Arbeitskreises Heimatgeschichte und Brauchtum im WWV

Bewegte Geschichte der Kapelle Montabaur-Allmannshausen

25.07.2016 - 11:30

Montabaur. Bei gleißender Sonne, an einem der heißesten Tage dieses Jahres, versuchten die Teilnehmer des 213. Treffens des Arbeitskreises Heimatgeschichte und Brauchtum im WWV einen Platz im Schatten zu finden.

Doch die neu gepflanzten Linden bei der unter Denkmalschutz stehenden Kapelle im Stadtteil Allmannshausen boten noch nicht diese Möglichkeit . In zwei Jahren hofft man, das 125-jährige Bestehen dieses Kleinodes wieder feiern zu können. Zunächst suchen jedoch der Leiter des Arbeitskreises, Guido Feig sowie Lothar Elsner Dokumente über die wechselvolle Geschichte dieses Kulturdenkmales.

Einleitend wies Guido Feig darauf hin, dass dieses „Gotteshäuschen“ in der Literatur kaum Erwähnung findet. Es gab jedoch den Hinweis, dass es anstelle einer anderen, im „Sauerthal“ stehenden Kapelle 1893 eingeweiht wurde. Die Kapelle an der „Sauerthaler Pforte“, die an der Fernverbindung von Trier über Koblenz nach Limburg lag, wurde bereits 1607 erbaut und vermutlich vom Montabaurer Pfarrer Nikolaus Sayler eingesegnet. Fritz Schwind fand einen Eintrag in der geognostischen Beschreibung des Herzogtums Nassau aus dem Jahre 1831, in der die „Quelle bei Montabaur im Sauerthale, daselbst an der Kapelle“ vermerkt ist. Als diese Kapelle nach knapp 300 Jahren baufällig wurde, entschloss man sich, eine neue Kapelle an der Staudter Straße zu bauen.

Die Bewohner dieser Zeit lebten in dem Gebiet der heutigen Verbandsgemeinde oft bescheiden. So wanderte eine Schar von ihnen um 1846 nach Texas aus. Einige von ihnen beteiligten sich an der Gründung der Stadt Fredericksburg, die heute die erste Partnerstadt der Verbandsgemeinde Montabaur ist. Im Gelbachtal siedelte 1853 sogar eine ganze Gemeinde nach Nordamerika über. Einige ihrer Nachfahren besuchten 2003 und 2013 die Heimat ihrer Vorfahren und wurden herzlich empfangen.

In Dernbach bildete sich die Kongregation der Armen Dienstmägde Jesu Christi, in Montabaur die der Barmherzigen Brüder, um den Armen zu helfen.

Erst mit dem Bau und der Inbetriebnahme der Westerwaldbahn nahm die Gegend einen größeren Aufschwung. So wurde der Bahnhof Montabaur am 31. Mai 1884 eingeweiht und die Postkutschenzeit ging zu Ende. Als Standort der neuen Kapelle und einiger Betriebswohnungen wählte man den Bereich vor dem Bahndamm an der Straße nach Staudt. Dort konnte die Kapelle, das „Allmannshäiser Bildche“, wie es im Volksmund genannt wurde, am Sonntag, dem 2. Juli 1893 von Dekan Philipp Laux, dem Stadtpfarrer von St. Peter in Ketten feierlich eingeweiht werden. Zu dieser Zeit war Dr. Karl Klein Bischof von Limburg, Bruder Vinzenz Salzig Generaloberer der Barmherzigen Brüder von Montabaur, Adam Kuster Bürgermeister von Montabaur, Paul Spickendorf Landrat des Unterwesterwaldkreises, Dr.

Bernhard Werneke Leiter des Gymnasium und Dr. Friedrich Bartholome Seminardirektor des in Montabaur ansässigen Lehrerseminars.

