Elfte Auflage der „Casino Nacht der Legenden“ in Bad Neuenahr mit neuem Besucherrekord
Liz Mitchell lässt Disco-Ära aufleben
Bad Neuenahr. Daddy ist immer noch cool: Zur elften Auflage der beliebten Casino Nacht der Legenden kamen so viele Besucher wie noch nie. Mehr als 900 Fans der guten Musik strömten in den Großen Kurhaussaal nach Bad Neuenahr und erlebten eine musikalische Zeitreise in die Disco-Ära der 70er- und 80er Jahre. „Die Karten waren schnell ausverkauft“, frohlockte Spielbank-Geschäftsführer Michael Seegert. Die Kapazitäten des Saals seien damit langsam aber sicher ausgeschöpft. So war auch das eine oder andere traurige Gesicht zu sehen, als die Abendkasse erst gar nicht mehr öffnete.
Legenden der Disco-Ära
Seit 2007 ist die Casino Nacht ein regelrechter Besuchermagnet, konnten die Veranstalter doch von Beginn an mit prominenten Showacts aufwarten. Neben den „Rubettes“ gaben sich auch die schottische Popgruppe „Marmalade“ und Sydney Youngblood schon einmal die Ehre. Und auch zur elften Casino Nacht hatten sich Legenden der Disco-Ära angekündigt: Keine Party ging einst ohne sie ab. Die Disco-Ära ohne Songs von Boney M.? Daran war nicht zu denken. Die Band um Galionsfigur und Tänzer Bobby Farrell und Leadsängerin Liz Mitchell brachte nicht nur karibisches Flair ins Musikbusiness der 70er- und 80er Jahre, sie verbreitete das ausgelassene Lebensgefühl der Zeit. Ihr Rhythmus ging ins Blut, und ihre Songs gingen in die Beine. Das zog nicht nur vor dreißig Jahren in den Bann, sondern noch heute: Mit der Original-Leadsängerin Liz Mitchell erhielt ein Musikstar Einzug in der Kurstadt und hatte sämtliche Schlager von Boney M. im Gepäck. Gut gelaunt versetzte sie die tobende Menge mit den größten Klassikern zurück in die Zeit der Schlaghosen und Discosounds.
Fans aus nah und fern, in Gruppen oder mit der Familie wollten sich dieses Event nicht entgehen lassen. In zwei Großraumtaxen war eine Gruppe aus der Eifel angereist, nur um eine der Heldinnen ihrer Jugend live zu erleben. Unter den Gästen waren auch Ex-Rennfahrer Klaus Ludwig und Stadtbürgermeister Guido Orthen. Wie Michael Seegert erklärte: „Besucher kommen aus einem Umkreis von rund 100 Kilometern.“ Viele Gäste nutzten zudem das Angebot, den Konzertbesuch gleich mit einer Übernachtung im Steigenberger Hotel zu verbinden. Schmackhafte Snacks der hoteleigenen Küche fanden ebenfalls regen Zuspruch. Übrigens: Den Casino-Eintritt gab’s an diesem Abend wie auch einen Begrüßungssekt umsonst, und die Plätze direkt vor der Bühne waren wie immer: heiß begehrt.
Völlig aus dem Häuschen empfingen die gespannten Zuhörer den stimmgewaltigen Musikstar Liz Mitchell. Gerade noch war sie für Fernsehaufzeichnungen in Köln, und schon Bad Neuenahr zugegen. Blitzlichtgewitter und ein lautes Raunen begleiteten die ersten Minuten, während sie mit Schwester Jessy und Nichte Sabrina „I’m Born Again“ anstimmten. Blinkende Gitarren-Accessoires, leuchtende Knicklichter und ein fetzig geschmückter Kurhaussaal boten ein visuelles Schauspiel der atmosphärischen Spitzenklasse.
