniken, aber auch in künstlerischer Fotografie auf Leinwand, Karton, Holz und Keramik zu übertragen.


Von Mystik und Vergänglichkeit


Die Kunstschaffenden haben die Besonderheiten der Wacholderheiden in der Osteifel, die Weite der Landschaft, die Farbenpracht der Natur, deren Rauheit, Mystik, aber auch deren Vergänglichkeit, also den Auftrag, sie für kommende Generationen zu erhalten, mit Pinsel, Spachtel und dem Objektiv festgehalten. Sie halten damit – inspiriert durch Hilla Hildebrand - auch zugleich die Erinnerung an Hans Hollederer wach, der den Erfolg seiner - zusammen mit Dr. Alexander Saftig - ergriffenen Initiative selbst nicht mehr erleben konnte. Die Kunstausstellung „Generationenvertrag Wacholderheiden der Osteifel“ wandert nun durch öffentliche Gebäude der Region und wirbt mit Kunstwerken für die gute Sache. Sie macht zur Zeit längere Station im Sitzungssaal und im Flur des quellenstädtischen Rathauses. Dort sind viele eindrucksvolle Arbeiten der Bad Breisiger Künstler-Initiative präsentiert, z.B vertreten durch Hilla Hildebrand, die im Dienst der Sache mit naturalistischen Pinsel-Arbeiten aufwartet, entgegen ihrer sonstigen künstlerischen Auffassung. Ferner mit dabei Sophie Adrian, Doris Anger, Annegret Brix-Schulz, Walter Buhr, Erika und Paul Hömmerich, Sebastian Hoppen, Peter Krebs, Lisa Leuckert, Klaus Marek, Klaus-Peter Püschel, Erika (Gemälde) und Willi (Fotos) Weißenhagen - und schließlich Altmeister Karl-Heinz Ziebarth. Schön, dass er wieder mit dabei ist. Ziebarths traumhaftes Farbenspiel der Heidelandschaft hebt sich eindrucksvoll aus den sehr unterschiedlichen, allgemein bewundernswerten, mit viel künstlerischem Empfinden und Können, verschiedenen Auffassungen und Techniken gefertigten Exponaten heraus.


Die Vernissage


Zur Vernissage startete Hildegard Hildebrand nach kurzen Grußworten einen interessanten Videofilm, der im Auftrag von Dr. Alexander Saftig hergestellt wurde und anschaulich die Hintergründe und den Stand des „Generationenvertrags Wacholderheide“ darstellt. Bürgermeister Bernd Weidenbach bekannte sich in seiner Rede als großer Fan der Präsentation: „Die Kunst gibt nicht nur das Sichtbare wider, sie macht auch das Unsichtbare sichtbar. So macht sie uns hier mit den Wacholderheiden vertraut.“ Weidenbach erinnerte ebenfalls an das Engagement von Hans Hollederer, den verstorbenen Projektleiter des „EU-LIFE-Projekts zum Schutz der Wacholderheiden in der Osteifel.“ An die Künstlerfamilie gewandt, sagte Bernd Weidenbach: „Ihre Arbeiten und Exponate werfen Fragen auf oder beantworten sie; sie erinnern an nahezu Vergessenes und mahnen uns zur Achtung der Natur. Es ist wichtig, dass Kunst den öffentlichen Raum schmückt, und wir sind dankbar, dass Ihre Kunst in unserem Rathaus ihre Wirkung entfalten kann. Kurzum: Unser Rathaus ist ein Ort vielfältiger Begegnung.“ Peter Krebs, Mitglied der Künstler-Initiative, erwies sich als profunder Kenner der Heide-Natur, speziell des Wacholders. „Er gehört zur Gruppe der Zeder“, dozierte er. „Die Flora und Fauna des Gebietes bedarf der Hege und Pflege“; sein Redebeitrag war ein veritables Plädoyer für den Erhalt des Wacholder-Schutzgebietes für künftige Generationen, eine Aufgabe, der auch die Initiative der Bad Breisiger Künstler diene. Die Ausstellung ist bis zum 31. August hier stationiert und ist zu den Dienstzeiten des Rathauses kostenlos zugänglich.

