St. Elisabeth in Mayen rüstet sich für die Zukunft mit Demenzbegleitern

„Demenz im Krankenhaus ist eine Herausforderung“

„Demenz im Krankenhaus
ist eine Herausforderung“

In der „Guten Stube“ im St. Elisabeth Mayen wird mit Hilfe einer Aktivbox der Umgang mit dementen Patienten erleichtert. Dr. Jeni Alecu (v.l.), Renate von Ritter und Agnes Ortmann begutachten den Inhalt. Foto: privat

26.08.2016 - 14:30

Mayen. „Die Zahlen sind alarmierend: 2009 hatten wir im Durchschnitt zwölf Prozent demente Patienten hier im Krankenhaus, Tendenz steigend. Für das kommende Jahr rechnen wir mit 25 Prozent“, berichtet Renate von Ritter, Fachkraft für Gerontopsychiatrie im Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein, St. Elisabeth Mayen. Jeder vierte Patient wird demnach dement - eine große Herausforderung für die Ärzte, Pflegekräfte und die Krankenhausleitung. „Stellen Sie sich vor, Sie haben eine akute Erkrankung, kommen ins Krankenhaus und wissen nicht wie alt Sie sind, wo Sie wohnen, ob Sie verheiratet sind oder Kinder haben. Da kommen fremde Menschen, die Ihnen wehtun, beispielsweise mit einer Spritze, Sie sind ängstlich und unsicher“, so beschreibt Dr. Jeni Alecu, Fachärztin für Innere Medizin und Geriatrie, die Gefühlslage eines dementen Menschen, der in ein Krankenhaus kommt. Meist sei dann auch der Tag- und Nachtrhythmus gestört. Diese Patienten benötigen eine besondere Form von Zuwendung - Zuwendung, für die im hektischen Alltag die Zeit und auch die Ausbildung fehlt. Im Hinblick auf die demographische Entwicklung und die immer älter werdende Gesellschaft muss sich ein Krankenhaus vorbereiten, denn der Prozentsatz der dementen Menschen steigt im hohen Alter rasant an. Einen Zuschuss von den Krankenkassen für diese Patienten gibt es nicht. Vorausschauend begann die Krankenhausleitung eine strategische Entwicklung. Seit einigen Jahren beschäftigen sich der Kaufmännische Direktor, Georg Schmitz, und Pflegedienstleiterin Mechthild Annen intensiv mit dem Thema Demenz. Es wurde eine Arbeitsgruppe „Demenz“ gegründet, die sich aus je einem Mitarbeiter der einzelnen Stationen zusammensetzt. Dieses Team hat auch die „Gute Stube“ verwirklicht, einen Raum, der wohnlich eingerichtet ist und den Demenzbegleitern wie auch den Patienten einen Ort zum Rückzug und zur Ruhe bietet. Renate von Ritter steht als Fachfrau zur Seite: „Jede räumliche Veränderung ist für einen dementen Menschen eine absolute Überforderung.“ Um den Patienten den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten und die Pflegekräfte zu entlasten wurde ein Konzept zur ehrenamtlichen Demenzbegleitung entwickelt. „Wir müssen auf die dementen Menschen zugehen und uns intensiv mit ihnen beschäftigen. Also in Ruhe ins Gespräch kommen, Vertrauen aufbauen, Nähe zulassen, spazieren gehen, um die Mobilisation zu erhalten, oder Gedächtnistraining, um die Erinnerung zu stärken. Oft ist es auch so, dass die Angehörigen mehr Beratung brauchen, als der Patient selbst.“


Demenzbegleiter benötigen keine speziellen Vorkenntnisse


Das Betätigungsfeld eines Demenzbegleiters ist also weitläufig, aber auch überaus interessant. Spezielle Vorkenntnisse sind nicht nötig. Die ersten freiwilligen Helfer sind bereits gefunden und starten in diesen Tagen in das Programm. Nach einer einführenden Schulung werden sie einmal pro Woche für drei Stunden im St. Elisabeth tätig sein. Eine von ihnen ist Agnes Ortmann. Die 66-Jährige kennt das Haus. Bis vor vier Jahren hat sie dort als Krankenschwester in der Inneren Medizin gearbeitet. „Ich habe meine demente Mutter über lange Zeit begleitet, deshalb weiß ich, wie wichtig es ist, Zeit für diese Menschen zu haben und Halt zu geben.“ Helfen bei ihrer neuen Aufgabe wird die von Renate von Ritter entwickelte „Aktivbox“. Darin befinden sich Spiele, Bücher oder auch selbst genähte Greifdecken. „Das Anfassen und Spüren fördert die Beruhigung“, weiß die Fachkraft. Agnes Ortmann ist begeistert von den Möglichkeiten, die das St. Elisabeth jetzt dementen Patienten bietet, und freut sich auf die Arbeit.