Die Partymenge sang im Chor
Die Bühnenbilder versprühten einen Hauch von Karibikfeeling, hoben passend zu den Songs Pyramiden und Palmen in den Vordergrund, und an den Wänden erinnerten Tänzersilhouetten an vergangene Musikzeiten. Die Empore war im gewohnt festlichten Kurhaussaal für Besucher der Casino Nacht geöffnet. Hier konnte den Ton- und Bildtechnikern über die Schulter geschaut werden und das Geschehen aus gediegenerer Perspektive verfolgen. Lange hielt es niemanden auf den Stühlen, animierte Liz Mitchell mit famosen Klassikern und Ohrwürmern à la „Daddy Cool“, „Rivers of Babylon“, „Holiday“ und „Sunny“ doch schnell zum Tanz. Im Kollektiv sang die tobende Partymenge „Ra, Ra Rasputin“, oder groovte zu „Barbara Streisand“. Tänzer Tony dancte wie in alten Zeiten und hatte dabei mächtig die Schweißperlen auf der Stirn. Partystimmung, wie sie einst in jedem deutschen Partykeller der 70er Jahre angesagt war und nun noch einmal live im Kurhaussaal erklang, begeisterte Jung und Alt gleichermaßen. Jugendliche, Anzugträger und betagte Senioren gaben sich die Klinke in die Hand – die Zielgruppe reichte von 20 bis 70. Leisere Töne stimmte Liz Mitchell bei dem Beatles-Klassiker „Let It Be“ an, und rührte mit ihren bewegten Tränen die Zuhörer gleich mit. Nur mit Klavierbegleitung und technisch-choraler Unterstützung in den Höhenlagen schaffte sie einen einzigartigen Moment. Nach einer ausführlichen Zugabe verließ die Leadsängerin die Bühne, aber nicht ohne ihren Fans für einen Erinnerungskuss oder einen Schnappschuss zur Verfügung zu stehen. Zuvor hatte sie beim Schlusslied „Hold on the Ocean“ mit zahlreichen Fans auf der Bühne getanzt und geschunkelt. Liz Mitchell durfte den tobenden Applaus jedoch keineswegs für sich alleine beanspruchen, denn auch die Band „Pop History“ mit Sängerin Helen Forster heizte dem Publikum gekonnt mit einem Streifzug durch die Popjahrzehnte von Woodstock bis San Francisco, von den „Beach Boys“ über die „Rolling Stones“ bis hin zur Neuen Deutschen Welle ein.
Sie spannten den Bogen musikalisch von der Wirtschaftswunderzeit über die Beat-Ära der Sixties, die groovigen 70er, die ausgefallenen 80er Jahre und die Boyband-Ära ein Jahrzehnt später. Ihre Beatles-, Bee Gees-, Beach Boys- und Stones Medleys waren Extraklasse, Gesang und Instrumentierung überzeugend. Selbst die Instrumente und Kostüme der Musiker erinnerten irgendwie an vergangene Tage. Ein ständig wechselndes projiziertes Bühnenbild zeigte Szenen aus dem Musikjahrzehnt.
Geburtstagsständchen
In den Pausen sorgte ein amüsantes Musikquiz für Abwechslung: Titel und Interpret mussten anhand von kurzen Ausschnitten erkannt werden. Begleitet wurde dieses Quiz von der Moderatorin und ehemaligen Miss Germany Alexandra Philipps. Nach Peter Kühn und Barry D. führte seit Langem noch mal eine weibliche Moderatorin durch den Abend des Casino-Events. Und sieh hatte ihre zwölfjährige Tochter Leonie dabei, die zu ihrem Geburtstag ein Ständchen des gesamten Publikums dargeboten bekam – ein rührender Moment. Für die pfiffigsten Musikkenner gab’s attraktive Preise zu gewinnen. Die Party dauerte noch bis spät in die Nacht an. Am Ende waren sich Veranstalter wie Besucher einig: Auch diese Casino Nacht war wieder legendär – mit einer Neuauflage im April in Bad Dürkheim. Welcher Showact dann dabei sein wird? Spielbank-Direktor Michael Seegert mochte noch nicht zu viel verraten. Bemerkt habe er, dass Schlager stets gut ankommen. Beim Musik-Quiz sei die Menge bei Jürgen Marcus’ „Eine neue Liebe“ am Kochen gewesen. „Wir wissen, dass nach Hot Chocolate 2012 und Liz Mitchell die Luft dünner wird. Das Publikum erwartet immer wieder eine Steigerung. Doch das ein oder andere Ass haben wir noch im Ärmel“, verriet er, und schloss „etwas ganz Neues“ wie beispielsweise einen Schlager-Abend nicht aus. „Von Veranstaltung zu Veranstaltung wurden es mehr Gäste“, freute sich Spielbank-Geschäftsführer Michael Seegert über den Erfolg der Serie. „Die Casino Nacht hat sich etabliert. Die Leute wissen, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis und das Ambiente stimmen. Unser Durchhaltevermögen hat sich bestätigt.“ Auch Michael Seegert glaubt: „In Privatinitiativen liegt die Zukunft der Partykultur in Bad Neuenahr.“ Diese Tendenz sei klar erkennbar.
