Gymnasium Calvarienberg Ahrweiler

Calvarienberg-Schülerinformierten sich über EnAHRgie

Calvarienberg-Schüler
informierten sich über EnAHRgie

Ahrweiler. Im Rahmen der Unterrichtsreihe Wissenschaftstheorie besuchte der Philosophie-Grundkurs MSS 13 gemeinsam mit Kursleiterin Dr. Annette Gies die „European Academy of Technology and Innovation Assessment“ in Ahrweiler. Dort begrüßten sie Dr. Bert Droste-Franke, Head of Department „Energy“, um die Arbeit der Akademie insgesamt und im Speziellen das Forschungsprojekt „EnAHRgie“ vorzustellen.

Energieversorgung ist eines der Themen, denen sich die Europäische Akademie (EA) widmet. Dabei wird das Energiesystem wissenschaftstheoretisch, aber auch im Hinblick auf ethisch-gesellschaftliche Konsequenzen untersucht. Im wissenschaftlich-technischen Bereich zeigte Droste-Franke den Schülern auf, wie komplex die Systembeschreibung beginnend mit der Bestimmung der Ressourcen, der Erzeugung bis hin zu Verbrauch und Verteilung innerhalb der Gesellschaft sei. Im Hinblick auf die ethische Komponente gelte es, langfristige, zukunftsfähige Lösungen zu realisieren. Dabei habe die Akademie zwei Kriterien entwickelt: die dynamische Stabilität und die soziale Robustheit. Ersteres sei so zu verstehen, dass die zu entwickelnde Lösung gegenüber negativen Einwirkungen wie Wetterveränderungen oder technischen Sicherheitsmängeln stabil bleiben sollte bei gleichzeitiger Optionsoffenheit für positive Entwicklungen. Zweites Kriterium sagt aus, dass die anvisierte Lösung zum einen innerhalb verschiedener Wertesysteme akzeptierbar sein, zum anderen aber auch invariant gegenüber verschiedensten Interessen sein müsse, um tragfähig zu bleiben. Nur so könne eine wissenschaftlich robuste Politikberatung seitens der EA erfolgen.

Das Projekt „EnAHRgie“

Von Bedeutung für die Region ist das seit März 2015 laufende vierjährige Projekt „EnAHRgie“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird und sich um die nachhaltige Landnutzung mit einem Schwerpunkt auf der Energieversorgung dreht. Beispielhaft soll der Kreis Ahrweiler herangezogen werden, um darzustellen, wie unter anderem eine Umstrukturierung im Bereich der Energiewirtschaft mit einem umweltfreundlichen Schwerpunkt erfolgreich verlaufen kann. Dabei soll ein Konzept erarbeitet werden, wie man auf kommunaler Ebene den Kreistagsbeschluss „100 % Erneuerbare Energien bis 2030“ effektiv umsetzen kann. „Das Projekt hat jetzt Halbzeit und erste Ergebnisse sollen im August 2017 vorgestellt werden“, so Droste-Franke.

Basierend auf der Diskursethik von Jürgen Habermas finde nach Aussage des Referenten die Arbeit in einer inter- und intradisziplinären Expertengruppe mit Vertretern der Wissenschaft, aber auch der Praxis statt. Diese Innovationsgruppe entwickelt zurzeit eine Methode, die Szenarien beschreibt. Diese werden diskutiert und bewertet durch Experten, Interessensgruppen und Entscheider des runden Tisches, wo allen an diesem Prozess beteiligten Gruppierungen, Verbänden sowie Vertretern aus Politik und Wirtschaft Raum gegeben wird, ihre Belange, Erwartungen und Perspektiven darzulegen. Das fertige Energiekonzept wird eine Testphase in drei weiteren Landkreisen deutschlandweit durchlaufen. Anschließend werden Empfehlungen zur Entwicklung der Sektoren Strom und Wärme unter Berücksichtigung der Aspekte Speicherung und Effizienz vor dem Hintergrund rechtlicher, politischer, gesellschaftlicher und finanzieller Bedingungen gegeben.

Die Europäische Akademie hat vor kurzem ihr 20-jähriges Jubiläum mit Festakt und Tagung in Bonn gefeiert, wo sie ihre Arbeit im Hinblick auf die „Grand Challenges“, die großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Klimawandel, Ressourcenschonung und Energiewende, vorstellte und Teilbereiche dieser Themenfelder diskutierte. Vorrangiges Ziel der Akademie unter der Leitung von Prof. Petra Ahrweiler ist es, neue Technologien und Innovationen zu untersuchen und ihre Folgen in technischer, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, aber auch ethischer Hinsicht zu erforschen und wissenschaftlich fundierte Folgeerscheinungen zu prognostizieren sowie robuste Empfehlungen zu geben. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich die 20 festen und über 160 freien Mitarbeiter der Akademie, die sich in erster Linie aus der Professorenschaft rekrutieren, aus den verschiedensten wissenschaftlichen Bereichen zusammensetzen. Darunter befinden sich Naturwissenschaftler, Mathematiker, Ingenieure, aber auch Philosophen, Ethiker und Wirtschaftswissenschaftler.

Für die Schüler des Philosophiekurses wurde im Vortrag die theoretisch-pragmatische Ausrichtung der EA deutlich. In Ergänzung zur Forschung der Grundlagenwissenschaften wurde hier das an der faktischen Umsetzung interessierte und an der Verbesserung technischer Prozesse orientierte Arbeiten der EA am Beispiel des regional bedeutsamen Projektes EnAHRgie vorgeführt.