Rheinbacher JVA-Bedienstete protestieren
Aktionstag „Justiz“ machte Belastungen sichtbar
Rheinbach. Eine Haftanstalt ist ein Ort, über dessen Organisation, Abläufe und die ihn umgebende Arbeitswelt viele Menschen kaum oder gar nicht informiert sind. Doch damit für die Inhaftierten ein Haftalltag jenseits bloßer Verwahrung entsteht, der nicht nur Perspektiven eröffnet, sondern auch Wege in ein straffreies Leben aufzeigt, ist großes Engagement aller Bediensteten im Gefängnis notwendig. Und das meist unter belastenden Bedingungen wie akutem Personalmangel und Schichtdienst. Da bildet auch die Justizvollzugsanstalt Rheinbach keine Ausnahme, wo derzeit insgesamt 270 Bedienstete die rund 600 Gefangenen betreuen. Um auf die Belastungen, die Verantwortung und die Leistung der Beschäftigten im Strafvollzug aufmerksam zu machen, rief der Bund der Strafvollzugsbediensteten in NRW (BSBD) am Standort Rheinbach kürzlich zur Teilnahme am bundesweiten Aktionstag „Justiz“ im Rahmen einer „aktiven Mittagspause“ auf. Zudem wollte man hiermit den laufenden Tarifverhandlungen und den Kernforderungen nach Erhöhung der Tabellenentgelte um sieben Prozent, mindestens jedoch um 300 Euro monatlich bei einer Laufzeit von zwölf Monaten Nachdruck verleihen. An der halbstündigen Demonstration beteiligten sich sowohl die tarifbeschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, als auch solidarisch ihre verbeamteten Kolleginnen und Kollegen.
„Ein Thema, dasoft hinten runterfällt“
„Wir wollen uns hier heute einmal zeigen, weil wir sonst wenig Möglichkeiten dazu haben. Das Thema Vollzug ist ein Thema, das oft hinten runterfällt und trotzdem wahnsinnig wichtig ist – weil wir für Sicherheit sorgen und auch für Resozialisierung, die zu Sicherheit führen soll. Zudem machen wir so auch auf den Personalmangel aufmerksam, der uns schwer zu schaffen macht. All das muss sichtbar werden, nicht nur intern, sondern auch öffentlich“, sagte Sozialarbeiterin Melanie Wendt vom BSBD, die seit 15 Jahren in der Justizvollzugsanstalt Rheinbach arbeitet. „Der öffentliche Dienst ist die Lösung für viele der Probleme, die unser Land derzeit und in Zukunft in ihrem Bann halten. Man muss ihn nur lassen und man darf ihn nicht länger beschneiden. Die Menschen zweifeln zumeist nicht an Demokratie und Pluralismus, sie misstrauen aber einem Staat, der die Basics nicht geregelt bekommt. Es fehlt dem öffentlichen Dienst an Personal. Und genau das muss Thema der anstehenden Einkommensrunde mit den Ländern sein“, ergänze Volker Geyer, Bundesvorsitzender dbb Beamtenbund und Tarifunion in einer Pressemitteilung.
Eine der Kernforderungen: faire Bezahlung für wichtige Arbeit.
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