Koblenzer Jobcenter-Chef präsentierte positive Bilanz: Um 195 ist Zahl der Bedarfsgemeinschaften 2012 gesunken
Hartz-IVler bekamen 40 Millionen Euro
Koblenz. Um 195 gesunken ist im vergangenen Jahr gegenüber 2011 die Zahl der Koblenzer Gemeinschaften, die Hartz IV erhielten. Diese Zahl und eine positive Bilanz präsentierte jetzt der Geschäftsführer des Koblenzer Jobcenters, Arno Ackermann, auf einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit.
Verringerung der Bedarfgemeinschaften
Da in Koblenz im vergangenen Jahr die Arbeitslosenquote sank, verringerte sich auch die der sogenannten Bedarfsgemeinschaften auf 4784. Da diese im Schnitt aus etwa zwei Personen bestehen, erhielten im Jahresdurchschnitt 9320 Koblenzer Gelder vom Jobcenter. Im schlechtesten Jahr 2006 waren es noch 11420. „Die gute Entwicklung des vergangenen Jahres ist zu einem großen Teil auf die Ansiedlung des Versandhändlers Amazon zurückzuführen“, betonten Arno Ackermann und Ulrike Mohrs, die Leiterin der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen, die zusammen mit der Stadt Koblenz das Jobcenter trägt. „Hier hat sich die enge Zusammenarbeit zwischen Agentur, Jobcenter und Unternehmen bezahlt gemacht“, erklärte Mohrs. 550 „Kunden“ konnte allein das städtische Jobcenter an das neue Logistikunternehmen im Gewerbegebiet an der A61 vermitteln. „Darunter waren auch viele Menschen, die schon seit Jahren vergeblich auf die Chance für einen Neuanfang gewartet hatten“, erklärte Arno Ackermann und kam zum Kernproblem, dem seine 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Vermittlung zunehmend gegenüberstehen.
Wichtige Aufgabe im sozialen Rechtsstaat
Denn die Aufgabe des Jobcenters ist eine der wichtigsten im sozialen Rechtsstaat überhaupt, und die Mitarbeiter helfen, wo dies dringend notwendig ist – honoriert wird das nicht immer. Denn sie stehen im Spannungsfeld zwischen dramatischen Schicksalen, menschlichen Abgründen, tiefer Not und dem, was die Gesellschaft sich leisten kann und will. Die günstige wirtschaftliche Lage der vergangenen Jahre führt zwar zu einer erhöhten Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften, doch genau diese Voraussetzungen erfüllen die „Kunden“ des Jobcenters häufig nicht. Es bleiben vor allem die übrig, die gleich mit einer ganzen Palette von Problemen zu kämpfen haben. „Oft müssen wir in einem langwierigen Prozess erst einmal die Grundlagen dafür schaffen, dass jemand eine Stelle finden und auch behalten kann“, gab Ackermann zu bedenken. Die enge Zusammenarbeit mit Drogen- oder Schuldnerberatung habe deshalb im Jobcenter Tradition.
Aber auch in anderer Hinsicht würden so oft wie möglich Netzwerke genutzt. Sei es bei Projekten für Jugendliche, Ältere, schwerbehinderten Menschen oder Wiedereinsteigerinnen – wo immer es sinnvoll erscheine, arbeite man mit den Kollegen der Arbeitsagentur, der Stadt, anderen Ämtern oder auch mit freien und kirchlichen Trägern eng zusammen. So engagiert sich das Jobcenter im „Koblenzer Bündnis für Familie“ und beim Runden Tisch „Selbsthilfe für Alleinerziehende“.
Hohe Kosten
Das alles kostet Geld, viel Geld, das von der Stadt Koblenz und der Agentur für Arbeit aufgebracht wird. Im vergangenen Jahr waren es 59,5 Millionen Euro, von denen die Stadt 21 Millionen und die Arbeitsagentur 38,5 Millionen Euro zahlten. 40 Millionen Euro gingen an die Hartz IV-Empfänger, 6,9 Millionen Euro kostet allein die Verwaltung des Jobcenters und 4,3 Millionen wurden unter anderem in außerbetriebliche Ausbildung, Einstiegsqualifizierung, Projekte für ältere Arbeitslose oder Wiedereinsteigerinnen, aber auch in Drogen- und Schuldnerberatung investiert. Für eine Kommune wie Koblenz seien diese Kosten schon enorm, betonte Bürgermeisterin Marie-Theres Hammes-Rosenstein. „Doch hier geht es vor allem darum, den arbeitslosen Menschen in unserer Stadt wieder eine Perspektive zu verschaffen.“ Als Jugenddezernentin sei sie froh, dass sich durch die allgemeine Entspannung auch die Situation vieler Kinder verbessert habe, deren Eltern nun nicht mehr auf Leistungen der Grundsicherung angewiesen seien. „Außerdem beruhigt es mich, dass die Arbeitslosigkeit in der Altersgruppe der 15- bis 25-Jährigen überdurchschnittlich gesunken ist und wir mehr jungen Menschen zu einem gelungenen Start in ihre berufliche Zukunft verhelfen konnten.“
Widersprüche gegen Bescheide
Aber es gibt auch zahlreiche Hartz IV-Empfänger, die gegen die Jobcenter-Bescheide Widerspruch einlegen oder vor dem Sozialgericht sogar klagen. „Das waren 228, von denen noch 40 in der Schwebe sind“, sagte Ackermann, „im vergangenen Jahr erhielten wir 1360 Widersprüche, von denen 328 zurückgenommen oder stattgegeben wurde. Bei insgesamt 25 000 Bescheide wird nur gegen knapp 1 Prozent geklagt, auch mehrfach.“ Abschließend hob Bürgermeisterin Hammes-Rosenstein hervor, dass Koblenz ein sehr starker Handels- und Wirtschaftsplatz ist, was auch dem Jobcenter zugute kommt: „Wenn wir keine Arbeitsplätze haben, funktionieren auch die Arbeitsvermittlungen nicht. In Koblenz zieht die Wirtschaft mit und greift auf Angebote von Jobcenter und Arbeitsagentur zurück. Vor allem Amazon hat sich stark im Jobcenter bedient“, lobte die Bürgermeisterin.
