Andy Neumann aus Ahrweiler hat einen Thriller mit Realitätsanspruch verfasst

Der Erstling ist „keine leichte Kost“

Der Erstling ist „keine leichte Kost“

Andy Neumann freut sich auf das Erscheinen von Zehn“. Foto: HG

Ahrweiler. Der Leser darf, wie es aussieht, bei diesem Buch, „keine leichte Kost“ erwarten. So schätzt es jedenfalls Andy Neumann ein. Und der muss es wissen. Denn er hat „Zehn“ verfasst, seinen Erstling, der mit rund 350 Seiten im Frühjahr herauskommt. Was aber wirklich ins Auge springt auf dem bereits vorliegenden Cover, sind nicht diese vier Buchstaben des Titels, sondern ein fettes gelbes X auf schwarzem Grund. Keine anheimelnde Farbgebung.

Genau so ist das gewollt. Schließlich hat Neumann, der mit Frau und Kindern in Ahrweiler lebt, einen Thriller geschrieben über einen Serienmörder, der jahrelang eine Blutspur durch Deutschland zieht. Seine Taten sind nicht aufzuklären – weder Muster, noch Zeugen, noch erkennbares Motiv oder Verbindung zwischen den Opfern. Wenn ein BKA-Mann diese Sparte bedient, horcht man auf. Neumann, der 1975 in Neuwied zur Welt kam, ermittelte nach seiner Kommissarsausbildung beim Bundeskriminalamt neun Jahre lang im Terrorismusbereich. Von 2008 bis 2010 absolvierte er das Masterstudium an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster. Innerhalb seiner Vorstandstätigkeit für den „Bund Deutscher Kriminalbeamter“ veröffentlichte er zahlreiche Stellungnahmen und gab Interviews, etwa für Spiegel Online, die Welt und Bild online.

Ermittler schreiben viel

Der Umgang mit der Sprache als vielfach einzusetzendes Medium ist ihm also vertraut. Mit Wörtern zu arbeiten hat er seit jeher gemocht. „Deutsch war mein Lieblingsfach, und schließlich habe ich einen schreibenden Beruf ergriffen. Unsere Ermittler sitzen locker 80 Prozent im Büro und verbringen die halbe Zeit mit Schreiben.“ Der BKA-Beamte fügt hinzu: „Auch draußen wird viel notiert, anders als im Krimi.“ Grundsätzlich bemängelt er an den Darstellungen in Literatur und Film: „Das hat nichts mit dem zu tun, wie es in der Wirklichkeit aussieht.“ Der Widerspruch zu seiner Erfahrung professioneller Polizeiarbeit trieb ihn dazu, unter die Autoren zu gehen. Außerdem reizte es ihn, aus einer speziellen Perspektive zu erzählen, nämlich aus der Sicht des Killers. „Das bekannteste Beispiel dafür ist ‚Das Schweigen der Lämmer‘“, heizt Neumann die Fantasie an.

Warum war es ihm so wichtig seinen Thriller „Zehn“ zu nennen, obgleich der Titel schon einmal für ein Buch von Franka Potente verwendet wurde, mit deren Verlag man sich allerdings einigte? Darüber schweigt der Autor. Wenn man indes die höhnische Aussage „seines“ Killers kennt – „Neun Jahre, neun Tote, und ihr habt immer noch keine Ahnung, wer ich bin“ – scheint sich eine Deutungsrichtung aufzutun. Laut Gmeiner Verlag, der Neumanns Werk herausbringt, dreht es sich um „die Geschichte eines Mörders auf der tödlichen Suche nach seinen Grenzen“. Neumann ist stolz, dass sie „bei dem größten Krimiverlag Deutschlands Anklang fand“. Er, der eigene Gedichte auf Geburtstagen vortrug, sagt aber auch selbstbewusst: „Ich wusste, ich kann auch Prosa.“

Der Leser ist gefordert

Das Geschehen ist überwiegend im Ruhrgebiet, Düsseldorf, Köln und Krefeld angesiedelt. Warum nicht im Ahrtal? „Ich wollte kein Ahrtalkrimi-Autor sein, weil ich diese Geschichten nicht erzählen kann“, lautet die entschiedene Antwort. „Die Geschichten, die ich mit meinem Hintergrund erzählen kann, sind ganz einfach andere“, erklärt Neumann. Es fiel ihm leicht, eine Story zu ersinnen. „Die hat sich in mir recht schnell aufgebaut.“ Das Ergebnis jedoch fordert den Leser. „Er muss hart mitarbeiten. Nicht jeder der Handelnden weiß alles, und manchmal sind auch Dinge nicht zu verstehen.“ Eben wie bei wirklichen Kriminalfällen. Obgleich der Autor nichts über die Ereignisse im Buch preisgibt, eröffnet er doch, dass nicht allein die Sicht des Mörders, „der in seinem Drang nach dem nächsten Kick immer höhere Risiken eingeht“, zum Tragen kommt. Auch aus der Warte des um Aufklärung bemühten Lokaljournalisten Rolf Günter Niessen, einst eine Legende als Polizeireporter, wird berichtet. Und dann ist da noch eine maßgebliche Perspektive, die von Torben Kanther, Leiter der Mordkommission, dessen Ermittlerteam es nicht gelingt, weitere Verbrechen zu vereiteln.

Der Gmeiner Verlag ist an einer Fortsetzung interessiert. Tatsächlich hat sich in den Hirnwindungen des Thrillerschreibers schon wieder etwas verdichtet, das einen Folgeband abgeben könnte. Doch nun will er erst einmal schauen, ob seine Ersterscheinung „Zehn“ beim Publikum gut ankommt. Eines aber steht schon fest: Im Bad Neuenahrer Weingut Sonnenberg, Heerstraße 98, will Andy Neumann seine Premierenlesung des Buchs am 9. Mai halten. Die Neuerscheinung kommt als Taschenbuch zu 15 Euro heraus.