Freiwillige Helfer willkommen


Wer Interesse an dieser ehrenamtlichen Arbeit hat, kann sich gerne mit Mechthild Annen, Tel. (0 26 51) 83-20 00, E-Mail: mechthild.annen@gk.de, in Verbindung setzen.

Gemeinschaftsklinikum

MittelrheingGmbH

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Fassungslosigkeit und Entsetzen bei Angehörigen und Beobachtern

Ex-Landrat wird nicht angeklagt: Einstellung des Verfahrens schlägt hohe Wellen

Kreis Ahrweiler. Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat am 17. April 2024 das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Landrat des Landkreises Ahrweiler und den Leiter der Technischen Einsatzleitung (TEL) während der Flutkatastrophe an der Ahr 2021 eingestellt. Die umfangreichen Ermittlungen ergaben keinen ausreichenden Tatverdacht, der eine strafrechtliche Verurteilung ermöglichen würde. Dem Leitenden... mehr...

Polizei bittet Verkehrsteilnehmer keine Anhalter mitzunehmen

Andernach: Fahndung nach flüchtigen Personen und dunklem BMW

Andernach. Seit Mittwochabend, 17. April, gegen 22.37 Uhr finden im Bereich Andernach umfangreiche polizeiliche Fahndungsmaßnahmen nach flüchtigen Personen statt. Gefahndet wird nach einem dunklen 5er BMW mit Mönchengladbacher Kennzeichen (MG). Bei Hinweisen auf das Fahrzeug wird gebeten, sich umgehend mit der Polizei Koblenz unter 0261/92156-0 in Verbindung zu setzen. Nach derzeitiger Einschätzung besteht keine Gefahr für die Bevölkerung. mehr...

Regional+
 

Unfallfahrer konnte sich nicht an Unfall erinnern

Neuwied: Sekundenschlaf führt zu 20.000 Euro-Schaden

Neuwied. Am Montag, 15. April ereignete sich gegen 16.35 Uhr ein Verkehrsunfall auf der Alteck. Ein PKW wurde im Seitengraben vorgefunden, während ein weiteres Fahrzeug auf der falschen Fahrbahnseite zum Stehen kam. mehr...

Die Veranstalter rechnen voraussichtlich mit 500 Teilnehmern

Demo in Ahrweiler: Wilhelmstraße wird gesperrt

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Am Sonntag, den 21. April 2024, findet in Bad Neuenahr-Ahrweiler eine Versammlung unter dem Titel „Sei ein Mensch. Demokratie. Wählen“ statt. Die Veranstalter erwarten etwa 500 Teilnehmer. Aufgrund des geplanten Demonstrationszuges wird die Wilhelmstraße zeitweise gesperrt sein. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare

„Von der Wiege bis zur Bahre“

S. Bull:
Die Nordart ist eine absolut empfehlenswerte und grandiose internationale Ausstellung von hohem Niveau! Wer in der Region Urlaub macht oder aus sonstigen Gründen in den Norden reist, sollte sich für einen Besuch der Nordart unbedingt Zeit nehmen! Oder auch nur deswegen dorthin fahren - es lohnt sic...

Er träumte von einer Künstlerkolonie in Mendig

ämge:
Peter Mittler war ein großer Träumer mit großen Träumen. Er war ein Getriebener, ein Schaffer ein Erschaffer. Ich sehe ihn immer noch vor mir, in seiner Werkstatt, egal ob an heißen Sommertagen oder im tiefsten Winter bei minus Graden, fortwährend an irgendwelchen Objekten modelierend oder mit dem Schweißgerät...
Jürgen Schwarzmann :
Für alle Betroffenen im Ahrtal ist die Entscheidung der Staatsanwaltschaft schwer nachzuvollziehen. Ich hätte mir schon gewünscht, dass das Verfahren eröffnet worden wäre um so in einem rechtsstaatlichen Verfahren und einer ausführlichen Beweisaufnahme die Schuld bzw. Unschuld festzustellen. Die Entscheidung...
K. Schmidt:
Wenn ich das richtig sehe, gab es, bevor der Landkreis/Landrat die Einsatzleitung übernahm bzw. übernehmen musste, doch auch in den einzelnen Kommunen schon Leiter. Die staatsanwaltschaftlichen Arbeiten beziehen sich wohl nur auf Landrat bzw. dessen Kreisfeuerwehrleiter. Heißt das, darunter haben Herr...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service