„Stolpergang“ in Sinzig mit 150 Teilnehmern

Der Opfer von einst gedenken und heutigen Ressentiments entgegenwirken

Veranstaltung setzte sich mit der Pogromnacht der Nazis von 1938 und Antisemitismus auseinander

13.11.2019 - 10:02

Sinzig. Es war eine würdevolle Gedenkveranstaltung und eine politische Demonstration mit einer klaren Aussage in der Stellungnahme gegen den in Deutschland ganz real existierenden Antisemitismus. Wie im Vorjahr trafen sich rund 150 Sinziger am Sonntag auf dem Kirchplatz zum Zeichen der Erinnerung an die jüdischen Opfer der sogenannten „Reichskristallnacht“ zu einem Gedenkrundgang durch die Stadt. Der „Stolpergang“, den eine Projektgruppe des Bürgerforums Sinzig organisierte, fand dabei Unterstützung bei den Kirchengemeinden in der Stadt und der Stadt Sinzig selbst. Hörbareres Zeichen. Die Glocken von Sankt Peter riefen weithin hörbar zu dieser Veranstaltung. In einer gegenüber dem Vorjahr veränderten Route führte der Rundgang durch die Stadt zu Wohnstätten jüdischer Mitbürger, die vor 81 Jahren Opfer des Holocausts wurden. Am Jüdischen Mahnmal in der Rheinstraße am Standort der Sinziger Synagoge konnten mitgebrachte Kerzen entzündet werden.

Mit dem Erinnern an die Vorgänge in Nazideutschland und dem respektvollen Gedenken der Opfer wollen die Veranstalter deutlich machen, dass die damals hier ansässigen Menschen jüdischen Glaubens, ihre Verfolgung und Ermordung nicht vergessen sind. Gleichzeitig wollen sie damit den heutigen Antisemitismus und die Ressentiments gegenüber Fremdem ins Bewusstsein rücken: „Laut einer Studie des Jüdischen Weltkongresses hat jeder vierte Deutsche antisemitische Gedanken. Unser Gedenken an die Opfer der Shoah soll auch dazu einladen, sich mit aktuellen Formen des Antisemitismus auseinanderzusetzen“, sagte die Koordinatorin der Projektgruppe, Veronika Wiertz.

Die Begrüßung auf dem Kirchplatz übernahmen Uli Martin vom Bürgerforum und Rudolf Menacher. Menacher ließ dabei noch einmal die Historie der Reichskristallnacht in Sinzig mit all ihren abschreckenden Ereignissen Revue passieren. Anschließend führte der gemeinsame Gedenkgang durch die Gudestraße über Koblenzer Straße, Münzgasse, Ausdorferstraße, Rheinstraße (Jüdisches Mahnmal), Grabenstraße bis zur Barbarossastraße. An der letzten Station in der Barbarossastraße berichtete Friederike Gross-Koschinski beispielhaft vom Schicksal der Familie, die dort gelebt hat.

Der Bonner Klarinettist Georg Brinkmann gab dem „Stolpergang“ mit seiner Klezmermusik den klanglich passenden Rahmen. Mit dem Ablauf der Veranstaltung, aber vor allen Dingen mit der großen Beteiligung der Sinziger waren die Verantwortlichen sehr zufrieden. BL

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