Über die Eröffnungsfeier berichtete das Kreis-Blatt für den Unterwesterwaldkreis in seiner Ausgabe Nummer 53 und einige Monate später, dass die Opferbüchse erbrochen und der Inhalt gestohlen worden sei. Der Dieb machte jedoch keine große Beute, da diese „von berufener Seite“ kurz davor entleert wurde. Diese Hinweise konnte die Leiterin des Stadtarchives, Dr. Regina Fiebich, zur Verfügung stellen, ebenso Pläne vom Anfang des vorigen Jahrhunderts, in denen die Kapelle bereits eingetragen ist.


100-Jahrfeier im Jahr 1993


Die 100-Jahrfeier am 3. Juli 1993 fand bei gutem Wetter einen sehr großen Anklang. Nach einem Wortgottesdienst von Dekan Pfarrer Georg Niederberger konnten die Teilnehmer im Schatten der Linden ein ausgiebiges Fest feiern, zu dem die Blaskapelle Josef Schmidt aufspielte. Josef Otto Schneider vermerkte in seinem Bericht, dass der Reinerlös dem Kinderheim Santa Rosa in Bolivien zu Gute kam, das seit längerer Zeit in Patenschaft der Kolpingsfamilie stand. Ausdrücklich dankte der Pfarrer dem Ehepaar Hildegard und Ludwig Metternich, das die Kapelle seit 1968 pflegte. Zuvor betreute Maria Bender seit Jahrzehnten das Kapellchen, wo viele Menschen innehielten und vielleicht in einem Gebet die Gottesmutter anriefen. Etwa seit 1993 war dann Lothar Elsner dem Ehepaar Metternich behilflich. Ihnen allen gehört unsere Anerkennung, stellte Feig heraus. Edgar Lenz konnte bei dem Treffen des Arbeitskreises eine kleine Sammlung Bilder von der 100-Jahrfeier zeigen.

Bei einem Gespräch mit der Westerwälder Zeitung im Dezember 1994 sicherte der damalige Bürgermeister Dr. Paul Possel-Dölken zu: Trotz ICE-Bahn bleibt die alte Kapelle „Ammerhäiser Bildche“ erhalten und fällt nicht der Schnellbahntrasse zum Opfer. 2010 unterbreitete Dachdecker Clemens Müller (Horbach) dem Apotheker Günther Windeck ein Angebot zur Neueindeckung der Kapelle mit Schiefer, das auch zur Ausführung kam. Zusätzlich wurden auch die zertrümmerten, mit Blei verglasten Fenster erneuert und durch ein Gitter gesichert. Lothar Elsner berichtete, dass auch die ehemalige Mutter-Gottes-Statue entwendet und von Pfarrer Niederberger ersetzt worden sei. Daraufhin habe man sich entschlossen, ein Eisentor durch den Kunstschmied Rainer Girmann in die Eingangsöffnung zu setzen.


Pläne zur Neugestaltung


Durch Straßenbaumaßnahmen bei der Kapelle wurde das Umfeld wesentlich verändert. Im Stadtrat wurde bereits ein Plan für die Neugestaltung des Geländes vorgestellt. Die Teilnehmer des Arbeitskreises sprachen sich dafür aus, dass die Anlage wie bisher so schlicht wie möglich gehalten werden sollte und auch für Rollstuhlfahrer nutzbar ist. Bei Restaurierungsarbeiten im Innenraum sollte möglichst wenig verändert und die Grundsätze der Denkmalpflege berücksichtigt werden. In den Monaten Juli und August dieses Jahres wird die Kapelle jeden Mittwoch von 14 bis 16 Uhr für Besucher geöffnet. Um mehr Informationen von der Geschichte dieser Kapelle, beispielsweise Bilder der früheren Ausstattung, zu bekommen, wird gebeten, sich an Lothar Elsner, Tel. (0 26 02) 1 61 12 oder Guido Feig, Tel.(0 26 02) 49 23 zu wenden.

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