Die Ahrtaler Autorin Karin Joachim im Interview
Abstruse Botschaften und launige Polizisten
Kreis Ahrweiler. Elf Krimis, so vielfältig wie das Ahrtal selbst: Ein Mann kehrt Jahre nach einem tödlichen Unglück in seinen Heimatort zurück und erhält abstruse Botschaften, eine von der Brücke in Rech verschwundene Steinfigur gibt einem launigen Polizisten Rätsel auf und ein Skelettfund im Wald bei Lommersdorf entpuppt sich als großer Segen. Kommissar Gerhard Zenner will eigentlich Urlaub machen und muss unfreiwillig auf einem Weingut an der Mittelahr ermitteln. Eine Wanderung auf dem Rotweinwanderweg nach Mayschoß endet tödlich und ein Mann, der schon vor Jahren gestorben ist, stellt das Leben eines Ahrweiler Architekten völlig auf den Kopf. Eine Kündigung bringt in den 1930er-Jahren das Fass in Bad Neuenahr zum Überlaufen und ein Auftragsmord mit Komplikationen lässt das Leben eines Bad Bodendorfer Sozialarbeiters aus den Fugen geraten.
Diese und andere spannende Geschichten können Leserinnen und Leser nun in „Abgründiges Ahrtal“ erfahren. Denn so lautet der Titel einer Kurzgeschichtensammlung von Karin Joachim, die im BLICK aktuell - Interview über ihr neustes Werk informierte.
BLICK aktuell: Frau Joachim, bald erscheint ein neues Werk von Ihnen – um was geht es?
Karin Joachim: Der Band „Abgründiges Ahrtal“ beinhaltet 11 Kurzgeschichten. Die meisten dieser kriminellen Kurzgeschichten sind keine Ermittlerkrimis im klassischen Sinn, vielmehr stehen die Personen im Vordergrund, denen als Opfer oder Täter etwas Unerwartetes widerfährt oder die unvermittelt zum Handeln gezwungen werden. Sei es, dass ein lange gehütetes Geheimnis ans Licht drängt, sei es, dass plötzlich das gesamte Leben aus den Fugen gerät. Vom Ton her sind diese Erzählungen mal skurril, mal düster, aber auch humorvoll. Die Geschichten folgen dem Ahrverlauf, spielen in Blankenheim, Antweiler und Müsch, Lommersdorf, Hönningen und Dümpelfeld, im Langfigtal, einem Weingut an der Mittelahr, in Mayschoß, Rech, Ahrweiler und Walporzheim, Bad Neuenahr und Heimersheim sowie in Bad Bodendorf.
BLICK aktuell: Sie haben bereits einige Ahrtal-Romane verfasst. Treffen wir auf bekannte Figuren?
Karin Joachim: Eine Vielzahl von neuen Charakteren findet in diese Erzählungen Einzug. Allerdings dürfen sich die Leser durchaus auf die Begegnung mit einigen bekannten Figuren freuen. Jana Vogt, die Tatortfotografin aus meinen Ahr-Krimis tritt jedoch nicht auf, dafür eine sehr rätselhafte Person, die alte Frau aus meinem ersten Ahr-Krimi „Krähenzeit“. Ihr widme ich eine eigene Geschichte, in der plausibel wird, warum sie sich in späteren Jahren derart merkwürdig verhalten hat.
BLICK aktuell: Die Flut im Ahrtal hat die Landschaft verändert. Welche Rolle spielt die Katastrophe im Werk?
Karin Joachim: Die Geschichten, die in dem aktuellen Band versammelt sind, entstanden über einen längeren Zeitraum, die meisten noch vor der verheerenden Ahrflut. Anders als bei meinem letzten Ahr-Krimi „Eine Nacht im Juli“ wollte ich die Katastrophe nicht zum Mittelpunkt machen, da ich mir wünsche, dass die Lektüre die Leser von ihren Alltagssorgen ablenkt, und sie vor allem relativ unbelastet eine neue erzählerische Seite von mir kennenlernen können. Deshalb verlegte ich die Handlung teilweise in die Vergangenheit, z.B. in die 1980er-, 1990er- oder 2000er-Jahre. „Feuer und Wasser“ hat sogar die 1930er-Jahre zum Thema. In Geschichten, die in der Gegenwart verortet sind, werden die Ereignisse vom Juli 2021 bzw. deren Auswirkungen eher am Rande thematisiert. Umso mehr widme ich mich den Besonderheiten der Region, weshalb ich diesen Erzählungsband auch als eine Hommage an das Ahrtal betrachte.
Weitere Infos:
Abgründiges Ahrtal, Karin Joachim, 264 Seiten, EUR 15,00 [D], ISBN 978-3-8392-0179-4.
ROB

Danke, dieses Gespräch macht Lust darauf, in die Geschichten einzutauchen.