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Fassungslosigkeit und Entsetzen bei Angehörigen und Beobachtern

Ex-Landrat wird nicht angeklagt: Einstellung des Verfahrens schlägt hohe Wellen

Kreis Ahrweiler. Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat am 17. April 2024 das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Landrat des Landkreises Ahrweiler und den Leiter der Technischen Einsatzleitung (TEL) während der Flutkatastrophe an der Ahr 2021 eingestellt. Die umfangreichen Ermittlungen ergaben keinen ausreichenden Tatverdacht, der eine strafrechtliche Verurteilung ermöglichen würde. Dem Leitenden... mehr...

Polizei bittet Verkehrsteilnehmer keine Anhalter mitzunehmen

Andernach: Fahndung nach flüchtigen Personen und dunklem BMW

Andernach. Seit Mittwochabend, 17. April, gegen 22.37 Uhr finden im Bereich Andernach umfangreiche polizeiliche Fahndungsmaßnahmen nach flüchtigen Personen statt. Gefahndet wird nach einem dunklen 5er BMW mit Mönchengladbacher Kennzeichen (MG). Bei Hinweisen auf das Fahrzeug wird gebeten, sich umgehend mit der Polizei Koblenz unter 0261/92156-0 in Verbindung zu setzen. Nach derzeitiger Einschätzung besteht keine Gefahr für die Bevölkerung. mehr...

Regional+
 

Unfallfahrer konnte sich nicht an Unfall erinnern

Neuwied: Sekundenschlaf führt zu 20.000 Euro-Schaden

Neuwied. Am Montag, 15. April ereignete sich gegen 16.35 Uhr ein Verkehrsunfall auf der Alteck. Ein PKW wurde im Seitengraben vorgefunden, während ein weiteres Fahrzeug auf der falschen Fahrbahnseite zum Stehen kam. mehr...

Die Veranstalter rechnen voraussichtlich mit 500 Teilnehmern

Demo in Ahrweiler: Wilhelmstraße wird gesperrt

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Am Sonntag, den 21. April 2024, findet in Bad Neuenahr-Ahrweiler eine Versammlung unter dem Titel „Sei ein Mensch. Demokratie. Wählen“ statt. Die Veranstalter erwarten etwa 500 Teilnehmer. Aufgrund des geplanten Demonstrationszuges wird die Wilhelmstraße zeitweise gesperrt sein. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
K. Schmidt:
Wenn ich das richtig sehe, gab es, bevor der Landkreis/Landrat die Einsatzleitung übernahm bzw. übernehmen musste, doch auch in den einzelnen Kommunen schon Leiter. Die staatsanwaltschaftlichen Arbeiten beziehen sich wohl nur auf Landrat bzw. dessen Kreisfeuerwehrleiter. Heißt das, darunter haben Herr...
K. Schmidt:
In der Pressekonferenz ging man auch auf die Warnungen und Hinweise dort, wo es sie gab, ausführlicher ein. So wurden Feuerwehrleute mancherorts belächelt, ignoriert, gar beschimpft. Dann frage ich mich, was soll dann irgendwer noch anderes tun? Wie will man denn jemanden regelrecht evakuieren, der...
Amir Samed:
Es sind nicht die Migranten, die Deutschland über Gebühr belasten, im Gegenteil, es sind die falschen, die mutwillig falsch hereingelassenen Migranten, und es sind die richtigen, die integren, fleißigen Migranten, die versuchen, mit den restlichen Deutschen dagegenzuhalten....
juergen mueller:
Liebe Frau Friedrich. Den werden weder Sie noch meine Wenigkeit überzeugen, ändern noch zum Schweigen bringen, einen, der doch fast nur von (vielleicht) klugen Sprüchen/Zitaten anderer lebt, das Internet auf der Suche nach Informationen durchforstet, die seine/r Meinung entsprechen/unterstützen u....
Amir Samed:
Zum Kommentar von Gabriele Friedrich einige (kluge) Worte von Margaret Thatcher: „Je lächerlicher, weit hergeholter und extremer ihre Versuche sind, uns zum Schweigen zu bringen, desto mehr freue ich mich darüber“...
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service